Coronabekämpfung im Blindflug: "Die heutigen Zahlen sind schwer daneben"
"Die Daten von heute sind schwer daneben": Dieser Satz, aus dem Mund von Statistik-Professor Erich Neuwirth, bedeutet, dass Österreich bei der Coronabekämpfung im Blindflug unterwegs ist.
Eigentlich hätte Donnerstag, der 12. November, ein entscheidender Tag sein sollen, um zu sehen, ob der aktuelle Lockdown wirkt. Es ist der Tag 10 nach dem Inkrafttreten der Maßnahmen, und an diesem soll laut Experten die Wende im Infektionsgeschehen eintreten. Doch nun ist alles anders.
Nachdem die Daten von Mittwoch unbrauchbar sind, kann man am Donnerstag nicht abschätzen, ob die Neuinfektionen stabilisiert sind. Neuwirth: "In Wien gab es zuletzt um die 1000 tägliche Neuinfektionen, jetzt sind es plötzlich 2000. Da passt etwas nicht. Offenbar gibt es Nachtragsmeldungen. Es ist möglicherweise das Meldesystem EMS zusammengebrochen."
Das wiederum bedeutet, dass die Zahlen der Vortage - die je um die 6000 lagen - auch nicht gestimmt haben, die Zahl der Neuinfektionen dürfte höher gewesen sein.
Beratungen ab Freitag
Ab Freitag will die Regierung beraten, ob sie die Maßnahmen verschärfen muss - dazu ist jedoch eine valide Datenbasis unerlässlich.
Wie müssten die Daten aussehen, damit die Regierung davon ausgehen kann, dass die aktuellen Maßnahmen greifen?
Neuwirth: "Ende März war es so: Da haben sich die täglichen Neuinfektionen zuerst stabilisiert, indem sie ein paar Tage nicht gestiegen sind. Und dann ging es rapide bergab."
Nachdem man nun aber nicht weiß, wie hoch das tatsächliche Infektionsniveau in den Vortagen war, wird man sich schwertun mit der Einschätzung, ob eine Stabilisierung eingetreten ist.
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