Corona: Weniger Scheidungen, aber auch weniger Heiratswillige

Corona: Weniger Scheidungen, aber auch weniger Heiratswillige
Aktuelle Studie beleuchtet Auswirkungen von Corona auf Familien und skizziert Familientrends der vergangenen zehn Jahre.

Weniger Hochzeiten, weniger Scheidungen, ein Rekord bei der Kinderbetreuung sowie ein Anstieg bei der Familienbeihilfe: Dies sind die familienspezifischen Auswirkungen der Corona-Pandemie im Jahr 2020 laut dem aktuellen Report des Österreichischen Instituts für Familienforschung (ÖIF) "Familien in Zahlen".

Die Studie erscheint jährlich und wird vom Soziologen Markus Kaindl und vom Ethnologen Rudolf Karl Schipfer, beide Mitarbeiter des an der Uni Wien angesiedelten ÖIF (Leitung Wolfgang Mazal), erstellt.

Neben einer Bilanz der letzten Dekade 2010 bis 2020 ist diesmal ein Sonderkapitel dem Corona-Jahr 2020 gewidmet. Sowohl die Zahl der Eheschließungen wie jene der Scheidungen ging im Vergleich zum Vorjahr zurück: Es gab um 13,8 Prozent weniger Hochzeiten, die Scheidungsrate sank von 40,7 Prozent (2019) auf 37,6 Prozent (2020).

Wenig überraschend wurde aufgrund der Pandemie auch ein Höchststand an institutionell betreuten Kindern verzeichnet. Und die Ausgaben für die Familienbeihilfe sind 2020 um 21 Prozent gestiegen - ein Grund dafür ist die coronabezogene Einmalzahlung in Form des Kinderbonus, für die 656 Mio. Euro aufgewendet wurden.

Familientrends 2010-2020

Frauen bekommen immer später ihre Kinder. Der Familienreport zeigt, dass zwischen 2010 und 2020 das durchschnittliche Alter einer Frau bei der ersten Geburt gestiegen ist. Lag es 2010 bei 28,5 Jahren, so lag es 2020 schon bei 30 Jahren. Das ist das höchste durchschnittliche Alter bei Erstgeburten seit Beginn der Aufzeichnung.

Verheiratete Eltern. Die meisten Kinder unter 15 Jahren wachsen nach wie vor in Familien mit Eltern auf, die verheiratet sind oder in einer eingetragenen Partnerschaft leben. Es gibt jedoch einen leichten Rückgang bei dieser Familienform. Der Anteil der unter 15-Jährigen, die bei Ehepaaren bzw. Eingetragenen Partnerschaften leben, ist in der Dekade von 72,8 Prozent auf 71,2 Prozent zurückgegangen.

Weniger Alleinerziehende. Rückläufig ist die Anzahl der Alleinerziehenden mit Kindern unter 15. Sie ist um 7,6 Prozent zurückgegangen.

Mehr erwerbstätige Mütter. Der Anteil aktiv erwerbstätiger 25- bis 49-jähriger Frauen mit Kindern unter 15 Jahren ist zwischen 2010 und 2020 um 2,5 Prozentpunkte gestiegen. Der Anteil der erwerbstätigen Väter ist jedoch viel höher als der der erwerbstätigen Mütter. Im Jahr 2010 betrug der Unterschied 27,1 Prozentpunkte, im Jahr 2020 23,9 Prozentpunkte.

Mehr Teilzeitarbeit. Die Teilzeitquote der Mütter mit Kindern unter 15 Jahren ist um 4,6 Prozentpunkte gestiegen, die der Väter um 2,7 Prozentpunkte. Allerdings ist ein viel größerer Anteil an Müttern Teilzeit erwerbstätig (75,5 %) als Väter (8,3 %).

Deutlich mehr Kinderbetreuung. Bei der Kinderbetreuungsquote konnte man in der letzten Dekade einen starken Anstieg bei den Kindern unter drei Jahren sehen. Sie ist zwischen 2010 und 2020 von 19 Prozent auf 29,9 Prozent im Jahr 2020 gestiegen.

Familienministerin Susanne Raab meinte in einer ersten Stellungnahme zum Familienreport, die Ergebnisse "helfen uns, unsere Politik bei den Bedürfnissen der Menschen anzusetzen". Und sieht sich "besonders im Bereich der Kinderbildung und -betreuung" bestätigt: Erst kürzlich habe sich der Bund "klar dafür ausgesprochen, die Länder mit noch mehr finanziellen Mitteln zu unterstützen, um Kinderbetreuung weiter auszubauen".

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