Corona: Lehrer rechnen mit "hohem Maß an Normalität" im Herbst
Auch wenn im Herbst mit einem erneuten Anstieg der Infektionszahlen zu rechnen ist, geht der oberste Lehrergewerkschafter Paul Kimberger (FCG) von einem "hohen Maß an Normalität" im kommenden Schuljahr aus. Der Umgang mit Infektionsfällen an Schulen bleibe zwar eine große Herausforderung, es gebe aber bessere Werkzeuge und mehr Erfahrung als vergangenen Herbst und auch die Impfungen würden die Ausgangslage verbessern. Schließungen von Klassen oder Schulen erwartet er dennoch.
Monitoring und Frühwarnsystem
Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) wird seine Pläne für das kommende Schuljahr im Detail zwar erst in der kommenden Woche vorstellen, die Eckpunkte sind allerdings schon bekannt: Neben Impfappellen an Lehrpersonal und Eltern setzt er auch auf den verstärkten Einsatz von aussagekräftigen PCR-Tests, gegebenenfalls auch auf Luftfilter sowie Maskentragen. Zusätzlich sind ein Monitoring des Infektionsgeschehens an den Schulen und ein Frühwarnsystem geplant.
Für Kimberger ist das ein gangbarer Weg, um "mit den entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen, aber größtmöglicher Normalität" in das neue Schuljahr zu gehen. Besonders wichtig sei der Lehrervertretung die Sicherheitsphase nach Schulbeginn, in der häufige Tests stattfinden sollen. "Unter diesem Gesichtspunkt können wir - mit der gebotenen Vorsicht, aber doch - zuversichtlich in den Herbst schauen", so der Gewerkschafter zur APA, der betont, dass die Maßnahmen eng zwischen Gewerkschaft und Ministerium abgestimmt seien.
Schulschließungen dürfen "nur der letzte Schritt sein"
Die allgemeine Linie, wonach Schulschließungen auch bei hohen Infektionszahlen nur der letzte Schritt sein dürften, trägt Kimberger trotz der ansteckenderen Delta-Variante mit. Es werde zwar regional zu Maßnahmen wie Absonderungen von Klassen oder da und dort zu Schulschließungen kommen, erwartet Kimberger. "Ich hoffe aber, dass wir nicht wieder irgendwelche Maßnahmen in der Fläche machen und beispielsweise komplett ins Distance Learning oder in den Schichtbetrieb gehen müssen, weil sich ja relativ schnell herausgestellt hat, dass der Präsenzbetrieb durch nichts zu ersetzen ist. Und da geht es weniger um die Stoffvermittlung als vielmehr auch die Schule als soziales Gefüge."
Impfquote unter Lehrern "bereits sehr hoch"
Einer derzeit medial diskutierten Impfpflicht für Lehrerinnen und Lehrer kann Kimberger auch weiter nichts abgewinnen, eine solche ist allerdings in der Regierung derzeit ohnehin nicht angedacht. Die Impfquote unter Lehrern sei bereits sehr hoch, betont der Lehrervertreter, laut Hochrechnungen der Gewerkschaft seien in dieser Gruppe 80 Prozent immunisiert. Nicht umsonst hätten die Lehrer so vehement frühe Impfangebote eingefordert, so Kimberger, der weiter auf Überzeugung und Motivation setzen will. Im Bildungsressort schätzt man, dass 75 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer geimpft sind.
Rechtliche Hürden bei unterschiedlichen Datenbanken
Offizielle Zahlen zur Impfquote beim Lehrpersonal fehlen unterdessen weiter. Bildungsminister Faßmann hatte zwar angekündigt, diese gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium erheben zu wollen. In der Praxis stellt sich die Zusammenführung der Lehrerdaten aus dem Bildungsressort mit den Impfdaten aus der elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) des Gesundheitsministeriums allerdings nicht so einfach dar. Derzeit wird im Gesundheitsressort noch geprüft, ob eine Übermittlung der entsprechenden Datensätze rechtlich möglich überhaupt ist. Selbst dann würde die technische Umsetzung aufgrund unterschiedlicher Systemvoraussetzungen allerdings einige Zeit in Anspruch nehmen, heißt es im Gesundheitsministerium auf APA-Anfrage.
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