Geld oder Leben - vom Kampf gegen Pleitewelle UND Pandemie

Geld oder Leben - vom Kampf gegen Pleitewelle UND Pandemie
Ein Tag Kampf gegen das Virus im Menschen, am anderen Tag Kampf gegen den Killer in der Wirtschaft. Lässt sich dieser Spagat schaffen?

Die Regierung führt derzeit einen Zwei-Fronten-Kampf. Mindestens zwei.

Das Geld

An einem Tag verkündet sie Maßnahmen gegen die Ausbreitung das Virus. Hände waschen, Abstand halten, zuhause bleiben. Mit besonders scharfen Parolen tut sich da immer wieder ausgerechnet der grüne Vizekanzler Werner Kogler hervor. Jenen, die stundenlange Radtouren in Gruppengröße absolvieren, droht er mit einer Verschärfung der Maßnahmen. Die harte Rhetorik funktioniert ja großteils auch. Mittlerweile gibt es die Gehsteig-Hopper, die wenn man plötzlich um die Ecke biegt, panisch auf die andere Seite des Gehsteigs springen, den Kopf senken und vermutlich auch die Luft anhalten.

Am anderen Tag muss die Wirtschaft gerettet werden. Die ja wegen Punkt 1 (der Virusverbreitung) schwer ins Trudeln gekommen ist. Erst am Mittwoch verkündete das steirische Handelsunternehmen Kastner & Öhler, dass bald Schluss sei, wenn nicht sehr bald frisches Geld komme.

Mit der Praxis befasste Wirtschaftsprüfer und Steuerberater schreien ebenfalls Alarm. Nicht laut - da wagt sich kaum jemand hinaus -, aber im Finanz- und Wirtschaftsministerium, bei Landeshauptleuten und Lobbyisten. Wenn nicht bald Liquidität fließt, wächst sich das schon sehr bald zu einer veritablen Pleitewelle aus. Und zwar nicht nach Ostern, sondern schon früher. Einen völligen Shut-down bis weit nach Ostern halten sie auch für die Wirtschaft für nicht aushaltbar.

Details der Regierung heute?

Dem Vernehmen nach soll bis spät in den Mittwoch Abend hinein im Finanz- und Wirtschaftsministerium an der Ausarbeitung der exakten Förderrichtlinien gearbeitet worden sein. Denn bereits am heutigen Donnerstag möchte die Regierungsspitze die Details präsentieren, wie die Geldmittel aus dem 38-Milliarden-Hilfspaket konkret an die Betriebe fließen können. Eine bis zuletzt noch ungelöste Lücke soll es bei größeren Unternehmen geben, während bei KMUs (unter 250 Mitarbeiter und weniger als 50 Millionen Euro Umsatz) zu einer raschen Abwicklung durch die Wirtschaftskammer kommen soll. Aber, wie gesagt, alle Details dazu sehr wahrscheinlich heute.

... oder das Leben?

Schweiz am meisten infiziert, Österreich in EU leider Vierter

Doch zurück zu den Infektionszahlen. Wenn wir jetzt mal die Mini-Länder Europas weglassen, wo ein paar hundert Infektionen schon einen hohen Prozentsatz ausmachen, ergibt sich ein sehr spannendes Bild. Hochgerechnet auf die Bevölkerung führen nämlich weder Italien noch Spanien die Rangliste an, sondern die Schweiz. Dort sind 1.259 Menschen pro 1 Million Einwohner positiv getestet. Knapp dahinter Italien (1.230) vor Spanien (1.018). In einigen Regionen wie der Lombardei gibt es natürlich aber viel höhere Pro-Kopf-Werte. Auf Platz vier liegt aber bereits Österreich mit 620 bestätigten Infektionen pro Million Einwohner. Deutschland als Sechster (445) und Frankreich als Achter (387) liegen deutlich hinter uns. Aber natürlich hängt alles wieder mal von der Anzahl der Tests ab. Wer wenig testet, hat auch weniger Infektionen.

Betrachtet man noch die Zahl der Toten pro Million Einwohner liegt Österreich unter den größeren EU-Ländern zum Glück nur auf Platz 10. Auch hier die Reihenfolge: 1. Italien (124 Tote/Million Einwohner), 2. Spanien (74), 3. Holland (21), 4. Frankreich (20) ... 10. Österreich (3), 12. Deutschland (2). Die Schweiz ist aber mit 18 Toten pro Million auch weit schlechter als Österreich.

Wer sich für die weltweiten Daten interessiert: Auf worldometers.info gibt es alle aktuellen Zahlen im Überblick.

Also was jetzt, Geld oder Leben?

Diese Frage kann nie ein Entweder-oder sein, auch kein Sowohl-als-auch. Es geht um die intelligente Steuerung der Krise. Geld UND Leben kann nur die einzige Strategie sein. Die Regierung hat für Freitag neue Erkenntnisse aus der Zahlenentwicklung angekündigt. Eine schrittweise Öffnung nach Ostern scheint notwendig, sonst kippt auch die Stimmung der Bevölkerung. Aber ohne die Versorgung von Menschen, die Intensivbehandlung brauchen, auch nur ansatzweise zu gefährden.

Den bisher spannendsten Text hat dazu der Vorstand des deutschen Axel-Springer-Verlags geschrieben. Sie sollten ihn lesen. Auf welt.de (hinter der Paywall) oder in der Zusammenfassung im Branchendienst kress.de.

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