Corona-Experte Czypionka: "Gesamtstrategie ist nicht erkennbar"

Corona-Experte Czypionka: "Gesamtstrategie ist nicht erkennbar"
In der "ZIB2" sprach sich der Gesundheitsökonom u. a. fürs Maskentragen und Social Distancing aus.

Bei der neuen Corona-Impfkampagne der Bundesregierung passe vieles nicht zusammen, kritisierte Gesundheitsökonom Thomas Czypionka am Montag in der "ZIB2". "Die Gesamtstrategie ist im Moment nicht zu erkennen", so der Experte. Viele Maßnahmen wurden gleichzeitig abgeschafft. Man müsse die Vorgehensweise der Regierung einer Revision unterziehen, sonst könne das die Bevölkerung nicht mehr verstehen. 

Die Impfung biete auch bei neuen Varianten zuverlässigen Schutz vor einem schweren Verlauf von Covid-19, betonte Czypionka. Die Infektionsübertragung werde durch die Impfung jedoch nur ein paar Monate unterdrückt, weshalb es eine Anpassung der Impfkampagne brauche. Dass sich manche mehrfach mit Corona infizieren, liege zum einen an den unterschiedlichen Varianten, aber auch an der Tatsache, dass der Antikörperspiegel mit der Zeit sinkt.

Von einer Durchseuchung der Bevölkerung sei abzuraten, da jede Infektion das Risiko von Folgeschäden mit sich bringe, warnte Czypionka: Die Wahrscheinlichkeit, sich anzustecken, sei aktuell "so hoch wie noch nie". 

Maskenpflicht "hätte nie abgeschafft werden sollen"

Die Maskenpflicht in Innenräumen, die ab Mittwoch wieder gilt, "hätte nie abgeschafft werden sollen". Ein Ansteigen der Infektionen im Zuge der Öffnungsschritte sei schließlich absehbar gewesen. Neben dem Tragen von Masken empfiehlt der Gesundheitsökonom zudem weiterhin Social Distancing sowie die Einhaltung der 2G-Regel in kritischen Bereichen, bis die Welle wieder abschwillt. 

Czypionka sprach sich gegen die Lockerung der Quarantäneregeln aus und forderte, das Testregime neu aufzusetzen: Ein "sinnloses Massentesten hat offenbar nicht die Erfolge gebracht, die wir uns gewünscht hatten". Trotzdem sei das Testen "einer der Bausteine, die wir haben, um Infektionsketten zu unterbrechen". 

Auf Nachfrage von Armin Wolf, ob das starke Abschneiden der impfkritischen MFG bei den Ärztekammerwahlen nicht "besorgniserregend" sei, stimmte Czypionka zu. Das Ergebnis sei auch der Vergangenheit geschuldet, in der man "im ärztlichen Bereich diverseste Fortbildungen toleriert hat", die "mit moderner evidenzbasierter Medizin nichts zu tun haben". 

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