Die Arbeitslosenquote sinkt aber auch deshalb, weil Menschen immer kürzer arbeiten. „Das ist ein Phänomen, das wir auch bei Männern zuletzt verstärkt gesehen haben. Inzwischen arbeiten mehr als 10 Prozent der Männer in Teilzeit“, sagt Lorenz.
Vier- statt Fünf-Tage-Woche, mehr Freizeit statt Vollzeit: „Da es am Arbeitsmarkt nicht übermäßig viele Bewerber gibt, muss man als Arbeitgeber dann auch dementsprechend flexibel sein“, meint Lorenz.
Nicht nur das macht es für Betriebe schwieriger. Österreichs Arbeitsmarkt war schon vor Corona gekennzeichnet durch ein „Mismatch“: Arbeitssuchende bringen nicht die gefragten Fertigkeiten mit. Immer mehr Unternehmen haben deshalb Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen. Im März 2022 gab es laut Arbeitsministerium 50.000 offene Stellen mehr als vor der Krise. Es dauert deshalb immer länger, Mitarbeiter zu finden.
Wenn es in einer Branche nicht genügend Arbeitssuchende gibt, um den Bedarf an offenen Stellen zu decken, spricht man von einem Mangelberuf. Vor allem die Industrie und der Dienstleistungssektor sind davon betroffen. „Mittlerweile haben wir 80 Berufsgruppen, die als Mangelberufe definiert sind. Auch die Anzahl der offenen Stellen, die in diesen Berufen ausgeschrieben werden, ist dramatisch gestiegen“, sagt Lorenz.
Von 124.000 offenen Stellen entfielen im März laut einer Auswertung des Arbeitsmarktservice fast 52.000 auf Mangelberufe: Dieser Wert hat sich im Vergleich zum März 2019 fast verdreifacht. Die Zahl der Mangelberufe hat sich seit 2017 gar verachtfacht.
"Hier passiert zu wenig"
Agenda-Austria-Ökonom Dénes Kucsera empfiehlt, Arbeitslose beim Wohnort-Wechsel zu fördern, etwa über Umzugsbeihilfen. So könnte man über eine Umverteilung von Arbeitskräften zwischen den Bundesländern das Mismatch etwas ausgleichen.
Wenn auch nicht überall: „Bei Elektroinstallateuren oder in der Krankenpflege gibt es bundesweit mehr offene Stellen als Arbeitslose“, sagt Kucsera. „Hier passiert zu wenig. Diese Lehrstellen gehören stärker beworben und müssen attraktiviert werden.“
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