Der heute 61-Jährige lernte einst in der Sozialistischen Jugend jene "Liesinger" kennen, die ihm „Freunde fürs Leben“ (profil) werden sollten. Die prominentesten Vertreter sind der spätere Regierungs- und SPÖ-Chef Werner Faymann, die nunmehrige Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures und ihr späteren Ehemann und Faymann-Pressesprecher Wolfgang Jansky.
Bures wurde Nationalratsabgeordnete, Faymann 1994 Stadtrat - und Deutsch 2001 Wiener Landtagsabgeordneter.
Seit damals dokumentiert der gebürtige Linzer mit seinen öffentlichen Auftritten, dass er bei Machtwechseln immer auf der richtigen Seite steht: Sei es von Gusenbauer auf Faymann oder von Michael Häupl zu Michael Ludwig. Nachdem Deutsch dem scheidenden Bürgermeister Häupl öffentlich ausgerichtet hatte, dass er wie ein Monarch herrsche, bedachte ihn Häupl mit dem an Cäsar erinnernden Beinamen „Brutus“.
Freund wie Feind schreiben Deutsch ein untrügliches Gespür für Macht, gleichzeitig aber ein unterdurchschnittlich ausgesprägtes Gespür für soziale Kommunikation zu.
Das Verhältnis von Deutsch zu „den Burgenländern“ war spätestens seit dem Landtagswahlkampf 2019 (gelinde gesagt) äußerst angespannt. Damals hatte Deutsch 27 Mitarbeiter in der Löwelstraße gekündigt. Per eMail und kurz vor Weihnachten. Die Negativ-Schlagzeilen platzten mitten in Doskozils Landtagswahlkampf, einige der damals Gekündigten sind heute unter Doskozils-Mitstreitern.
Apropos Mitstreiter: Als einer der engsten Vertrautenvon Doskozil gilt Deutschs Vor-Vorgänger in der Löwelstraße, der steirische Abgeordnete Max Lercher. Und auch der hat mit Deutsch noch eine alte Rechnung offen. 2017 hatte der damalige SPÖ-Chef Christian Kern Lercher zum Bundesgeschäftsführer gemacht. Als Rendi-Wagner ein Jahr später den Parteivorsitz übernahm, wurde Lerch von Thomas Drozda abgelöst. Dieser wiederum warf nach dem für die SPÖ erfolglosen Nationalratswahlkampf 2019 hin. Seinen Job übernahm ausgerechnet der Manager dieses Wahlkampfes: Christian Deutsch.
Nun könnte Lerchers Rückkehr als Bundesgeschäftsführer ins Haus stehen – vor allem dann, wenn Doskozil das Rennen um den Parteivorsitz gewinnt. Wird es Babler, gilt die ehemalige Chefin der Sozialistischen Jugend, Julia Herr, als Kandidatin für den Job der Bundesgeschäftsführerin.
Unabhängig davon, wer die SPÖ künftig als Bundesgeschäftsführer „managt“, ist die Frage offen, wo die Partei in Bälde wohnt: Unter Deutsch wurde eigentlich beschlossen, dass die Partei aus ihrer Stamm-Location in der Löwelstraße, gleich hinter dem Wiener Burgtheater, auszieht. Die Büros sind nur bedingt modern, das Haus insgesamt ein Sanierungsfall. Doch die SPÖ hat keine Mittel, um die Substanz nachhaltig zu sanieren. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass man ausnehmend günstig mietet.
Wird Hans Peter Doskozil Parteichef, dann wird auch der Umzug noch einmal zur Disposition gestellt. Denn der Burgenländer hat in sein Wahlprogramm geschrieben, dass man am Standort Löwelstraße festhalten will.
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