Meischberger: "Hätten handfesten politischen Skandal gehabt"
"Wie viele Konten kann man brauchen?" Mit dieser Frage eröffnete Richterin Marion Hohenecker die heutige Befragung Walter Meischbergers – und leitete damit zu einem Schlüsselthema des Prozesses über: den Geldbewegungen auf mehreren Lichtensteiner Konten nach dem Buwog-Deal. Konkret geht es um die drei Konten "Natalie", "Karin" und "400.815". Ersteres ordnet die Staatsanwaltschaft Meischberger zu, das zweite soll Ernst Plech gehören und das dritte Karl-Heinz Grasser, der das vehement abstreitet.
Auf diese drei Konten ist die Buwog-Provision abzüglich des Anteils von Peter Hochegger geflossen, so viel ist klar, das streitet auch Meischberger nicht ab. Aber: Meischberger sagt aus, dass das Geld auf allen drei Konten ihm gehört habe. Dass das Konto "Karin" von Plech eröffnet wurde, räumt Meischberger ein. Das Geld darauf habe aber ihm gehört, Plech habe es nur treuhändisch zwecks Immobilieninvestitionen verwaltet. Meischbergers Version: Plech und Grasser hätten von der Provision nicht profitiert.
Das Konstrukt
Zuvor hatte Meischberger den Weg der Buwog-Gelder über Zypern, Italien, Delaware, die Schweiz nach Liechtenstein skizziert. Meischberger sagte heute, dass bei den Provisionen auf keinen Fall ein Konnex zu Grasser hergestellt werden durfte, denn das hätte einen "politischen Skandal"verursacht.
Meischberger betonte heute mehrfach, dass er sich für diese Finanzkonstruktionen nicht interessiert hatte und sich auch nicht auskannte. Er hätte da vollständig auf seinen Finanzberater vertraut. Mit diesem traf er sich übrigens meistens nicht in der Bank, sondern im Hotel am Wiener Stephansplatz. Dort habe er in einem Hotelzimmer, das wie eine Bankfiliale mit Computern ausgestattet gewesen sei, regelmäßig Bareinzahlungen aus seinen Geschäften gemacht, um sich "diskret" im Ausland etwas anzusparen. Dies sei ebenfalls aus Diskretionsgründen notwendig gewesen.
Als die Richterin meinte, dass in einem Bankfoyer ohnehin niemand identifizierbar wäre, wenn er Geld in einem Steuerparadies anlegt ("da ruft ja niemand: Kunden für Liechtenstein-Konten bitte nach rechts"), kam Meischberger ins Schleudern. Hohenecker erlöste ihn mit einer kurzen Pause.
Wem gehörte das "Karin"-Geld?
Der Nachmittag war wieder von den Geldbewegungen und Eigentumsverhältnissen der Liechtensteiner Konten geprägt und glitt streckenweise ins Komische ab. Meischberger tat sich schwer, schlüssig zu erklären, dass es sich bei dem Geld auf dem Plech-Konto "Karin" im Wahrheit um sein eigenes Geld handelte, nicht um einen mutmaßlichen Buwog-Anteil Plechs, wie es die
Staatsanwaltschaft behauptet. Sie wirft Plech vor, Teil des Buwog-Deals von Meischberger und Ex-Lobbyist Peter Hochegger gewesen zu sein. Ein Provisionszahlung an Plech würde diese These untermauern.
Wer auf den Namen "Karin" gekommen war, konnte Meischberger nicht eindeutig erklären. Zwar heißt Plechs Lebensgefährtin Karina, er selbst habe jedoch den Namen "Karin" als Eselsbrücke gewählt, weil eine alte Freundin so heißt. Das zu untermauern, fiel Meischberger schwer. Dann kam es zum bisher wohl skurrilsten Moment des Prozesses: Unvermittelt fiel ihm doch noch ein Indiz auf, dass seine Sichtweise stärkt, nachdem er das Dokument zur Kontoeröffnung durchgesehen hatte. "Wissen's was, das ist meine Handschrift! Hunderprozentig", sagte Meischberger mit derart großem Enthusiasmus, dass der Saal in Gelächter ausbrach.
Der Kontoname "Karin" war im Dokument handschriftlich eingetragen worden. Meischberger glaubte im charakteristischen "A" seine Handschrift erkannt zu haben. Für ihn ein Hinweis, dass der Name "Karin" von ihm stamme und nicht von Plech – was auch seine Aussage stützen würde, dass das Geld auf dem Konto in Wahrheit ihm gehörte. "Viermillionenprozentig", sagte er.
Um seine Version der Geschehnisse stand es aber schon wenige Minuten später weniger gut: Die Richterin projizierte Dokumente, die belegen, dass nicht nur Plech, sondern nach und nach auch seine Ehefrau Karina und ihr gemeinsamer Sohn zu Zeichnungsberechtigten am "Karin"-Konto wurden – also auf einem Konto, das Meischbergers Angaben zufolge ihnen nur pro forma gehört haben soll. Dass die Plechs ein älteres Familienkonto bei der selben Bank aufgelöst und den darauf befindlichen Kleinbetrag (rund 200 Euro) an das "Karin"-Konto überwiesen, zog seine Version zusätzlich in Zweifel. Meischberger gab sich ob der Überweisung "irritiert". Er habe erst Jahre später von Ermittlungen davon erfahren.
Der Buwog-Prozess macht nun wieder eine längere Pause. Der nächste Verhandlungstag ist für 22. Mai angesetzt.
Buwog-Prozess: Tag 32
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Schönen guten Morgen
aus dem Großen Schwurgerichtssaal, wo heute die Befragung Walter Meischbergers fortgesetzt wird. Der Saal füllt sich langsam. Wie immer geht es um 9.30 Uhr los. -
Richter und Schöffen haben Platz genommen
Angeklagte und Verteidiger auch. Die Sitzordnung wird wie immer moniert. Los geht's. -
So, Herr Ingenieur Meischberger
... fragt die Richterin. "Wie viele Konten kann man brauchen?" "Das kommt ganz darauf an", sagt Meischberger, wechselt aber gleich das Thema auf ein Detail aus der gestrigen Befragung. -
Die Vereinbarung
Die Richterin lässt die "Vereinbarung Porr Meischberger" projizieren, wo es um die Verrechnung zwischen Porr und Hocheggers Astropolis auf Zypern ging. Warum Meischbergers Name in der Vereinbarung stand, will die Richterin wissen. Der Vertrag sei in der Porr erstellt worden, es habe bereits eine Vorlage dafür gegeben, weil es bereits früher eine Geschäftsbeziehung zur Astropolis bestanden habe. "Man hat in der Porr gewusst, es ist meine Leistung, die auf diesem Wege abgerechnet wurde", sagt Meischberger. -
Interpol? Interpool.
Meischberger versucht darzulegen, dass diese Vereinbarung von der Porr erstellt worden ist, nicht von der Astropolis. Laut Projektion wurde die Vereinbarung von "Interpol" erstellt, kommentiert Meischberger, er vermute eine Abteilung für internationale Geschäfte dahinter. "Interpool", korrigiert die Richterin. -
Wo wurde das Dokument sichergestellt?
Meischberger will also darlegen, dass die Vereinbarung bei der Porr erstellt wurde und die Vorgangsweise mit Rechnungsgrund "Marktstudie" von der Porr so gewählt worden sei. Wo diese Vereinbarung als Beweismittel sichergestellt wurde ist jetzt die Frage, deren Beantwortung überraschend umständlich ist. Meischberger vermutet Porr-Server. Erläuterungen im SOKO-Bericht helfen auch nicht weiter. -
Also: "Wozu die Konten?"
Der Prolog Meischbergers ist beendet. Jetzt geht er auf die Anfangsfrage der Richterin ein. "Ich kann sicher alles erklären", sagt Meischberger und fragt, welche genau gemeint seien. Es werden seine Konten aufgezählt, die für das Verfahren relevant sind. Meischberger erzählt von seinem Verhältnis zur Hypo Liechtenstein und seinem Bankberater W. der nach einer nicht näher beschriebenen Episode nicht mehr mit der Hypo Investment Bank Liechtenstein zusammenarbeiten wollte. W. hat Meischberger aber als Kunde halten können und Meischberger erhielt neue Konten bei der LIechtensteinischen Landesbank. "Ich bin ihm gefolgt", sagt Meischberger. Das war allerdings nach den Buwog-Überweisungen. -
Der Weg des Geldes
Meischberger erzählt den Weg des Buwog-Gelds nach über Zypern nach Liechtenstein. "Ich habe mich mit diesen Dingen nie beschäftigt, bin kein Fachmann." Er habe nur aus der Zeitung gewusst, dass es Offshore-Konstruktionen gibt und wofür die genützt würden. Aufgrund der Diskretion sei er sehr interessiert an der Sache gewesen, damit das vertraulich abgewickelt ist. Er habe W. davon in Kenntnis gesetzt, dass eine größere Summe kommen würde. Mai/Juni 2005 sei das gewesen. W. habe ihm erklärt, dass das eine gängige Geschichte sei. -
Italien und Delaware
Die Firma Omega, an die das Geld aus Zypern überwiesen würde, leitete es nach Italien, dann ging es nach Delaware, zurück in die Schweiz, dort wurde es behoben und auf die Konten in Liechtenstein eingezahlt. Damit sei die Diskretion gewährleistet, sei ihm von W. gesagt worden. Das sei schon öfter angewendet worden und man beschreite damit keine neuen Wege, habe ihm W. gesagt. Meischberger will keine Zeit gehabt haben, sich damit genauer zu befassen. Er sei nur froh gewesen, dass es diskret war und habe W. vertraut. "Das war das Konstrukt, das ist bei jeder Überweisung gleich geblieben." -
Omega-Astropolis-Vertrag
Es gab einen Gewinnabschöpfungsvertrag zwischen Omega und Astropolis. Wofür es den gebraucht hat, will die Richterin wissen. Meischberger kann nicht genauer erklären, warum so ein Vertrag gewählt wurde. "Es sind ja keine Rechnungen gelegt worden", vermutet er. Es gab keine Leistungen, die verrechnet hätten werden können. Deswegen also der Vertrag. -
"I versteh's ned" ...
... sagt die Richterin.
"I a ned!", sagt Meischberger.
Es geht um den komplizierten Weg des Geldes über Italien und Schriftstücke dazu, die sichergestellt wurde. Meischberger sagt, das alles sei auch zur Steuerbegünstigung so abgelaufen. Er kann aber nicht genau erklären wir. Es geht um einen Naturpark in Italien, der steuerbegünstigt war, weil gemeinnützig.
Richterin: "Kennen's wen vom Naturpark?"
"Nein".
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"Gängige Praxis"
Meischberger beruft sich darauf, dass W. ihm gesagt habe, dass es sich bei dem Konstrukt um "gängige Praxis" gehandelt habe. Wie genau die Naturpark-Geschichte funktioniert haben soll, haben wir nicht erfahren. Vielleicht kommen wir später noch einmal darauf zurück. -
Plan B?
Was wäre der Plan B gewesen, wenn W. nicht das Konstrukt vorgeschlagen hätte? Er hätte kein Problem damit gehabt, wenn das Geld länger bei Hochegger auf Zypern (Astropolis) gelegen wäre. W. sei eben sein Vermögensberater gewesen, wenn nicht mit W. hätte er einen anderen Vermögensberater gefunden. Es sei darum gegangen, das Geld von Zypern nach Liechtenstein zu bringen. "Ich wollte auf eine diskrete Art und Weise das Geld auf meine Konten in Liechtenstein bringen. Diskretion war mir wichtig. Dem W. habe ich sicher dieses primäre Verlangen als Grundlage seiner Tätigkeit mitgegeben." -
"Hätten einen handfesten politischen Skandal gehabt"
Einfach eine Rechnung an die Astropolis zu legen, wäre nicht diskret gewesen. Da hätte er gleich eine Steuerprüfung bekommen, sagt Meischberger. Da wäre die Geschäftsgrundlage gleich hinterfragt worden, "dann lässt jemand ein Papier fallen", dann wäre das mit der Buwog herausgekommen. "Wir hätten einen handfesten politischen Skandal gehabt" und Grasser wäre ohne Grund hineingezogen worden, als Meischbergers Freund. "Das wollte ich vermeiden." -
Ein Vertrag erscheint
Meischberger glaubt nicht, irgendeinen Vertrag, der das Konstrukt betrifft, unterschrieben zu haben. "Es gibt einen Vertrag", sagt Hohenecker.
"Ah?", sagt Meischberger.
Der Vertrag wird projiziert. Es geht in der Vereinbarung zwischen Omega und Meischberger unter anderem um die Auszahlungsmodalitäten.
"Kommt die Erinnerung?"
"Nein", sagt Meischberger. Das sei ihm wohl von W. vorgelegt worden und er habe das unterschrieben.
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Ein Boot namens Millenium
"Das Konstrukt war notwendig, um den diskreten Geldverlauf zum Funktionieren zu bringen", sagt Meischberger wieder.
"Welche liechtensteinischen Konten hatten Sie vor dem 12.8.2005?", vor der ersten Tranche der Provision, die über Zypern kam.
Meischberger: "Ich hatte mein Konto, dass ich 2001 gegründet hatte" sowie ein gemeinsames Konto mit Plech namens "Millenium", das noch in Schillingzeiten eröffnet wurde. "2001", präzisiert die Richterin. Darauf sei aber nie ein Geldverkehr gelaufen, sagt Meischberger. Da habe Plech nur eine erste Einzahlung von 5000 Schilling geleistet.
Es habe zu dem Namen schon einen Hintergrund gegeben, den Meischberger nicht vertiefen will, und dann doch: es habe ein Boot namens "Millenium" gegeben, das man ins Auge gefasst hatte, sinngemäß ein bisschen davon geträumt hat, so etwas zu kaufen. Wir sehen, Boote spielen in der Beziehung Plech-Meischberger eine nicht unwesentliche Rolle.
Das Konto sei ein "symbolischer Akt" einer möglichen gemeinsamen geschäftlichen Zukunft gewesen.
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Konto Walter
Das Konto "Walter" 400.815 habe er im Oktober 2001 eröffnet, das sei sein liechtensteinisches Konto gewesen, sagt Meischberger. Diese Konto spielt eine Schlüsselrolle, die Anklage rechnet es Karl-Heinz Grasser zu, der das bestreitet. -
"Das kam mir komisch vor"
Warum hat Meischberger das Konto Walter gegründet? Er wollte einen "Geldkreislauf im Ausland" schaffen. "Da spar ich mir im Ausland einen Grundstock an, der mit dem österreichischen Geldkreislauf nichts zu tun hat und von dem keiner in meiner Umgebung etwas weiß." Da habe er immer wieder versteuerte Einzahlungen geleistet. Bar übergeben an W. im Hotel am Stephansplatz.
Für Meischberger sei W. und das Hotelzimmer "wie eine Bankfiliale" gewesen. "Die sind ja nicht nur wegen mir gekommen. Sie haben alle drei Wochen einen Banktag in Wien gehabt." Er sei nur einer von vielen Kunden gewesen, sagt Meischberger. Warum sie das nicht einfach in der örtlichen Bankfiliale gemacht haben, sei auch ihm ein Rätsel, sagt Meischberger. "Das kam mir komisch vor", dass Bankgeschäfte im Hotelzimmer abgewickelt wurden. Er habe sich aber keine großen Gedanken mehr dazu gemacht. Er vermutet, sie wollten nicht, dass diese Kunden in der Bankfiliale der Hypo Vorarlberg in der Singerstraße auftauchen.
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20 Minuten Pause
Verschnaufpause trifft es eher. Die Befragung rückt in den besonders spannenden Abschnitt um die Liechtensteiner Konten vor. -
Stockholm-Syndrom
Die Pause haben Grasser und Meischberger übrigens gut gelaunt im Zwiegespräch inmitten von Journalisten, Anwälten und Prozessbeobachtern im Raucherhof verbracht (ohne zu rauchen). Mit dem Fortschreiten des Riesenprozesses scheint hier die Klassenfahrt-Stimmung zuzunehmen, wir schreiben immerhin Tag 32. "Stockholm-Syndrom", hat das Meischberger im Scherz beschrieben. -
Es geht weiter, Konto Walter ist das Thema
Er habe das Konto bei der Hypo Investment Bank im Hotel am Stephansplatz eröffnet. Im Oktober 2001 war das, sehen wir anhand der projizierten Unterlagen. Wer war bei der Kontoeröffnung dabei, fragt die Richterin. Er wisse es nicht mehr genau, sagt Meischberger. Er glaubt, Plech und sein Bankberater W. seien dabei gewesen. -
Die Kontoeröffnung
Aus den Dokumenten zur Kontoeröffnung geht hervor, dass Meischberger das Zeichnungsrecht im Falle seinen Todes an Plech übertragen hat, im Nachhinein im Jahr 2002. Ein eingescannter Führerschein ist auch dabei, "bitte das Foto nicht herzeigen", sagt Meischberger. Auf dem Foto sei er 17 gewesen. Die Scanqualität ist allerdings so schlecht, dass wir ohnehin nicht viel erkennen können.
Als Beruf wird handschriftlich "Journalist, Herausgeber Seitenblicke-Magazin" angegeben. Das "Journalist", stimme nicht. Er habe das nicht geschrieben, sondern W., sagt Meischberger. Sehr relevant ist der Fehler allerdings nicht. Die Richterin geht mit Meischberger die Dokumente durch, ob die Angaben alle stimmen und die Unterschriften von Meischberger stammen. Das meiste hat W. ausgefüllt und ist laut Meischberger auch korrekt.
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Zielgrößen
Als geplante Zielgrößte wurden 3 bis 4 Millionen Schilling über 3 bis 4 Jahre angegeben. Das komme laut Meischberger hin. -
Einzahlungen
"In welchen Zeitabständen erfolgten die Einzahlungen?", fragt die Richterin. Wir sehen auf der Leinwand jetzt eine Auflistung aller Einträge, Meischberger vergleicht seine eigenen Aufzeichnungen jetzt damit. Die erste Einzahlung betrug 39.970 Euro am 21.11. 2001. Etwa ein Jahr später eine Einzahlung in ähnlicher Höhe. Das Geld stamme von seinen Geschäftskonten, sagt Meischberger. Es folgen vier weitere Bareinzahlungen, bis die erste Abhebung erfolgt. -
Besuchsbericht
Die Richterin interessiert ein "Besuchsbericht" vom 24.11.2004, ein Treffen zwischen W. und Meischberger nach dem Buwog-Verkauf. Als Ort wird das "Hotel Kaiserin Elisabeth" angegeben, Meischberger wundert sich, dass es nicht das Hotel am Stephansplatz gewesen ist. Protokolliert ist eine Bareinzahlung von 40.000 Euro. In dem Bericht vermerkte W. weiters, dass Meischberger über Offshore-Gesellschaften in Zypern und der Karibik Immobiliengeschäfte abzuwickeln plane. Meischberger erklärt, dass es um Überlegungen für ein Konstrukt gegangen sei, bevor die erste Tranche überwiesen wurde. Als Volumen wird "EUR 6 Mio." angegeben. Auch die Gründung einer Gesellschaft in Dubai wurde laut dem Bericht erwägt, das habe er mit W. "offensichtlich ventiliert damals". -
Drei Konten, drei Notizen
Wir sehen eine Aktennotiz der Hypo, es geht um eine "vertiefte Abklärung" einer Bareinzahlung von 237.500 Euro auf das Konto Walter (400.815). Darin wird Meischberger als "großer Immobilienmakler" dargestellt. "Mittel stammen aus Provisionseinnahmen aus internationalen Immobilientransaktionen." Dann zum Schluss: "Die Transaktion ist plausibel." Eine wortgleiche Aktennotiz der Hypo gibt es auch für eine Überweisung auf das Konto "Karin", selbe Summe. Die Formulierung passe für beide, Meischberger und noch ein bisschen besser auf Plech, sagt Meischberger. Er behauptet, dass "Karin" sein Konto gewesen sei, auch wenn Plech es eröffnet hat. Und drittens sehen wir eine abweichende Notiz für das Konto "Natalie", das Meischberger gehörte und einer Bareinzahlung von 207.500, diesmal anders formuliert: Die Mittel sollen "zum Teil" aus dem Verkauf von Seitenblicken-Anteilen stammen. Die Summe ist aber nur 207.000, da seien offenbar von W. die Transaktionsgebühren abgezogen worden, sagt Meischberger. -
Warum drei Konten?
Meischberger erklärt nun seine Beweggründe, drei Konten in Liechtenstein zu unterhalten. Mit einem Drittel des Provisionsanteils habe er mit Wertpapieren spekulieren wollen, ein Drittel habe Meischberger reserviert, um sich und seine Familie abzusichern. Das letzte Drittel wollte er in Immobilien veranlagen, wobei im Plech hätte helfen sollen.
Er hatte bereits ein Konto, also habe er zwei weitere gebraucht. Mit dem Konto "Natalie" wollte er die Lebensplanung bestreiten. Das Konto "Karin" sollte den Immobiliengeschäften dienen, benannt nach Plechs Frau Karina. "Ich war der Meinung, dass ich es gegründet hätte", aber es sei Plech gewesen, der "Karin" eröffnet hatte.
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Ungleiche Aufteilung
Es geht jetzt um weitere Einzahlungen auf die Konten aus dem März 2006, laut Richterin handelt es sich um die zweite Tranche aus der Buwog-Provision. 344.500 Euro gingen an die Konten "400.815" und "Karin", aber nur 61.000 an das Konto "Natalie". Warum hier ungleich aufgeteilt wurde, kann sich Meischberger nicht erklären. "Ich denke mir, da muss es ein Gespräch gegeben haben, aber ich weiß es nicht mehr." -
Wem gehörte das "Karin"-Geld?
Wir sehen weitere Banknotizen zu den Einzahlungen. Die Dritte Buwog-Tranche kam im September 2006, diesmal wird in den Notizen auf der Weg des Geldes skizzenhaft nachgezeichnet (über Zypern und die Firma Omega) und noch eine Besonderheit: Erstmals wurde die Tranche zu gleichen Teilen auf die Konten aufgeteilt. 392.000 gingen an das Konto "Karin". Die Richterin wundert sich auch darüber, dass diesmal nicht Meischbergers Berater W. die Notiz verfasst hat, sondern Bankbetreuer L., der normalerweise Plech betreut. Warum, wenn es doch Meischbergers Geld war? Ein Hinweis, dass das Geld in Wahrheit Plech gehörte?
Das sei sein Geld gewesen, sagt Meischberger, aber Plech habe eben das Konto eröffnet und das Geld treuhändig für Meischberger verwaltet, sagt Meischberger. Die Staatsanwaltschaft ist ja der Ansicht, dass das Geld für Plech gedacht war, als Anteil aus der Buwog-Provision.
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Plechs Profil, Meischbergers Geld?
Nächste Notiz, November 2006, betreffend Konto "Karin": Darin wird eine "Profilanpassung" vorgenommen, also beschrieben, wer der Berechtigte auf diesem Konto ist. Diese Beschreibung liest sich jetzt so, dass sie eigentlich nur auf Plech passen kann, soviel gibt auch Meischberger zu: Ein Immobilienentwickler, der Immobilien renoviert und weiterverkauft. Ein Teil seiner "internationalen Transaktionen" fließt laut Notiz auf Konto "Karin". Wieder steht die Frage im Raum, ob es sich nicht doch um Plechs Geld handelt. "Das Profil betrifft den wirtschaftlich Berechtigten", sagt Meischberger, also Plech. Nicht den, dem das Geld gehört. Die Richterin lässt nicht locker. Sie wundert sich darüber, dass die Bank hier ein Profil von Plech anlegt, wenn das Geld Meischberger gehören soll. -
Mysteriöses Treffen
Wir sehen eine Besuchsnotiz, ein Treffen zwischen Bankberater W. und Meischberger im November 2006. Darin wird festgehalten, dass der wirtschaftlich Berechtigte des 400.815-Kontos RHI-Aktien im Wert von 100.000 Euro kaufen wolle. Meischberger erinnert sich nicht mehr daran, das gewollt oder veranlasst zu haben. Außerdem wird notiert: "Treuhandgeld für 400.815 in Höhe von EUR 500.000,-, Laufzeit 3-Monate". Auch daran hat Meischberger keine Erinnerung, wisse auch nicht, was das mit dem Treuhandgeld solle. Auch an das Treffen könne er sich nicht erinnern. -
Wiener Sparbuch
Nächste Notiz zu einer Geldbewegung: Im November 2011 gab es am Konto "Natalie" ein Barabhebung von 160.000 Euro, Meischberger hat das Geld laut Notiz auf ein Sparbuch bei der "Hypo Wien" eingezahlt um einen Kredit bei der Hypo Bregenz abzubezahlen. Ein Schweizer-Franken-Kredit, übrigens. Die Barauszahlung erscheint ihm logisch, das habe W. ans Sparbuch weitergeleitet. -
"Den Rest erzähle ich nach der Mittagspause"
Meischberger hat der Richterin wieder das Wort abgeluchst. Die sagt schon gar nichts mehr außer: Um 14:00 Uhr geht es weiter. -
Pause zu Ende
Es geht weiter. Meischberger möchte eine Anmerkung machen. -
Doch keine Anmerkung
Wir wenden uns wieder den Einzahlungen auf die Konten zu. -
Weitere Tranche
"Für mich war Ernst Plech der Zeichnungsberechtigte auf dem Konto", das Geld habe Plech für Meischberger verwaltet, sagt Meischberger wieder über das Konto "Karin". Die Richterin hatte ihn noch einmal darauf angesprochen, dass die Bank Plech als wirtschaftlich Berechtigten führt. "Das ist aus der Banksicht, daher ist das plausibel", sagt Meischberger. In einem weiteren internen Aktenvermerk steht geschrieben, dass 582.651 Euro "in bar an die WB ausbezahlt" werden wird und dann auf das Konto "Karin" einbezahlt. Dass hier von wirtschaftlich Berechtigten (WB) in der Mehrzahl die Rede ist, sieht Meischberger als Bestätigung dafür, dass auch sein Bankberater W. nicht nur Plech sondern auch ihn selbst als Berechtigten wahrgenommen hat. -
Von Australien bis Wien
Ein weiterer Aktenvermerk protokolliert eine Auszahlung vom Konto "Karin" in der Höhe von 200.000 Euro im Jahr 2007. Das Geld sei für ein "Immobilienprojekt in Wien" bestimmt gewesen, steht da. Die Richterin erinnert Meischberger an seine Aussage, dass das Konto für Immobilienprojekte in Australien gedacht gewesen sei. Meischberger tut sich ein bisschen schwer, den Zweck dieser Überweisung zu identifizieren. Er sagt, es habe auch in Wien Projekte gegeben, "drei Gesellschaftskäufe und zwei Besicherungen". -
Das Konto "Rocca"
Es geht um ein älteres Konto der Familie Plech in Liechtenstein, das 2005 geschlossen wurde: Rocca 1. Wir sehen Dokumente, die Anweisungen zur Schließung des Kontos geben. Das Pikante: Das restliche Geld auf dem Konto wurde auf das Konto "Karin" überwiesen. Warum überweist Plechs Ehefrau das Geld auf ein Konto, das laut Meischbergers Aussage nur Meischberger-Geld enthält? Die Frage, die sich stellt: Handelte es sich bei "Karin" nicht vielleicht doch um ein reines Plech-Konto?
Meischberger will zum damaligen Zeitpunkt nichts von dem Konto gewusst haben. "Es hat mich irritiert", als er später von Ermittlern davon erfahren haben will. Der Betrag sei aber nur "verschwindend gering" gewesen. Rund 200 Euro, sehen wir.
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Plech statt Testament
Wir gehen weitere Kontoeröffnungs-Unterlagen durch, diesmal das "Millenium"-Konto. Meischberger bestätigt seine Unterschriften. Zum zweiten Mal sehen wir, dass Meischberger Plech als Zeichnungsberechtigten im Falle seines Todes angegeben hat. Plech sei sein Vertrauter gewesen, auch bei der Frage, was mit Meischbergers Geld im Falle seines Todes passieren soll. Plech habe gewusst, wie das Geld auf Lebensgefährtin (50 Prozent) und Töchter (jeweils 25 Prozent) aufzuteilen gewesen wäre. "Das erfahren sie wahrscheinlich erstmalig jetzt über die Liveticker", sagt Meischberger. Warum er nicht einfach ein Testament gemacht hat, fragt die Richterin. Habe er gewollt, sagt Meischberger, aber das Auffliegen der Buwog-Affäre sei dazwischengekommen. -
K-A-R-I-N: "Das ist meine Handschrift!"
Wir sehen Eröffnungs-Unterlagen zum Konto "Karin", darin ist von Immobilienprojekten in Wien die Rede, nicht von Projekten in Australien, wie Meischberger vor Gericht angegeben hat. Eine Ungenauigkeit, sagt Meischberger. Ganz unten, gut zu lesen, der Stein des Anstoßes: die Unterschrift Ernst Plechs. Meischberger ist laut den Dokumenten nicht wirtschaftlich Berechtiger, obwohl man das einfach hätte ankreuzen können. Das würde er heute anders machen, sagt Meischberger.
Richterin: Warum heißt das Konto Karin?
Eine Freundin im Immobilienbereich heiße Karin, sagt Meischberger, das war seine Eselsbrücke. Ob Plech dabei an seine Frau gedacht habe, die Karina heißt, könne er nicht sagen.
Wer hat den Namen Karin angegeben?
"Ich kann nicht sagen, wer das ausgefüllt hat. Ich weiß es nicht mehr."
Dann plötzlich: "Wissens was, das ist meine Handschrift! Hunderprozentig." Das sehe er heute zum ersten Mal. "Jeden Graphologen der Welt können's mir schicken". "Sie haben mir ein großes Rätsel gelöst, dass mich seit Jahren geplagt hat. Viermillionen-Prozentig."
Gelächter im Saal.
"Von mir aus können wir's jetzt lassen", sagt Meischberger.
Noch mehr Gelächter.
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Kabarett-Einlage
Es hat sich jetzt alles wieder beruhigt. -
Meischbergers Geld am Konto der Plechs?
Wir sehen, dass Ernst Plechs Ehefrau Karina und sein Sohn beim "Karin"-Konto zeichnungsberechtigt waren. Zuerst wurde die Ehefrau eingetragen, sie habe mit dem Konto geschäftlich, "administrativ" zu tun gehabt, versucht Meischberger das zu erklären. Später kam auch der gemeinsame Sohn der Plechs hinzu, sehen wir in den Unterlagen. Die Familie Plech verfügte also über Meischbergers Geld am "Karin"-Konto, Meischberger selbst nicht – so Meischbergers Version. Er vermutet dahinter familiäre Gründe der Plechs. -
Handschriftenvergleich
Wir sehen Eröffnunsgunterlagen eines späteren Meischberger-Kontos aus dem Jahr 2007: "Nati", Nachfolgerkonto von "Natalie". Tatsächlich: Man sieht, dass das handschriftlich eingetragene "A" in "NATI" jenem in "KARIN" auf dem vorigen Dokument ähnlich sieht. Meischberger sieht sich bestätigt, auch das "NATI" sei seine Handschrift. -
Konten, Konten, Konten
Wir sehen Eröffnungsunterlagen für das nächste Meischberger-Konto aus dem Jahr 2005: 404.235. An dieses kann sich Meischberger überhaupt nicht mehr erinnern, obwohl es sich um seine Unterschrift handelt. Geldbewegungen hat es hier offenbar keine gegeben. Langsam verlieren offenbar alle den Überblick über die Vielzahl von Meischberger-Konten: Millenium, Karin, 400.815, Natalie, Nati, 404.235. Die Richterin erinnert noch einmal an ihre Eingangsfrage: "Wie viele Konten kann man brauchen?" Meischberger erkennt die Legitimität der Frage leicht selbstironisch an. -
Schluss für heute
"Nagut", sagt die Richterin.
"Nagut, was?", sagt Meischberger frech in spitzbübischem Ton.
Richterin ignoriert den Einwurf und schließt die Verhandlung. Ein spannender Tag ist zu Ende. Meischberger hat phasenweise alles andere als schlüssig erklären können, was es mit den Konten und Überweisungen auf sich hatte.
Dankeschön jedenfalls für's Mitlesen. Kollege Christian Böhmer sitzt bereits an einer ausführlichen Zusammenfassung des Tages, sie wird bald auf unserer Startseite zu lesen sein.
Im Buwog Prozess gibt es nun wieder eine längere Pause. Weiter geht es am 22. Mai.
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