Burgenland: Wenig Bewegung mit einigen Ausreißern

Burgenland: Wenig Bewegung mit einigen Ausreißern
Die Ergebnisse in den Bezirken bringen leichte Verluste für die SPÖ, sie bleibt in fünf von sieben Bezirken aber dennoch die führende Partei.

Bis auf den Bezirk Güssing hat die SPÖ in allen anderen sechs Landesteilen leichte Verluste einfahren müssen. Dennoch bleiben die Sozialdemokraten in fünf Bezirken des Landes die stimmenstärkste Partei bei der Gemeinderatswahl, in den beiden südlichsten – Güssing und Jennersdorf – hat die ÖVP einen kleinen Stimmenvorsprung.

Im Bezirk Eisenstadt-Umgebung (inklusive der Landeshauptstadt) hält die SPÖ beispielsweise bei 44,74 % vor der ÖVP mit 43,12 %. Etwas größer ist der Abstand im Bezirk Mattersburg: 48,28 % SPÖ, 33,7 % ÖVP. Mit deutlichem Abstand folgt die FPÖ, die noch am stärksten im Bezirk Mattersburg mit 7,38 % und im Bezirk Neusiedl am See mit 5,36 % vertreten ist. Die Grünen haben in sechs Bezirken insgesamt 27 Mandate errungen (in Güssing keines). Die LBL ist in fünf Bezirken mit insgesamt 39 Mandaten vertreten.

Neusiedl am See

Anscheinend nützt kein Ankick des Landeshauptmannes Hans Niessl beim Liga-Spiel des SC ESV Parndorf Parndorf gegen FAC. Es nützt anscheinend auch keine Ballspende für die Ballesterer. Um in einer Gemeinde zu gewinnen, nützt anscheinend nur eines: für die Bevölkerung zu spielen. Wolfgang Kovacs und sein Team dürften in den letzten fünf Jahren kein schlechtes Match abgegeben haben. Denn wie ist es ansonsten möglich, dass die Lipa (Liste Parndorf) von 30 Prozent auf 54 steigt? Wie ist es ansonsten möglich, dass ein einstiger Kommunist und Ohrringträger keine Stichwahl braucht, weil er 69,2 Prozent von den Parndorfern erhält? Erst einmal ist er "sprachlos" und "wir wurden für die getane Arbeiter der letzten fünf Jahre belohnt", sagt Kovacs und freut sich wie ein Jungspund, der das erste Mal bei einer Demonstration am Wiener Ring teilnimmt.

Im Bezirksvorort Neusiedl am See hingegen können die Roten einen kleinen Erfolg feiern. Zwei Mandate wandern von der ÖVP zur SPÖ, Bürgermeister Kurt Lentsch verliert damit die absolute Mehrheit im Gemeinderat. In Potzneusiedl gewann die ÖVP die Absolute. Die SPÖ musste drei Mandate, die FPÖ eines an die Bürgermeisterpartei abgeben. In der Seewinkelgemeinde Pamhagen muss die SPÖ den Bürgermeistersessel für Josef Tschida von der ÖVP räumen. Im Bezirk büßt die SPÖ insgesamt zwölf Mandate ein, während die FPÖ über sieben neue jubelt. Schwarze und Grüne sind stabil.

Eisenstadt-Umgebung

Heute wird’s spannend", war die Einschätzung von vielen Donnerskirchnern, bevor sie zur Stimmabgabe eilten. Und sie sollten Recht behalten: Nach 20 Jahren im Amt muss SP-Ortschef Josef Frippus den Hut nehmen. Sein Nachfolger Johannes Mezgolits von der ÖVP kann jubeln, auch über die Mandatsmehrheit im Gemeinderat (11 VP, 10 SP). Für die SPÖ ist der Wahltag in zwei weiteren Gemeinden des Bezirks nicht gut gelaufen: In Wulkaprodersdorf verliert sie nicht nur die Mehrheit im Gemeinderat (von 11 auf 9), der amtierende SP-Ortschef Hans Rudolf Haller muss auch in die Stichwahl mit VP-Kandidat Friedrich Zarits. Oggaus SP-Ortschef Ernst Schmid hat zwar – trotz Verlusten – den Bürgermeister verteidigt, verliert im Gemeinderat aber ebenfalls die Mehrheit.

Auch nicht so toll ist es für den jüngsten Bürgermeister Österreichs, den 25-jährigen Mörbischer Jürgen Marx von der SPÖ, gelaufen. Immerhin bleibt er mit den erreichten 57 % im Amt. Wenig überraschend war der offene Ausgang der Wahl in Schützen am Gebirge, wo die Umfahrung das beherrschende Thema war. VP-Kandidat Roman Zehetbauer und SP-Mann Manfred Feiler gehen in die Stichwahl. Der Mandatsstand ist derselbe wie 2007: 8 ÖVP, 6 SPÖ und 5 uBf. Ansonsten ist der Bezirk relativ stabil: Minus 7 Mandate für SP, plus 8 für VP, plus 4 für FP und plus 1 Grüne sowie plus 2 LBL.

Oberwart

Im Ortsteil St. Martin in der Wart schlossen die Wahllokale um 11 Uhr. Das Ergebnis war für SP-Bürgermeister Gerhard Pongracz wenig erfreulich. Er verlor 40 Stimmen im Vergleich zum Jahr 2007. Großer Sieger war Georg Rosner der 138 Stimmen als Bürgermeisterkandidat verbuchen konnte. Auch beim Ergebnis der Gemeinderatswahl führt die ÖVP mit 68 Prozent der Stimmen. Auch die Grünen können sechs Prozent für sich verzeichnen, die SPÖ verliert mehr als das Doppelte. Das Ergebnis der rund 200 Stimmen zauberte Georg Rosner schon am Nachmittag ein Lächeln ins Gesicht. Am Abend war dann klar: Gerhard Pongracz und Georg Rosner werden sich am 4. November der Stichwahl stellen. Im Gemeinderat hat die SPÖ ihre Absolute verloren (SP: 10, VP: 11, FP: 3, Grüne: 1).

In Stadtschlaining konnte die SPÖ einen Erdrutschsieg verbuchen. Neuer starker Mann ist Markus Szelinger, der der ÖVP den Bürgermeistersessel abspenstig machen konnte. Szelinger kam auf 64 Prozent der Stimmen. Im Gemeinderat dominiert Rot per Absoluter (SP: 13, VP: 6, BLS: 2) . Brigitte Schendl konnte das SP-Bürgermeisteramt in Mischendorf nicht verteidigen. Mit Martin Csebits stellt die ÖVP in dieser Gemeinde nach 35 Jahren den Ortschef (SP:10, VP:11) .Im Bezirk verloren SPÖ elf und ÖVP neun Gemeinderatssitze. Die FPÖ erreichte 19 Mandate, die Grünen drei, die LBL zwei und sonstige Listen konnten elf Sitze für sich beanspruchen.

Güssing

Wenn es zwei Kandidaten gibt, ist es schon interessanter", meint Karl Neubauer aus Tschanigraben, nachdem er seine Stimme abgegeben hat. Um 11 Uhr wurde das Wahllokal geschlossen und kurz darauf stand das Ergebnis fest. Die SPÖ hat von ihren 100 Prozent im Jahr 2007 28,2 Prozent eingebüßt. Erstmals kandidierte die ÖVP in der 79 Einwohner-Gemeinde und holte zwei Mandate. Die Wahlbeteiligung lag bei 91,03 Prozent. Davon stimmten 52 für Bürgermeister Ernst Simitz von der SPÖ, der Rest ging an seinen Schwager Franz Frisch von der ÖVP. Olbendorf, die rote Hochburg im Bezirk Güssing, hat drei Mandate im Ortsparlament dazugewonnen und hält 18 Mandate, die ÖVP nur mehr drei. Landtagsabgeordneter Wolfgang Sodl ist der neue Bürgermeister und bekam 84,5 Prozent der Stimmen.

In Kukmirn wurde Bürgermeister Franz Hoanzl von der ÖVP bestätigt. Seine Partei verlor fünf Mandate und hält noch zehn. Die SPÖ musste ein Mandat abgeben. Sechs Sitze im Gemeinderat beansprucht die Bürgerliste BMK für sich. "Innerhalb weniger Wochen von Null auf 27,04 Prozent der Stimmen zu kommen, das ist eine reife Leistung", erklärt BMK-Spitzenkandidat Klaus Kroboth. Im Bezirk hat die SPÖ 18 Mandate dazugewonnen. Die ÖVP hat elf verloren und die FPÖ zwei Sitze im Gemeinderat errungen.

Mattersburg

Das Leben in Marz geht auch nach den strittigen Vorwahlzeiten weiter. "Wir lassen uns nicht auseinanderdividieren", sagt eine Marzerin. Das war am Sonntagvormittag zu spüren. Nach dem Erntedankfest vor der Kirche, gingen die Marzer in Einigkeit drei Mal um die Ecke in die Schulstraße zum Rathaus, um ihre Stimme zu geben. Die Entscheidung war relativ einfach, traten doch nur ÖVP und die Freiheitlichen an. Die SPÖ war diesmal nicht dabei, nachdem Ex-Vizebürgermeister Dieter Weiss die Frist des Wahlvorschlages verabsäumte. Das vorläufige Ergebnis spricht für den neuen, alten Bürgermeister Gerald Hüller und macht ihn "stolz und sehr zufrieden": 1038 Stimmen hat er bekommen, um 151 mehr als vor fünf Jahren. "Ich hoffe, das nimmt auch Landeshauptmann Niessl zur Kenntnis", sagt Hüller. Die Wahlbeteiligung lag bei 81 Prozent. Ähnlich wie vor fünf Jahren, als auch die SPÖ kandidierte. Diesmal waren 316 Stimmen ungültig, vor fünf Jahren waren es 91.

Im Bezirksvorort Mattersburg kam die SPÖ mit einem blauen Auge davon. Sie verlor ein Prozent, die ÖVP mit ihrem Spitzenkandidaten Michael Ulrich gleich fünf. Für beide Parteien bedeutet das den Verlust eines Mandates. Die SPÖ stellt aber mit Ingrid Salamon wieder die Bürgermeisterin. Sie erhielt 2485 Stimmen. In Bad Sauerbrunn legte die Liste Bad Sauerbrunn um ein Prozent zu und erreichte 55,8 Prozent. Die SPÖ verlor im Bezirk Mattersburg an die drei Prozent. Auch die ÖVP darf sich nicht zu den Gewinnern zählen, denn sie muss mit 1,4 Prozent Verlust rechnen. Drei Prozent haben die Freiheitlichen gewonnen. Und die Grünen liegen bei 2,3 Prozent.

Oberpullendorf

Ritzing ist nichts für schwache Nerven", scherzte eine Wählerin Sonntagvormittag. In der einstigen roten Hochburg kandidierten neben ÖVP-Ortschef Walter Roisz auch Amtmann Johann Reißner (SPÖ) und Andreas Guzmits (Liste für Ritzing; LFR) für das Amt des Bürgermeisters. Es war nicht nur ein emotionsgeladener Wahlkampf. Auch die Stimmauszählung sorgte für Turbulenzen, als statt der berechneten 821 Wählerstimmen plötzlich 822 auftauchten. Stundenlang wurde gezählt, bis der Fehler gefunden wurde. Das Ergebnis: Roisz (er kam auf 46%) muss mit Reißner (39,8%) in die Stichwahl. Die SPÖ gewann ein sechstes Mandat dazu, die Zahl der Sitze halbierte sich bei der ÖVP auf fünf und die LFR, der auch der frühere SP-Bürgermeister Herbert Gmeiner angehört, schaffte auf Anhieb vier Mandate.

Auch das Wahlergebnis in Oberpullendorf ließ Sonntagabend auf sich warten und gab Anlass für Spekulationen. Aber es bleibt im Wesentlichen alles beim Alten: ÖVP-Bürgermeister Rudolf Geißler bleibt mit 57,6% der Stimmen im Amt, SPÖ-Vizebürgermeisterin Elisabeth Trummer kam auf 38. Im Gemeinderat haben die Sozialdemokraten einen von zehn Sitzen verloren, die Schwarzen gewinnen zu den zwölf einen dazu. Im Bezirk verliert die SPÖ sieben Mandate, die Grünen eines. Je ein zusätzliches Mandat gibt es für ÖVP, FPÖ und LBL. Sonstige gewinnen fünf zusätzliche Sitze.

Jennersdorf

Ja, es wird eine klare Angelegenheit." Knapp fiel die Antwort von Franz Tauss aus. Und der amtierende VP-Bürgermeister von Rudersdorf sollte Recht behalten. Die SPÖ mit dem Landtagsabgeordneten Ewald Schnecker an der Spitze, konnte nur marginale Zugewinne verzeichnen. Im Gemeinderat konnte die ÖVP sogar ein Mandat zulegen und steht nun bei 14, die SPÖ behält ihre sieben. Die Grünen, 2007 mit einem Mandat ausgestattet, traten im heurigen Jahr nicht mehr an. "Ich habe in der Früh noch den Formel 1-Grand Prix geschaut, die ÖVP hat mehr zu verlieren", hatte sich Schnecker am Sonntagmorgen betont relaxed gegeben.

Was Schnecker verwehrt blieb, schaffte Eduard Zach in Heiligenkreuz. Der rote Kandidat holte nicht nur den Bürgermeistersessel, die SPÖ drehte auch die schwarze Gemeinde. Im Bezirksvorort konnte VP-Mann Willibald Thomas abermals zulegen, ein Plus von 4,3 Prozent steht zu Buche. Im Gemeinderat setzten sich die Grünen in Szene und verdoppelten ihre Mandatszahl auf vier. Zwei weitere Ergebnisse sorgten für Aufsehen: In Neuhaus am Klausenbach regiert die ÖVP künftig per Absoluter. In Mühlgraben mussten SPÖ und ÖVP herbe Verluste hinnehmen, dritte Kraft ist die FPÖ mit zwei Mandaten. Im Bezirk verlor die SPÖ drei Mandate, die ÖVP deren vier, die FPÖ konnte um vier zulegen und di

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