Bruck-Leoben-Kapfenberg als neuer urbaner Ballungsraum
Die steirische Wirtschaft hat klare Vorstellungen, wie es im Land weitergehen soll bzw. was der High-Tech-Standort Steiermark in den nächsten Jahren am dringendsten braucht.
Der KURIER hat sowohl in der Wirtschaftskammer als auch in der Industriellenvereinigung (IV) nachgefragt, was die Interessensvertreter von der künftigen Landesregierung fordern.
Der steirische Kammerpräsident Josef Herk sieht die Konjunktur noch intakt, wie er sagt. „Die Auftragsbücher sind in vielen Branchen nach wie vor gut gefüllt.“ Vielfach sei der Fachkräftemangel ein Bremsklotz bei der Abarbeitung von Aufträgen.
Geht es um die künftigen Herausforderungen, so nennt er schwerpunktmäßig auch den Ausbau der Infrastruktur. Herk: „Die jüngsten Arbeitsmarktreformen waren sicher positiv. Auch wirken in der Steiermark selbst die Reformen der letzten Jahre noch positiv nach.“
Jetzt gelte es aber die nächsten Schritte zu setzen. „Strukturreformen, etwa Städtefusionen oder die dezentrale Konzentration staatlicher Einrichtungen, sollten ebenso auf der Agenda sein, wie Lückenschlüsse bei wichtigen Infrastrukturvorhaben. Dazu gehört vordringlich die Phyrn-Schober-Achse und der Bau eines neuen Bosruck-Tunnels.“
Die steirische IV kann sich ebenfalls weitere Gemeindefusionen vorstellen – auch schrittweise sei dies denkbar.
IV-Präsident Georg Knill hat klare Vorstellungen entwickelt und der Landespolitik vorgestellt. Graz und Umgebung oder die obersteirischen Städte Leoben, Bruck an der Mur und Kapfenberg sollten zunächst einfach „enger kooperieren“ oder „functional areas“ bilden, wie Knill es nennt. Diese Zusammenarbeit könne dann durchaus auch in einer Zusammenführung von Gemeinden gipfeln.
Solche Gedankenspiele gab es schon unter der rot-schwarzen „Reformpartnerschaft“, die dann aber von derlei großen Änderungen doch lieber die Finger ließ.
Dabei waren die Einschätzungen vieler Experten damals auch schon positiv. Vor allem der Zusammenschluss von Leoben, Kapfenberg und Bruck würde einen starken zweiten Ballungsraum als Gegenstück zur Landeshauptstadt schaffen – ein reizvoller Gedanke für so manchen Wirtschaftstreibenden.
Die IV hat vor kurzem einen dicken Forderungskatalog für die künftige Landesregierung erstellt. „106 Ideen und Lösungen“ stehen in dem Papier: darunter bei einigem Willen rasch umsetzbare Punkte wie WLAN für wirklich jede Schule in der Steiermark und der Breitbandausbau in den Gemeinden, aber auch Ideen, die etwas mehr Kreativität benötigen – wie die Ausdehnung der S-Bahn in das benachbarte Slowenien, konkret nach Maribor. Immerhin pendelten 11.000 Slowenen in die Steiermark, um hier zu arbeiten, begründet die IV ihre Forderung. Apropos Arbeitsplätze: Die Industrie wünscht sich eine „Steiermark-Agentur“, um Fachkräfte gezielter suchen und anwerben zu können.
Zudem gilt es, das steirische Landesbudget zu sanieren. Die IV pocht auf eine Schuldenbremse für den Haushalt bis 2024.
Im 2018 von ÖVP und SPÖ beschlossenen Doppelbudget für die Jahre 2019/20 wurden noch 131 Millionen Euro an neuen Schulden vereinbart.
m. bachner, e. holzer
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