Blimlinger: "Grüne müssen Flagge zeigen gegenüber ÖVP"

Blimlinger: "Grüne müssen Flagge zeigen gegenüber ÖVP"
Parteikenner und Ex-Bezirksvorsteher Blimlinger über die türkis-grüne Koalition: "Es könnte besser laufen."

Thomas Blimlinger war von 2001 bis 2017 Bezirksvorsteher in Wien-Neubau – quasi Österreichs erster „grüner Bürgermeister“.

KURIER: Sie haben Anfang 2020 für den türkis-grünen Koalitionspakt gestimmt. Würden Sie das heute noch tun?

Thomas Blimlinger: Ja, weil ich selbst weiß, wie wichtig es ist, auch einmal in Regierungsfunktion zu sein. Die Chance kommt nicht so schnell wieder. Damals war es das Gebot der Stunde – wissend, dass es schwierig wird.

Und wie schlagen sich die Grünen bisher?

Es könnte besser laufen. Das letzte Jahrhundert war jenes der Arbeit, jetzt haben wir das Jahrhundert der Umwelt. Man muss das in den meisten Politikfeldern spüren und umsetzen. Es gibt schon ein paar Erfolge, das 1-2-3-Ticket zum Beispiel. In den Medien kommt das zu wenig vor. Die Grünen müssen ihre Erfolge besser verkaufen.

Sollten sie sich bei Konflikten stärker durchsetzen gegen die ÖVP?

Immer. Auch ich denke mir manchmal: Warum sagt da niemand was? Natürlich soll man in einer Koalition dem anderen nicht immer dagegen reden. Aber es könnte schon mehr sein, keine Frage.

Wo zum Beispiel?

Bei der Justiz. Vieles hat sich geändert, weil wir eine grüne Justizministerin haben. Auch das können wir besser verkaufen. Die Grünen müssen mehr Gas geben, Flagge zeigen gegenüber der ÖVP.

Gibt es ein Ur-Prinzip, auf das sich die Partei wieder besinnen muss?

Bei der Migrationspolitik haben die Grünen eine klare Haltung. Aber sie wirkt nicht politisch, weil das mit der ÖVP nicht umsetzbar ist. Ich glaube aber nicht, dass die Grünen ihre Prinzipien „verraten“, wie viele sagen. Man muss die politische Realität sehen, wir sind der Juniorpartner.

Würden Sie Geld darauf verwetten, dass die Koalition bis 2024 hält?

Ich wette nie. Ich meine, aus Verantwortung und fehlenden Alternativen wird es halten. Aber verwetten würde ich nichts darauf. 

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