Biologe Grassberger: "Man kann sogar in der Wüste Gemüse anbauen"

Biologe Grassberger: "Man kann sogar in der Wüste Gemüse anbauen"
Der Wissenschafter spricht über Klimawandel und Landwirtschaft und verrät, welche „Diät“ wirklich funktioniert.

Club 3. Die Klimakrise ist ein Thema, das uns alle betrifft. Es braucht drastische Veränderungen. Dazu wurde diese Woche auch bei der UNO-Klimakonferenz in Ägypten beraten, die Ergebnisse waren allerdings enttäuschend (siehe Artikel oben).

Im Club 3 war der Mediziner, Biologe und Landwirt Martin Grassberger zu Gast. Er ist Autor von „Das leise Sterben“ – das Wissenschaftsbuch des Jahres 2020. Darin zeigt er auf, wie der Boden unsere Gesundheit und die Gesundheit des Planeten verbindet.

Club 3 mit Martin Grassberger

Um unsere Ernährung, die Landwirtschaft und den Umgang mit der Natur ging es im Gespräch mit Katharina Zwins (Profil), Andreas Puschautz (KURIER) und Erich Vogl (Kronenzeitung). Das sagt Grassberger über …

… die Vielfalt im Boden „Das Funktionieren von Ökosystemen, des ganzen Bodens, die ganze Interaktion einer Pflanze mit dem Boden setzt voraus, dass die Mikroorganismen dort die richtigen sind, ausreichend an der Zahl, und es denen gut geht.“

… unsere Ernährung

„Es wird immer klarer, dass viele chronische Erkrankungen auch durch unsere Ernährung verstärkt werden. Eine ganz wesentliche Lösung dafür wäre, so wenig Fertigprodukte wie möglich zu kaufen. Mit frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln lässt sich die Wirkung vieler Krankheitsauslöser verringern.“

Martin Grassberger über kranke Böden und Einsatz von Chemikalien

… Diäten

„Es gibt Tausende Diäten, die alle einen alleinigen Wahrheitsanspruch stellen. Und es stellt sich immer wieder heraus: Das funktioniert alles gar nicht. Studien haben gezeigt, dass man so viel essen kann, wie man will, Hauptsache ist, man verwendet frische, unbelastete Lebensmittel, die selbst verarbeitet sind. Dann nehmen alle ab.“

… Agrarförderungen

„Jetzt sind die Förderungen im Wesentlichen flächenbezogen. Besitz wird belohnt. Das hat uns genau zu den Problemen gebracht, die wir haben. Es bräuchte gesundheitsbezogene Förderungen, für die Gesundheit der Ökosysteme, des Planeten und der Menschen. Da würden manche kleineren Betriebe erheblich mehr bekommen.“

.... über neue Wege in der Landwirtschaft

… die Erholung von Böden

„Prinzipiell können sich Böden mit richtigen Maßnahmen erstaunlich schnell erholen. Es gibt weltweit Projekte, die zeigen, wenn man es richtig macht, kann man sogar in der Wüste Gemüse anbauen.“

… die Nutzung von Flächen

„Wir wollen vereinheitlichen und standardisieren. Entweder ist es eine Wiese, oder es ist ein Acker, oder es ist ein Wald – diese Kategorien wollen wir haben. Aber das Ideale wäre alles gleichzeitig.“

... über Urban Gardening und Genmanipulation

… vegane Ernährung

„An sich ist das eine gute Ernährungsweise. Wovon ich aber nichts halte, ist, zu glauben, dass wir mit Veganismus den Klimawandel aufhalten. Der Anteil der Klimagase aus der Fleischproduktion ist nicht so groß, wie man glaubt.“

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