Bildungs-Defizite: Vor allem beim Lesen hapert es

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In Österreich gibt es 40.000 außerordentliche Schüler, die dem Regel-Unterricht aufgrund der Sprachbarriere nicht folgen können.

Kommenden Dienstag ist es wieder so weit: Die neuen Ergebnisse der sogenannten PIRLS-Studie werden öffentlich vorgestellt. Bei diesem Kompetenztest geht es darum, die Lese-Fähigkeiten der Volksschüler zu überprüfen. Und um eben die ist es hierzulande nicht gerade berauschend bestellt.

Bei der letzten PIRLS-Erhebung 2012 lagen die jungen Österreicher klar unter dem Schnitt der EU-Staaten – mit ein Grund, warum ÖVP und FPÖ bei den Koalitionsgesprächen so auf die Grund-Kompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen pochen.

Allein im letzten Schuljahr gab es 40.000 außerordentliche Schüler. Sie sprechen derzeit so schlecht Deutsch, dass sie dem Regel-Unterricht nicht mehr folgen können.

Die meisten außerordentlichen Schüler finden sich an den Volksschulen und Neuen Mittelschulen. Das geht aus einer parlamentarischen Anfrage-Beantwortung des Bildungsministeriums hervor.

Problemzone Wien

Dramatisch ist die Situation in der Bundeshauptstadt: Vier von zehn außerordentlichen Schülern gehen in Wien in die Schule; auf den Plätzen folgen Oberösterreich und Niederösterreich.

Sprachstartgruppen und -förderkurse sollen helfen, die groben Defizite zu beheben. In der Regel passiert dies, indem die Kinder und Jugendlichen anstatt des Unterrichts in anderen Pflichtgegenständen Deutsch-Stunden besuchen.

In den Sprachstartgruppen wird schon jetzt vor dem Eintritt in den Regel-Unterricht anstelle der Pflichtgegenstände Deutsch unterrichtet – von Deutschklassen ist das im Volksschulbereich nicht sonderlich weit entfernt.

Die nun im Zuge der Koalitionsgespräche thematisieren Defizite der heimischen Grundschüler sind weidlich dokumentiert. Insbesondere beim Lesen hapert es, wie beispielsweise die Pisa-Tests ergeben haben.

Im Lesen haben österreichische Jugendliche bei der Pisa-Bewertung beim jüngsten Test 2015 einen Mittelwert von 485 Punkten erreicht. Sie liegen damit signifikant unter dem OECD-Schnitt von 493 Punkten. Zum Vergleich: Unter den 35 OECD-Ländern bedeutet dies statistisch die geteilten Rangplätze 23 bis 28.

Die höchste Lesekompetenz zeigen die Schüler/innen aus Kanada (527) und Finnland (526). Die Spitzenposition nimmt auch beim Lesen Singapur mit 535 Punkten ein. Eine im Schnitt signifikant bessere Lesekompetenz als österreichische 15-und 16-Jährige zeigen von unseren Nachbarn unter anderem Deutschland (509) und Slowenien (505).

Soziale Defizite

Messbare Lese-Schwächen sind das eine. Das andere sind die – zusätzlich – bestehenden sozialen Defizite, die beispielsweise die Wirtschaft immer wieder beklagt.

So vermissen die Unternehmer bei angehenden Lehrlingen immer öfter die „Soft Skills“: Freundlich grüßen, eine Betriebsanleitung lesen und kleine Beträge im Kopf rechnen.

Diese Fähigkeiten sollten bereits in der Volksschule gelernt werden, heißt es in der Wirtschaftskammer.

Tatsächlich hätten viele Jugendliche damit aber Probleme – und seien solcherart nur bedingt als Lehrlinge einsetzbar.

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