Best Buddies für Risiko-Schüler
Es ist vielfach belegt: Chancen als auch der Zugang zur höheren Bildung sind hierzulande ungleich verteilt, Bildungsarmut wird nach wie vor vererbt. Eine private Initiative will das ändern – über ein Mentoring-Programm für Schüler.
Risikoschüler
"Mehr als achtzig Prozent der Schulabbrecher in den Oberstufen kommen aus Neuen Mittelschulen, ein Viertel der Lehrlinge brechen ihre Berufsausbildung vorzeitig ab. Und fast vierzig Prozent der Jugendlichen mit Pflichtschulabschluss sind arbeitslos", erzählen Joseph Kapherr und Andreas Lechner, die Initiatoren von "Sindbad – Social Business". Kap-herr ist diplomierter Sozialmanager und Politikwissenschaftler, Lechner hat ebenfalls Politikwissenschaft und an der Wirtschaftsuni studiert. Beide wollten nach ihrem Studium "etwas Sinnstiftendes" machen. Kein Start-up, keine App, sondern mit einem klassischen Verein, mit dem Ziel, Menschen zu helfen.
Im Vereinslokal
In einem Hinterhof in der Ottakringer Brüßlgasse haben sie seit Herbst ihr Vereinslokal. "Das hat uns eine Wiener Mäzenin vorerst einmal mietfrei zur Verfügung gestellt", erzählt Lechner. Seit Anfang November läuft ihr Programm. Und das geht so:
Mentor & Mentee
In der achten Schulstufe, vor allem in der 4. Klasse der Neuen Mittelschulen, entscheidet sich der Bildungsweg fundamental. Ob eine Lehre angestrebt wird, eine Berufsschule, oder eine Höher Bildende Schule. Die Jugendlichen, und hier besonders jene, die über einen schwachen familiären Background verfügen, sind in dieser Lebensphase nicht selten überfordert. Genau hier wollen Lechner und Kapherr helfend eingreifen, mit einem simplen Mentor-Mentee-Programm. Studenten und junge Berufstätige nehmen jeweils einen Schüler an der sprichwörtlichen Hand, um ihnen alle Bildungsmöglichkeiten aufzuzeigen, ihnen unter die Arme zu greifen, und um ihnen zu helfen, ihre Stärken und Interessen zu entdecken.
Der Verein richtet sich an alle jene 13- bis 14-jährigen Schüler, die Hilfe wollen. Das sind Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund als auch Flüchtlinge.
Suche nach neuen Mentoren
Mit 28 Paaren (Mentoren und Mentees) ist der Verein im Herbst gestartet, derzeit ist der Verein Sindbad via Hompepage (http://www.sindbad.co.at) auf der Suche nach weiteren Mentoren, 25 Interessierten bis Ende Februar, und weitere einhundert dann bis Herbst. Als Mentor muss man sich verpflichten, seinen Schützling zumindest alle zwei Wochen zu treffen und mit ihm zu arbeiten. Die ehrenamtlichen Mentoren werden verpflichtet, sich in Workshops weiterzubilden, etwa zum Thema Beziehungsarbeit, Rollenabgrenzung – und wie sie effektiv helfen können.
"Wir waren anfangs in einigen Wiener NMS, um den Schülern das Projekt vorzustellen und zu fragen, wer mitmachen will", erklärt Kap-herr. Die Schüler sind durchaus begeistert. Strahlend erzählt etwa die 14-jährige Himanshji über die tollen Begegnungen mit ihrer Mentorin Valerie, einer Psychologie- und Psychotherapie-Studentin. Das Mädchen möchte Ärztin werden, ihre Noten in der NMS sind ausgezeichnet, einem Wechsel in eine Oberstufe steht nichts im weg.
Oder Sahim, den alles rund um die Elektrotechnik fasziniert. Er will auf eine HTL wechseln. Mohammed will ebenfalls auf eine HTL, er interessiert sich für digitales Game-Design, wo virtuelle Spiele-Welten erschaffen werden. Seine Mentorin Livia, eine Jus-Studentin, unterstützt ihn dabei. Gemeinsam waren sie bereits in der Wiener HTL Sprengergasse, um Mohammeds weiteren Bildungsweg beschnuppern zu können.
Einige Pärchen gehen aber auch in Betriebe, um sich über Lehrstellen kundig zu machen. Was fehlt, erzählt Lechner, sind Kooperationspartner aus der Wirtschaft. Und Geld – für Kurse und den Verein.
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