FPÖ-Abgeordneter bezeichnet Betriebsräte als "Beidl"

Wolfgang Zanger (links) mit Klubchef Strache und weiterem Klubkollegen (Archivbild).
Wolfgang Zanger zog mit seiner Rede im Nationalrat scharfe Kritik auf sich. Später meinte er, er habe "Seidl" sagen wollen.

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Auftritt von FPÖ-Mandatar Wolfgang Zanger im Parlament für Aufregung sorgte. Am Donnerstag ließ der steirische Abgeordnete seinem Unmut gegenüber Arbeitnehmervertretern freien Lauf. Zunächst meinte Zanger in seinem Redebeitrag zum Einkommensbericht, dass Betriebsräte und Gewerkschafter herumerzählen würden, der Familienbonus sei "nur ein großer Schmäh der Regierung". Unter dem Hinweis, den Bezugsberechtigten blieben immerhin 125 Euro netto im Monat im Börserl, kommentierte er dann: "Jetzt siehst wenigstens amoi, was das für Beidl san." 

Das gab Willi Mernyi, Geschäftsführer der roten Gewerkschafter, Anlass zur Frage: "Fehlt es ihm wirklich nur an Anstand und Manieren? Oder müssen wir aus seiner völlig überflüssigen Erwähnung des männlichen Genitalteils schließen, dass er auch mit Selbigem denkt?"

Dass "im Parlament alle BelegschaftsvertreterInnen dermaßen obszön beschimpft" würden, sei "eine neue Dimension", kritisiert MernyiEr fordert Worte der Entschuldigung und der Distanzierung von Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ).

Kein Ordnungsruf

Ein Ordnungsruf zu Zangers Rede blieb übrigens aus. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) ließ die Sitzung kommentarlos weiterlaufen, obwohl SPÖ-Frauen-Vorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek lautstark eine Reaktion Sobotkas gefordert hatte.

Update: Sobotka griff die Sache wenig später, nach ungefähr zwanzig Minuten, dann doch auf. Er fragte Zanger, ob er den vergleichenden Begriff für Betriebsräte und Gewerkschafter zurücknehmen wolle. Zanger zeigte sich zunächst unwissend und fragte nach, worum es denn gehe. Als Sobotka dann das Protokoll zitierte ("Was das für Beidl sind"), sagte Zanger: "Ich wollte sagen: Trinken wir lieber ein Seidl." 

Sobotka fragte Zanger noch einmal, ob er bereit sei, das Wort zurückzunehmen. Schließlich nickte der FPÖ-Abgeordnete mit dem Kopf. Ein Ordnungsruf blieb somit aus.

Zu sehen hier ab Minute 3:50:

Rechnungshofpräsidentin Margit Kraker

Strache: "Nicht Pulitzerpreisverdächtig"

Zangers Parteichef, Heinz-Christian Strache, zeigte sich am nächsten Tag strenger als der Nationalratspräsident. "Es wird sicher einen Ordnungsruf geben", kündigte Strache an, der auch sagte: "Pulitzerpreisverdächtig war die Rede nicht."

Ein wenig verteidigte Strache aber auch seinen Abgeordneten. Wer Zanger kennt, wisse, dass er Steirer und ein bodenständiger Mensch sei. In seiner Plenarrede habe er "Stammtisch-Sprache" verwendet. Aber natürlich: "So etwas sollte im Hohen Haus nicht vorkommen."

Auch in einem anderen Punkt stellte sich der FPÖ-Chef vor seinen Mandatar. Dass Zanger ausgerechnet bei einer Kundgebung der rechtsextremen Identitären, deren Auflösung gerade geprüft wird, Grußworte abgehalten habe, sei ihm wie jedem Bürger frei gestanden. Derzeit gebe es lediglich Ermittlungen.

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