AUVA-Patienten: „Haben für uns Hackler nichts übrig“

AUVA-Patienten: „Haben für uns Hackler nichts übrig“
Bei den Patienten der Wiener AUVA-Spitäler stoßen die Regierungs-Sparpläne auf wenig Gegenliebe.

Es ist halb zehn Uhr vormittags, die Erstaufnahme des Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhauses füllt sich langsam mit wartenden Patienten. Der angrenzende Raucherbereich füllt sich mit blauem Dunst, aber die Stimmung ist alles andere als friedlich.

„Ich denke mir jeden Tag, ich schreibe jetzt der Hartinger-Klein“, kritisiert der professionelle Harfenist Georg Baum die geplanten Einsparungsmaßnahmen der Gesundheitsministerin. Bei der Unfallversicherungsanstalt AUVA, die das Krankenhaus betreibt, sollen rund 500 Millionen Euro eingespart werden. Das Böhler-Spital soll zusammen mit dem Reha-Zentrum Weißer Hof in Klosterneuburg und dem UKH Meidling zusammengefasst werden.

Baum hat Probleme mit seinem Meniskus und schwärmt von der Versorgung im Krankenhaus, seine Krücken hat er neben sich auf die Bank gelehnt. Er empfiehlt der Ministerin, das Angebot des Krankenhauses selbst einmal in Anspruch zu nehmen, „am besten mit ein paar Brüchen. Mal sehen, ob sie es dann noch schließen will“. Mit seiner Kritik ist er nicht alleine, viele der anderen wartenden Patienten stimmen ihm zu: „Es wird immer an den falschen Stellen gespart“, meint Herr Riegler, der neben ihm Platz genommen hat. „Das sollen sie sich abschminken. Die haben nichts für uns Hackler übrig“, meint ein anderer in Richtung Regierung.

Seltene Fürsprecher

Auch im UKH Meidling nimmt der Betrieb in der Aufnahme gegen zehn Uhr langsam zu. Die 32-jährige Vera Gusenbauer ist wegen eines Fahrradunfalls gekommen, hat die Debatte „ansatzweise“ mitbekommen – und hält nichts von den Umbauplänen. Das österreichische Sozialsystem sei ein gutes, und „das sollte man nicht reduzieren.“ Wohin sie fahren würde, sollte das UKH Meidling tatsächlich geschlossen werden? „Wahrscheinlich ins AKH“ – so wie übrigens auch alle anderen befragten Patienten.

Doch nicht nur in der Ambulanz, auch bei stationären Patienten ist die Stimmungslage überwiegend gegen die Sparpläne gerichtet. Heute begleitet Marcellus Karal nur seine Mutter zur Kontrolle, doch er war auch schon selbst Patient. Vor Jahren, nach einem schweren Unfall – praktisch der gesamte linke Arm war zertrümmert. Die Narben sind nach wie vor deutlich sichtbar, die Bewegungsfreiheit konnte nicht vollständig wieder hergestellt werden, aber Herr Karal ist trotzdem sowohl mit seiner Behandlung als auch mit der anschließenden Reha mehr als zufrieden. Der Appell des Endfünfzigers? Von der AUVA die Finger lassen.

Maria Herzog würde ihm zustimmen. Die 77-Jährige war hier 20 Jahre OP-Gehilfin, heute ist sie als Patientin hier. Und es tut ihr „weh, dass sie das abdrehen wollen.“

In der Eingangshalle vertritt selten einmal jemand die konträre Meinung. Eine elegante Blondine, altermäßig in den 50ern und laut eigenen Angaben als Managerin tätig, ist für den AUVA-Umbau: „Man kann immer etwas einsparen“. Man müsse nur „das Ausnutzen reduzieren, dann geht sich das alles super aus“. Auch bei Kuren sieht sie etwa großes Sparpotenzial; stattdessen sollten die Ärzte mehr Bewegung verschreiben.

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