Asyl-Streit: Fischer findet Bezirksquoten sinnvoll

Bundespräsident kritisiert Streit der Koalition. Chancen für Verbleib der Griechen in Eurozone "nicht über 50 Prozent".

Bundespräsident Heinz Fischer hätte den Vorschlag von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), zur Flüchtlingsbetreuung Bezirksquoten einzuführen, sichtlich goutiert. Er sei der Meinung, dass Quoten bei der Lösung des Problems "unterstützend" sein könnten. Ob die über Bezirke oder Gemeinden gingen, sei "nicht primär", Bezirke hätten aber wohl den Vorteil, dass sie mehr Flexibilität böten.

Zurückgewiesen wurde von Fischer in der ORF-Pressestunde Kritik an Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), weil diese in der Slowakei Platz für 500 Asylwerber schaffen hat lassen. Wenn jemand aus Syrien flüchte, sei es für ihn nicht entscheidend, ob er 30 Kilometer westlich oder östlich von der Grenze untergebracht werde: "Er will ein Dach über dem Kopf haben." Fischer wird sich jedenfalls bei seinem bevorstehenden Slowakei-Besuch für die Übernahme der Flüchtlinge bedanken.

Klar gestellt wurde vom Bundespräsidenten, dass die derzeitigen Zustände in der Bundesbetreuungsstelle Traiskirchen unzumutbar seien: "Das geht gar nicht, dass Leute im Freien übernachten müssen." Auch Zelte hält der Bundespräsident für keine adäquate Unterbringungsmöglichkeit.

Kritik übte Fischer an Streitigkeiten in der Regierung, auch rund um die Asylkrise. Es sei unnötig gewesen, wie bei der Parlamentsdebatte diese Woche ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka den Bundeskanzler angegangen sei, aber genauso wie SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder gestern in Zeitungs-Interviews offenbar als Revanche Innenministerin Mikl-Leitner attackiert habe. So etwas mache man untereinander abseits der Öffentlichkeit aus.

Die Regierung mahnte Fischer, ihre Kraft zur Problemlösung zu nutzen: "Sonst wird sie bei der nächsten Wahl nicht reüssieren." Mit Neuwahlen rechnet der Bundespräsident im letzten Jahr seiner Amtszeit nicht. Er glaube, dass sich das Regierungsteam "zusammenrauft". Personelle Wechsel erwartet der Bundespräsident ebenfalls nicht.

Auch wenn Fischer dazu steht, noch als SPÖ-Politiker Skepsis gegenüber einer Regierungsbeteiligung der Freiheitlichen geäußert zu haben, hat er kein Problem damit, in seiner heutigen Rolle als Staatsoberhaupt Hans Niessl (SPÖ) neuerlich als burgenländischen Landeshauptmann anzugeloben, auch wenn der nun auf Rot-Blau setzt. Er traue Niessl zu, das Land wie bisher zu lenken.

Überzeugt ist Fischer, dass sowohl SPÖ als auch ÖVP bei der nächsten Bundespräsidenten-Wahl einen Kandidaten aufstellen werden. Dies sei seit 1945 immer so gewesen, wenn ein Staatsoberhaupt neu gewählt worden sei. Eine Wahlempfehlung plant Fischer nicht: "Ich werde mich da nicht einmischen."

Griechenland: Fischer skeptisch

Fischer hat nicht unbedingt zuversichtlich gezeigt, was einen Verbleib Griechenlands in der Eurozone angeht: "Die Chancen sind aus meiner Sicht nicht über 50 Prozent". Das, was die griechische Regierung bisher an Vorschlägen vorgebracht habe, werde man so nicht annehmen können.

Der Bundespräsident kritisierte die griechische Führung für ihre "unglückseligen Manöver" wie die "überfallsartige Volksbefragung". Man habe in der Vergangenheit unnötig viel Zeit verstreichen lassen: "Jetzt steht es Spitz auf Knopf." Jede Stunde für Verhandlungen sei kostbar.

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