"Appellieren, Gespräche mit Haslinger und Weber unverzüglich aufzunehmen"

Die Arbeitsgemeinschaft "Gute wissenschaftliche Praxis im Wandel" (ARGE GWP) der Österreichischen Forschungsgemeinschaft (ÖFG) sucht nach einer neuen Leitung.
Grund: Die Initiatoren und Leiter der ARGE GWP - Markus Haslinger, Technologiejurist an der TU Wien, und Stefan Weber, Plagiatsforscher - sind nicht mehr im Amt.
Haslinger legte seine Funktion zurück, nachdem Weber aus dem Ehrenamt entlassen wurde. Wie der KURIER berichtete, wurde "Dr. Stefan Weber aufgrund von Auffassungsunterschieden innerhalb der ARGE und mit dem Beirat von der Leitung der ARGE entbunden".
Als Grund mutmaßt Weber, wie er in seinem Blog Ende November schreibt, etwas anderes. Es gehe bei seiner Entlassung aus der ÖVP-nahen ÖFG um "Rache für den Plagiatsvorwurf gegen Karner". Gemeint ist damit die wissenschaftliche Arbeit von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), die gemäß dem Plagiatsforscher wissenschaftliche Mängel aufweist.
Fakt ist nun, dass die ÖFG nach Haslingers Rückzug und Webers Entlassung nach einer neuen wissenschaftlichen Leitung der ARGE sucht. Das wollen andere ARGE-Mitglieder allerdings so nicht hinnehmen.
Wie aus einer schriftlichen Stellungnahme von vier der 39 Mitglieder hervorgeht, die dem KURIER vorliegt, habe man "Sorge, was den offenen akademischen Diskurs in Österreich im Allgemeinen und die Freiheit und Unabhängigkeit der Wissenschaft im Besonderen anbelangt".
Die Kritik an der Arbeit der ARGE könne nicht nachvollzogen werden. Vielmehr wolle man festhalten, "dass die die Intensität der Arbeiten, die Professionalität bei der Vorbereitung der Sitzungen in der ARGE GWP herausragen".
Den Vorwurf, die Ausbildung der Studenten sei in "besonders problematischer" Weise "vernachlässigt" worden, wie die ÖFG anlässlich der Entlassung Webers schreibt, weisen die Verfasser der Stellungnahme zurück.
Ebenso nicht nachvollziehen können die ARGE-Mitglieder die Kritik an der Arbeit Webers. Eine "angebliche Inkompatibilität der privaten gewerblichen Tätigkeit von Herrn Dozenten Weber mit seiner Funktion als ARGE-Leiter", wie seitens der ÖFG geschrieben, "wäre uns nicht im Mindesten aufgefallen".
Als "Vorschlag zur Güte" appellieren die Wissenschafterinnen und Wissenschafter an die ÖFG, "unverzüglich Gespräche mit der ARGE-Leitung aufzunehmen, und zwar sowohl mit Herrn Professor Haslinger als auch mit Herrn Dozenten Weber, gegebenenfalls unter Einbeziehung von Mediatoren".
Als Grund heißt es gegen Ende der Stellungnahme, das Projekt ARGE GWP sei "geradezu vorbildhaft gestartet und mit größtmöglicher Energie, Professionalität und Kompetenz umgesetzt worden". Es handle sich um ein "Projekt, das Leuchtturmcharakter" hat, das "fortgeführt werden sollte".
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