"Antiziganismus": Rassismus gegenüber Roma und Sinti hat einen Namen

Protest against planned Sinti and Roma memorial re-location
500.000 Roma und Sinti starben während des Holocaust. Noch heute sind sie Feindseligkeiten ausgesetzt - Ein Begriff soll wachsam und achtsam machen.

Antisemitismus ist ein gelernter Begriff, um Rassismus, Diskriminierung und Feindlichkeit gegenüber Juden zu beschreiben. Die mangelnde Anerkennung des Völkermordes an den Sinti und Roma hat über Jahrzehnte hinweg zu Vorurteilen und zur Diskriminierung beigetragen, unter denen viele Gemeinschaften der Sinti und Roma noch heute leiden. Die International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) bestehend aus 34 Delegationsleitern  (34 Mitgliedsstaaten – darunter Österreich) hat deshalb eine Arbeitsdefinition von Antiziganismus festgelegt.

Anti-Ziganismus (aus dem Französischen tsigane für "Zigeuner) beschreibt laut IHRA, wie sich die Feindlichkeit gegen Roma und Sinti manifestiert. Begonnen hat diese bereits im Mittelalter und setzte sich über beide Weltkriege bis heute fort. Ihren traurigen Höhepunkt fand die Verfolgung im Genozid an rund 500.000 Roma und Sinti während des Holocaust, verübt von den Nationalsozialisten und ihren Verbündeten.

"Die Leugnung, Verzerrung oder Glorifizierung der Verfolgung von Sinti und Roma oder des Völkermords an ihnen ist als antiziganistisch zu werten", sagt  Martina Maschke, Obfrau von erinnern.at, dem österreichischen Holocaust Education Institut, und Mitglied der österreichischen IHRA-Delegation.

"Antiziganismus": Rassismus gegenüber Roma und Sinti hat einen Namen

Martina Maschke

Ebenso ist laut IHRA die Stereotypisierung von Sinti und Roma als verbrechensaffine Menschen, die Verwendung des Begriffs "Zigeuner“ als Beleidigung und die kollektive Haftbarmachung aller Sinti und Roma für die tatsächlichen oder wahrgenommenen Handlungen einzelner Mitglieder von Gemeinschaften der Sinti und Roma als antiziganistisch zu bewerten.

"Im Jahr 2020 werden Roma und Sinti immer noch zur Zielscheibe von Vorurteilen."

von Martina Maschke

"Im Jahr 2020 werden Roma und Sinti immer noch zur Zielscheibe von Vorurteilen, Diskriminierung und Gewalt. Gerade auch vor dem Hintergrund der COVID-19 Pandemie hat sich diese Denkweise in vielen Ländern in erschreckendem Ausmaß offenbart. Umso wichtiger ist die nun vorliegende Arbeitsdefinition“, so Maschke weiter.

Faßmann kündigt einen normalen Schulstart an

Bildungsminister Heinz Faßmann

Bildungsminister Heinz Faßmann dankt in einer Aussendung Maschke für ihren Einsatz.  Sie habe sich als Vorsitzende der Arbeitsgruppe zum Genozid an den Roma "seit Jahren für die Definition eingesetzt und war auch maßgeblich an der Texterstellung beteiligt. Die neu verabschiedete IHRA-Arbeitsdefinition von Antiziganismus soll dazu beitragen, das Bewusstsein für dieses Thema zu schärfen und insbesondere Schülerinnen und Schüler zu sensibilisieren“.

Die Arbeitsdefinition soll fortan als „Leitfaden für die Erkennung und Dokumentation antiziganistischer Vorfälle“ dienen und könne für die Erarbeitung und Umsetzung gesetzgeberischer Maßnahmen gegen Antiziganismus herangezogen werden.

Kommentare