Anschober: 30.000 Impfungen bis Sonntag

Gesundheitsminister verteidigt Ressort, Impftempo und Sonderbeauftragten. "Niemand hat Impfdosen herumliegen lassen"

Anschober verteidigt Impfstrategie

Warum wird erst ab 12. Jänner geimpft, wo doch Impfdosen im Land und damit de facto bereit zum Verimpfen sind? Nachdem die Bundesregierung und insbesondere das Gesundheitsministerium bis zum Feiertag Schwierigkeiten hatten, die grundlegenden Motive und Gründe für den Impfstart und die dahinterliegende Strategie in der Öffentlichkeit zu kommunizieren, stellten sich Ressortchef Rudolf Anschober und Sonderbeauftragter Clemens Martin Auer im Zuge eines Termins in der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) der Öffentlichkeit. Der offizielle Anlass war die Zulassung eines weiteren Impfstoffs: Er heißt „Moderna“, und von ihm sollen allein im ersten Quartal zusätzliche 200.000 Dosen bis Ende des ersten Quartals in Österreich sein.

Minister Anschober wiederholte die Ankündigung von Bundeskanzler Sebastian Kurz, wonach die Impffrequenz noch in dieser Woche gesteigert werden soll. Bis Sonntag werden, so der Grüne Ressortchef, rund 30.000 Impfungen stattgefunden haben; und bereits Anfang der kommenden Woche seien weitere 30.000 in Alten- und Pflegeheimen terminisiert.

Pilotphase lief gut

Anschober erklärte einmal mehr, wie es dazu kommen konnte, dass zwischen der Marktzulassung des Impfstoffes von Pfizer/BioNTech am 26. Dezember und dem ursprünglich für 12. Jänner geplanten Impfstart mehr als zwei Wochen vergehen sollten. Es habe sich bei dem Zeitraum um eine „Pilotphase“ gehandelt, in der sich die Logistik einspielen sollte und in der man auf allfällige Nebenwirkungen reagieren wollte. Immerhin sei der Impfstoff was Temperatur und Erschütterungen angeht durchaus sensibel. „Die Pilotphase ist gut gelaufen“, bilanzierte Anschober – daher könne man nun aufs Tempo drücken.

Anschober: 30.000 Impfungen bis Sonntag

Clemens Martin Auer, Sonderbeauftragter des Gesundheitsministeriums, erinnerte in diesem Zusammenhang daran, was derzeit das eigentliche Problem sei: „Das Problem ist nicht, dass zu wenig Impfstoff geordert worden ist, sondern dass die Hersteller derzeit noch nicht genug liefern können.“ Die Behauptung, wonach Zehntausende Impfdosen in Lagern "herumkugeln" sei einfach falsch. Die für Sonntag geplante Charge von Pfizer/BioNTech mit 61.000 Dosen sei erst heute, Donnerstag, nach Österreich gekommen.

Auch Anschober widersprach der Einschätzung, man habe Zeit verstreichen lassen: "Niemand hat Impfdosen herumliegen lassen."

Insgesamt hat die Europäische Union laut Auer rund 2,7 Milliarden Euro bereitgestellt, um neue Produktionsstätten zu bauen. Pfizer/BioNTech werde demnächst vier weitere Werke bauen. Das werde die Liefergeschwindigkeit deutlich erhöhen. Für Österreich würden rund 18 Millionen Dosen zur Verfügung stehen, sodass im Sommer jeder und jede in Österreich geimpft werden könne.

Kanzler gegen Minister 

Auf die Frage nach der Stimmung in der Regierung und ob er allenfalls vom Kanzler überdribbelt bzw. korrigiert worden sei, antwortete Anschober, dass man im „Team“ arbeite. „In dieser Krise wird in der Regierung zusammengearbeitet – und das finde ich großartig“, sagte Anschober. „Da lassen wir uns auch nicht auseinanderdividieren.“

Im Übrigen seien ihm Kritiker und Parteien, die das Tempo der Impfung kritisieren, „viel lieber“ als solche, die die Impfung an sich kritisieren bzw. hinterfragen.

Kommentare