Amikale Amtsübergaben – nur nicht im Kanzleramt

Ex-Infrastruktirminister Leichtfried überreichte seinem Nachfolger Hofer eine rote ÖBB-Kappe
Launige Amtsübergaben - statt Widerstand gab es spitze Reden.

"Sie übernehmen ein effizientes Haus. So effizient, dass sie mir schon am Freitag meine E-Mail-Adresse abgedreht haben." Mit überraschend launigen Statements wie diesen ging gestern die Amtsübergabe zwischen Jörg Leichtfried (SPÖ) und dem neuen FPÖ-Infrastrukturminister Norbert Hofer über die Bühne. Vor 17 Jahren bei der ersten schwarz-blauen Ära war das alles noch ganz anders. Da wurden Telefonanschlüsse aus den Büchsen gerissen und Akten vernichtet.

Leichtfried kündigte an, das "eine oder andere Mal Kritik " gegen Hofers Ideen zu äußern. In besonders schlimmen Zeiten, sei es dann hilfreich, "gut behütet zu sein".

Rote Kappe für Hofer

Um den Sturm der Entrüstung besser zu überstehen, überreichte Leichtfried an Hofer daher eine Fahrdienstleiter-Mütze, "die zufällig rot ist". Damit aber nicht genug der amikalen Gesten. Detto hatte Hofer für Leichtfried ein Abschiedsgeschenk vorbereitet. Ein Verkehrsschild mit einem Zug, der aber "von rechts kommt", scherzte der neue blaue Infrastrukturminister.

Nicht ganz so freundlich , so wurde es anfangs kolportiert, soll der Empfang für den neuen Vizekanzler Heinz-Christian Strache am Montagnachmittag im Palais Dietrichstein gewesen sein. Ja, es stimmt, dass es zwar keine Computer und keine Gläser für das neue Team des Vizekanzlers gibt, aber daran sei, so der Sprecher von Strache, nicht Ex-Kanzleramtsminister Thomas Drozda Schuld. Es sei vielmehr der Übereifer eines Beamten gewesen, der den Auszug organisierte. Also doch eine harmonische Übergabe zwischen Strache und Drozda? Ja, heißt es aus dem Büro von Strache. "Die beiden haben ein sehr freundliches Gespräch geführt."

Neue Kunst für Strache

Das einzige, was Strache nicht gefällt, sind die Kunstwerke, die Drozda für das Ministerium auswählte. Moderne Kunst scheint offenbar nicht der Geschmack des Vizekanzlers zu sein. "Er möchte sich historische Gemälde aus der Kunstsammlung des Bundes aussuchen, die besser in das Ambiente des Palais passen", so sein Pressesprecher.

Eitel Wonne soll auch beim Chefwechsel im neu geschaffen Mega-Ministerium für Soziales und Gesundheit geherrscht haben. Beide SPÖ-Minister, Pamela Rendi-Wagner und Alois Stöger, sollen der blauen Beate Hartinger einen freundlichen Empfang ermöglicht haben.

An der Regierungsspitze ging es weniger amikal zu: Kurz und kühl war der Handschlag zwischen Sebastian Kurz und Christian Kern. Nicht einmal eine Minute – es waren exakt 50 Sekunden – dauerte die Amtsübergabe. Auch am Ballhausplatz waren die Beamten eifrig. Beim Eintreffen zur Amtsübergabe waren alle Türschilder schon von Kanzler Kern auf Kanzler Kurz geändert. Da war Kern noch nicht einmal aus dem Haus.

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