AK-Chefin Anderl: Jeder soll wissen, was sein Sitznachbar verdient

AK-Chefin Anderl: Jeder soll wissen, was sein Sitznachbar verdient
Die Präsidentin der Arbeiterkammer, Renate Anderl, erklärt, warum sie mehr Lohntransparenz und eine Millionärssteuer fordert.

KURIER: Frau Präsidentin, die Arbeiterkammer hat jede Menge Wünsche bei der nächsten Bundesregierung deponiert. Darunter finden sich die sechste Urlaubswoche, eine Arbeitszeitverkürzung et cetera. Böse gesagt fordern Sie von allen Annehmlichkeiten mehr. Ist das nicht illusorisch?

Renate Anderl: Wir wollen nicht von allem mehr, sondern den gerechten Anteil am Ganzen. Wir fordern, dass sich die Arbeitsbedingungen verbessern – und das mit Grund. Erst vor Kurzem hat mir ein Mitarbeiter bei einem Betriebsbesuch erzählt, er erledigt jetzt in einer Stunde das, was früher in drei Stunden gemacht wurde. Es ist unbestritten, dass die Produktivität rasant zugenommen hat. Experten sprechen von bis zu 30 Prozent. Wenn wir die gesetzlich garantierte Vier-Tage-Woche oder eine sechste Urlaubswoche fordern, dann tun wir das, weil wir sehen: Viele tolle Unternehmen machen das längst freiwillig – und diesen Unternehmen geht’s ausgezeichnet. Es ist ganz einfach: Wenn Menschen in weniger Zeit mehr schaffen, sollen sie auch mehr Recht auf Urlaub und Freizeit haben. Der Druck muss ausgeglichen werden.

Ist das auch Ihr Argument für das Forcieren von ganztägigen Schulformen?

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