Ärzte und Ministerium streiten wegen Impfstoff-Engpässen
Impfskepsis und einbrechende Entwicklungshilfe etwa für Impfkampagnen sind nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine große Gefahr für die Gesundheit der Weltbevölkerung.
Im internationalen Vergleich hat Österreich in Sachen Impfbereitschaft der Bevölkerung beträchtlichen Aufholbedarf. Umso erstaunlicher ist es, dass es zuletzt – vor allem seitens der Ärztekammer – immer wieder Beschwerden über die Lieferengpässe und Bestellprobleme bei Impfstoffen gab.
„Grippeimpfstoffe sind aktuell im Bestellshop nicht zu bekommen und auch die Impfstoffe gegen Pneumokokken und Gürtelrose sind derzeit im niedergelassenen Bereich nicht verfügbar“, so Edgar Wutscher, Vizepräsident der Ärztekammer. Er kritisiert, dass das Ministerium schlichtweg zu wenig Impfstoff budgetiert und eingekauft habe.
Einer der Hintergründe ist offenbar das Bestellsystem. Seit einigen Jahren müssen die Ärzte den kostenlose Grippe-Impfstoff im Rahmen des „Öffentliche Impfprogramm Influenza“ österreichweit einheitlich über den e-Impfshop der Bundesbeschaffung GmbH beziehen. Mittlerweile sind auch die Gratis-Impfungen gegen Gürtelrose und Pneumokokken dazugekommen.
Das System sei gut, habe aber noch „Kinderkrankheiten“, so Rudolf Schmitzberger, Leiter des Ärztekammer-Impfreferats. Für Probleme sorge vor allem, dass die Impfstoffe nach dem Motto „First come – first serve“ verteilt würden, weshalb zuletzt etliche Ärzte gar keine oder nur sehr wenige Impfstoffe erhalten hätten. Er plädiert dafür, dass sie bei der nächsten Lieferung von Gürtelrose- und Pneumokokken-Impfstoff im Jänner bevorzugt behandelt werden.
„Wir wissen von der hohen Nachfrage der Impfstoffe. Das ist ein Erfolg für die Kampagne“, sagt dazu Sozialministerin Korinna Schumann (SPÖ). Das Impfprogramm für Gürtelrose und Pneumokokken sei bis Ende 2028 beschlossen worden – „somit ist gewährleistet, dass alle anspruchsberechtigten Personen mittelfristig geimpft und geschützt werden können“.
Genug bestellt?
Maria Paulke-Korinek, Leiterin des Impfwesens im Ministerium, bestreitet via Ö1, dass zu wenig Impfstoff bestellt worden sei. „Wir haben große Mengen an Impfstoffen österreichweit ausgeliefert“, so die Expertin. Man wisse aber, „dass teilweise noch ein offener Impfstoffbedarf besteht. Gleichzeitig sehen wir beispielsweise, es wurden 1,4 Millionen Influenza-Impfstoffe ausgeliefert, im E-Impfpass sind 810.000 Impfstoffe dokumentiert. Es wurden 170.000 Gürtelrose-Impfstoffe ausgeliefert, davon ist gerade mal ein Viertel im E-Impfpass dokumentiert“. Bei Pneumokokken sei die Lage ähnlich.
Die Influenza-Impfstoffe seien ab 1. September orderbar gewesen und noch bis Mitte November habe man bestellen können. „Also ich möchte schon betonen, die Kollegen hatten jetzt zehn Wochen Zeit, Impfstoffe zu bestellen“, so Paulke-Korinek. Einzelne Institutionen hätten auch zu viel angefordert.
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