75 Euro? Ärztekammer fordert Strafgebühr für versäumte Arzttermine

Die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) hat am Mittwoch erneut dafür plädiert, Patientinnen und Patienten zur Kasse zu bitten, falls sie nicht zu einem vereinbarten Termin in einer Ordination erscheinen. Es sei frustrierend, wenn Termine nicht abgesagt würden, wurde dieser Schritt begründet. Man können sich dadurch nicht "der Situation anpassen", erläuterte der stellvertretende Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte in der Österreichischen Ärztekammer, Dietmar Bayer.
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"Als Kassenarzt bemüht man sich, die beste Versorgung trotz Zeitmangels zu leisten", beteuerte er. Laut Kammer kommt es trotz "Online-Services mit einer Erinnerungsfunktion" und "einfacher Stornierungsmöglichkeit" immer wieder vor, dass erkrankte Menschen nicht erscheinen. Wüsste man Bescheid, könnte man andere Patientinnen und Patienten einschieben. Darum plädiere man für eine Gebühr. Bei Vorliegen triftiger Gründe für das Fernbleiben wolle man aber "selbstverständlich Kulanz" walten lassen, wurde beteuert.
Zwischen 40 und 75 Euro
Wie die "Presse" berichtet, verlange Bayer, der selbst eine Kassenordination für Psychiatrie in Leibnitz in der Steiermark betreibt, 75 Euro für unentschuldigt verpasste Termine. Zwischen zwölf und 15 Prozent der Patientinnen und Patienten würden täglich in seiner Ordination nicht erscheinen, ohne zuvor abgesagt zu haben. 75 Euro entsprächen einer Erstordination inklusive aller Leistungen und einer "Manipulationsgebühr", wie Bayer sagt.
Gemeint ist damit der Mehraufwand des Ordinationspersonals, das die Stornogebühr verrechnen und herausfinden muss, warum der Patient nicht erschienen ist. Zudem müssen andere Patienten kontaktiert werden, um diese gegebenenfalls vorzuziehen. Letztlich liege es aber im Ermessen des Arztes, den Betrag für die Stornogebühr festzulegen. Naghme Kamaleyan-Schmied, Hausärztin in Wien, verlangt 40 Euro, wenn Patienten ihre Termine nicht rechtzeitig stornieren und wahrnehmen, wie sie auf einer Pressekonferenz am Mittwoch sagt.
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Um Stornogebühren zu rechtfertigen, müssen betroffene Ärzte nachweisen können, dass es zu einem Leerlauf - und somit auch einem Verdienstausfall gekommen ist. Bayer selbst mache gute Erfahrungen mit den Stornogebühren. Die Patienten seien bereit zu bezahlen, sie würden schon bei der Terminvergabe auf etwaige Stornogebühren hingewiesen. Vom Inkassobüro habe noch keiner seiner Patienten kontaktiert werden müssen.
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