Das Pikante daran: Der Posten des Generalsekretärs wurde nun eigens für Holzgruber geschaffen. Und was wie ein Aufstieg klingt, ist eigentlich eine deutliche Beschneidung seiner Kompetenzen. Denn in der Vertretung der Kammer nach außen war Holzgruber bereits als Kammeramtsdirektor aktiv, nahm er doch bei allen wichtigen Verhandlungen mit den anderen Playern im Gesundheitssystem teil. Darüber hinaus war er aber auch für die innere Organisation der Kammer inklusive Personalagenden zuständig.
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Mit diesen Agenden wurde, wie berichtet, Melody Buchegger-Golabi betraut. Doch weil eine Landesärztekammer nur einen Kammeramtsdirektor haben kann, darf sich Holzgruber künftig Generalsekretär nennen.
Nicht ganz freiwillig
Dem Vernehmen nach soll das Kammer-Urgestein nicht ganz freiwillig auf die Hälfte seiner bisherigen Aufgabenbereiche verzichtet haben. Vielmehr soll die Ämterteilung auf Betreiben von einzelnen Mitgliedern im Präsidium angestrebt worden sein – mit dem Ziel, Holzgruber zu schwächen. Hintergrund dürften Animositäten sein, die bereits einige Jahre zurückreichen. Laut Kammer-Kreisen sei Präsident Johannes Steinhart gegen die Teilentmachtung Holzgrubers gewesen, habe sich aber nicht durchsetzen können.
Holzgruber selbst wollte das am Mittwoch nicht bestätigten. Hintergründe der Neuaufstellung seien zwei Faktoren: Eine schon länger geplante Umstrukturierung des Kammeramts, die von ihm selbst unterstützt worden sei, sowie die zuletzt massiv aufgeflammte Debatte um das Gesundheitssystem, so Holzgruber. „Als mir die neue Aufgabe angeboten wurde, habe ich mich schließlich entschieden, sie zu übernehmen. Ich kümmere mich sehr gerne um diese Themengebiete.“
Um endlich die drängenden Probleme im Gesundheitssystem (Personalnot, fehlgeleitete Patientenströme) zu lösen, fordert der neue Generalsekretär „eine Art Konklave“: Nach Vorbild der Papstwahl im Vatikan sollen sich alle Beteiligten im Gesundheitssystem zusammensetzen, „bis weißer Rauch aufsteigt“.
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Konkret für Wien wünscht sich Holzgruber eine bessere Dotierung der Spitäler, um sie weiterhin auf Weltklasse-Niveau zu halten, und eine Entlastung der Ambulanzen. Erfolgen könnte dies mit Einrichtungen, wie dem jüngst in Favoriten eröffneten Diabetes-Zentrum. „Hier ginge noch mehr“, ist Holzgruber überzeugt.
Wie lange indes Präsident Steinhart nach seiner Herz-Operation ausfällt, ist derzeit noch ungewiss. Kammerintern rechnet man mit mehreren Monaten, schließlich sei nach dem Eingriff eine längere Reha erforderlich. Seine Amtsgeschäfte auf Wiener Ebene führt in der Zwischenzeit, wie berichtet, Vizepräsident Stefan Ferenci.
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