680 Euro Unterschied: Warum Frauen so viel weniger Pension als Männer bekommen

Der Bus mit den Pensionisten fährt zum Festival
Beim "Equal Pension Day" zeigen die Daten einmal mehr die Ungleichheit im System – und was die Gründe sind.

1.840 Euro – so viel Pension bekommen Männer im Schnitt in Österreich beim Pensionsantritt. Frauen bekommen mit 1.160 Euro monatlich ungleich weniger, um 680 Euro. Es zeigt also vor allem: Altersarmut ist weiblich.

Zuerst die wenigen positiven Fakten: Es wird - ganz langsam -  besser. Diese Pensionslücke wird langsam kleiner. Und nur mehr 18 Prozent der Frauen haben keinen Anspruch auf eine Pension. "Die Pensionslücke ist das Echo der Differenz der Geschlechter aus dem Erwerbsleben", fasst WIFO-Sozialexpertin Christine Mayerhuber im Ö1-Morgenjournal das Problem zusammen.

Die größte Hürde laut Expertin bleibt die mangelnde Kinderbetreuung. Die ist nach wie vor ganz stark in Händen der Frauen. Für jedes Kind bekommen sie vier Pensionsjahre gutgeschrieben, oder 112 Euro monatlich, während Männer gleichzeitig voll verdienen und auf ihr Pensionskonto einzahlen.

Mayerhuber plädiert einerseits für einen starken Ausbau der Kinderbetreuungsplätze, damit Frauen auch Vollzeit arbeiten gehen können. Und sie ist für eine Anhebung der Kinderbetreuungszeiten von derzeit vier auf "sechs bis acht Jahren. Auch nach vier Jahren brauchen Kinder ja weiter Betreuung."

Weiters wünscht sich die Expertin einen Blick auf die nordischen Staaten Europas, konkret eine verpflichtende Kinderbetreuung auch der Väter.

Und drittens brauche es Verbesserung am Arbeitsmarkt selbst, damit die Pensionen schneller steigen.

Heute ist "Equal Pension Day"

Der Equal Pension Day markiert jenen Tag, an dem Männer bereits so viel Pension bekommen haben, wie Frauen erst bis Jahresende erhalten werden. Das bedeutet, je später im Jahr dieser Tag stattfindet, desto geringer sind die Pensionsunterschiede. Heuer fällt der Equal Pension Day österreichweit auf Mittwoch, den 3. August. Dies entspricht einer Verbesserung von zwei Tagen gegenüber 2021.

Das zeigt eine Aufstellung, die von der Abteilung Wirtschaft, Arbeit und Statistik (MA 23) und des Frauenservice (MA 57) der Stadt Wien für den Österreichischen Städtebund bereits zum achten Mal anhand der Pensionsversicherungsjahresstatistik vorgenommen wurde. Frauen erhalten demnach in Österreich durchschnittlich 41,1 Prozent weniger Pension als Männer und sind damit deutlich häufiger von Altersarmut betroffen. Während Männer 14 Mal pro Jahr eine monatliche Durchschnittspension von 2.103 Euro beziehen, sind es bei Frauen nur 1.239 Euro im Monat.

Seit der ersten Berechnung 2015 hat sich der Equal Pension Day österreichweit um ungefähr acht Tage nach hinten verschoben. Dabei zeigen sich nach den Bundesländern deutlich Unterschiede: Wien konnte sein Ergebnis im Zeitverlauf um fast drei Wochen verbessern, während sich der Equal Pension Day in Tirol um nur drei Tage innerhalb von sechs Jahren verbessert hat.

Wien an erster Stelle

Wien liegt auch heuer unangefochten an erster Stelle und begeht seinen Equal Pension Day als einziges Bundesland erst im September (9.9.). An zweiter Stelle folgt Kärnten (6.8.), an dritter Salzburg (31.7.). Die weiteren Ränge lauten: 4. Niederösterreich (31.7.), 5. Burgenland (29.7.), 6. Steiermark (27.7.), 7. Tirol (22.7.), 8. Oberösterreich (14.7.). Schlusslicht ist Vorarlberg, das bereits am 9.7. den Equal Pension Day begangen hat.

Als Gründe für die vergleichsweise niedrigen Pensionen von Frauen führten Städtebund-Generalsekretär Thomas Weninger, ÖGB-Vizepräsidentin und -Bundesfrauenvorsitzende Korinna Schumann sowie die Wiener Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál (SPÖ) unisono an, dass Frauen schon niedrigere Erwerbseinkommen haben, dass sie einen Großteil der unbezahlten Arbeit, wie Kinderbetreuung, Hausarbeit und Pflege von Angehörigen leisten und dass sie häufiger teilzeitbeschäftigt sind. Schumann forderte deshalb eine bessere und längere Anrechnung der Kindererziehungszeiten sowie einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für jedes Kind ab dem 1. Geburtstag.

Außerdem müssten die geschlechtsspezifischen Rollenbilder bei der Berufswahl aufgebrochen werden. Weninger forderte, dass Männer die Hälfte der unbezahlten Arbeit übernehmen müssen. "Männer müssen ihren Teil der Verantwortung übernehmen, sei es in der Kindererziehung, im Haushalt oder wenn ältere Angehörige gepflegt werden müssen", betonte Weninger, nach eigenen Angaben selbst einer der ersten Männer im Wiener Magistrat, der in Karenz gegangen ist. Auch Gaal formulierte als Ziel, die Lohnschere und die Pensionslücke zu schließen.

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