Erinnern Sie sich an Willi Molterer?

EIB-Vizepräsident Wilhelm Molterer: "Es reicht."
Der langjährige ÖVP-Politiker verspielte mit zwei Wörtern seine Laufbahn. Was Molterer heute macht.

Zwei Wörter wird Wilhelm Molterer wohl nicht mehr los, auch wenn sie bald sieben Jahre her sind: "Es reicht", sprach der damalige ÖVP-Chef und Vizekanzler, rief Neuwahlen aus und verlor. Das Ende einer langen politischen Karriere war besiegelt: Nach einem Intermezzo als einfacher Mandatar kam Molterer als Vize der Europäischen Investitionsbank unter. Am Donnerstag wird er 60 Jahre alt.

Ein Rückblick auf bekannte Sager in seiner Karriere:

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In der Regierung saß Molterer lang, an ihrer Spitze kurz. Von 1994 bis 2003 war der Bauernbündler Landwirtschaftsminister zuerst in den rot-schwarzen, dann in den schwarz-blauen (bzw. -orangen) Kabinetten. Die Führung der Volkspartei und das Vizekanzleramt (sowie den Finanzminister) übernahm er nach drei Jahren als Klubobmann 2007. Im Jahr darauf war er alles wieder los: Die von ihm angestoßene Neuwahl hatte der ÖVP ein Debakel beschert, Molterer verkündete am 29. September 2008 seinen Rücktritt.

Ein unrühmlicher Schlusspunkt unter eine politische Laufbahn, die von Beharrlichkeit, Fleiß und Disziplin geprägt war. Ohne den schwarzen Übervater Wolfgang Schüssel, der ihm 2007 das Zepter übergab, hätte es der durchaus machtbewusste Oberösterreicher vielleicht viel früher an die Parteispitze geschafft. So galt er als eine Art ewiger Kronprinz, der seiner ÖVP in egal welcher Position loyal diente. Dass er auch als Klubchef zu sehr der Bundespartei zuarbeite, warf ihm 2006 der gewohnt renitente Ferdinand Maier vor, mit dem bald sprichwörtlichen "Hände falten, Goschen halten"-Sager.

"Strippenzieher" mit "Moltofon"

Lange Zeit wirkte es, als fühlte sich der kühle Stratege in der zweiten Reihe ohnehin am wohlsten. Dort galt er als "Strippenzieher" und Personalchef - nicht zuletzt im ORF, wo der langjährige VP-Mediensprecher seinen Einfluss derart zu nutzen wusste, dass ihm der Kabarettist Alfred Dorfer gleich ein "Moltofon" auf den Küniglberg stellte.

Nach seinem Rücktritt 2008 machte er als Nationalratsmandatar weiter, dass dies nur eine Überbrückung bis zur nächsten standesgemäßeren Station war, lag indes auf der Hand. Aus dem Posten des EU-Kommissars wurde nichts, denn die SPÖ legte wenig Lust an den Tag, Molterer für seine Zwei-Wort-Aktion auch noch mit diesem Spitzenjob zu belohnen. Mitte 2011 schließlich wurde Molterer Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank, womit sein Abschied aus der österreichischen Innenpolitik besiegelt war. Was ihm noch eine Zeit lang - wie anderen ÖVP-Spitzenpolitikern auch - blieb, waren Vorwürfe wegen möglicher Parteienfinanzierungsaktionen - Stichwort Telekom-Affäre, entsprechende Ermittlungen wurden zu Jahresende eingestellt.

Zur Person

Wilhelm Molterer, geboren am 14. Mai 1955 in Steyr. Studium der Sozialwissenschaften in Linz, währenddessen ÖH-Funktionär für die ÖSU. Nach Tätigkeit im Büro von Landesrat Leopold Hofinger ab 1987 Sekretär von Landwirtschaftsminister Josef Riegler, danach Büroleiter von dessen Nachfolger Franz Fischler. 1990 Nationalratsabgeordneter sowie Bauernbunddirektor, später auch ÖVP Generalsekretär und 1994 Landwirtschaftsminister. 2003 Klubobmann, 2007 Finanzminister und Vizekanzler sowie ÖVP-Obmann. Nach 2008 wieder Nationalratsabgeordneter, seit 2011 Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank.

Privates ist wenig bekannt von Wilhelm Molterer, jedenfalls ist der ehemalige Landesmeister im Leistungspflügen seinem Heimatort Sierning eng verbunden. Dort wuchs er bei einem Onkel auf, der ihn später - wie in bäuerlichen Kreisen nicht unüblich - adoptierte und übrigens selbst NR-Abgeordneter war. Die ÖVP wird Molterer wenige Tage vor seinem Geburtstag im Rahmen ihrer Parteitags-Party am Dienstagabend hochleben lassen.

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