1934: Für ein Gedenken ohne Parteibrille

1934: Für ein Gedenken ohne Parteibrille
Am 12. Februar jährt sich zum 90. Mal der bewaffnete Konflikt zwischen rotem Schutzbund und Dollfuß' Staatsmacht.
Martin Gebhart

Martin Gebhart

Für das Parlament war es eine der bittersten Stunden gewesen, als es sich im Jahr 1933 selbst blockiert hat und Engelbert Dollfuß die Situation nutzte, um einen autoritären Ständestaat auszurufen. 90 Jahre später gab es dazu im Vorjahr lediglich eine Veranstaltung der SPÖ im neue restaurierten Parlament. Zu einem gemeinsamen Gedenken aller Parteien fehlte der politische Wille.

Am 12. Februar jährt sich zum 90sten Mal der bewaffnete Konflikt zwischen dem roten Schutzbund und der Staatsmacht von Engelbert Dollfuß – bis hin zur Heimwehr. Ein gemeinsames Gedenken über die Parteigrenzen hinweg wird es auch diesmal nicht geben.

Es gibt nicht einmal noch eine gemeinsame Sprache für das, was in den Jahren 1933 bis 1938 passiert ist. Die Blickwinkel der Historiker und auch Parteidenker sind teilweise so divergierend, dass beim neutralen Beobachter nur Ratlosigkeit zurückbleibt.

Doch wie will man jüngeren Generationen Geschichte vermitteln, wenn die Erzählungen mehr von Ideologie als von nüchterner Wissenschaft getrieben sind? Wie will man sich mit einer historischen Fehlentwicklung auseinandersetzen, wenn die Begriffe (Aufstand, Bürgerkrieg, Austrofaschismus) dafür nicht außer Streit gestellt werden. Österreich hat mittlerweile in Wien und in St. Pölten ein Haus der Geschichte. Da muss es doch zu schaffen sein, beim Blick auf die Zwischenkriegszeit die Parteibrille abzunehmen.

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