IAEO: Iran baut Nuklear-Kapazitäten aus

Die UN-Behörde befürchtet, dass der Iran verdächtige Spuren eines möglichen Atomwaffenprogramms in einer Anlage beseitigen könnte.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) hat Spuren von höher angereichertem Uran im Iran festgestellt als dies bisher von dem Land deklariert wurde. Bei der Auswertung von im Februar nahe der unterirdischen Atomanlage Fordo entnommenen Proben seien "Elemente" mit einer Urananreicherung von 27 Prozent gefunden worden, hieß es in einem IAEO-Bericht vom Freitag. Damit wäre der Grenzwert von 20 Prozent überstiegen. Der höchste Urananreicherungswert wurde von den iranischen Behörden offiziell bisher mit knapp unter 20 Prozent angegeben.

Der Iran erklärte laut IAEO, dass es aus technischen Gründen zur Produktion von Partikeln über dem Grenzwert kommen könne, die nicht der Kontrolle des Betreibers unterlägen. Die IAEO will die Angaben des Iran nun prüfen und forderte nach eigenen Angaben weitere Details zur Urananreicherung in Fordo an.

Zudem hat der Iran nach Angaben der IAEO trotz der internationalen Sanktionen seine Möglichkeiten zur Herstellung von Nuklearmaterial ausgebaut. Das Land habe Hunderte weitere Zentrifugen zur Urananreicherung errichtet, hieß es in dem Bericht. Die Maschinen stünden in Fordo.

In dem IAEO-Bericht heißt es weiter, dass in Fordo zusätzliche Mengen Uran auf ein Niveau von 20 Prozent angereichert wurden. Die Gesamtmenge dieses Urans soll jetzt bei 94 Kilogramm liegen. Zudem wurden neue Zentrifugen zur Anreicherung aufgebaut.

Sollte der Iran weiter so viel derartiges Uran herstellen und es auf mindestens 80 Prozent anreichern, könnte er Ende des Jahres genug davon haben, um eine Atombombe zu bauen, sagte ein europäischer Diplomat.

Spuren beseitigen

Die IAEO befürchtet zudem, dass der Iran verdächtige Spuren eines mögliches Atomwaffenprogramms in einer militärischen Testanlage in Parchin beseitigen könnte. In Parchin seien lange keine besonderen Aktivitäten beobachtet worden, aber jetzt gebe es rund um die Anlage so viel Betrieb, dass der Verdacht bestehe, eine wirksame Überprüfung solle verhindert werden, heißt es in dem Bericht.

Die IAEO-Kontrolleure fordern schon lange Zugang zu der Anlage in Parchin nahe Teheran, wo nach Einschätzung westlicher Geheimdienste Bestandteile von Atomsprengköpfen getestet werden. Am Montag hatten sich die IAEO und der Iran grundsätzlich geeinigt, dass die Kontrolleure mehr Informationen erhalten. Die Einigung ist aber noch nicht unterzeichnet worden.

In dieser Woche hatten Vertreter der fünf UN-Veto-Mächte USA, Frankreich, Großbritannien, Russland und China sowie Deutschlands bei einer neuen Verhandlungsrunde in Bagdad vergeblich versucht, den seit Jahren schwelenden Streit um das iranische Atomprogramm beizulegen.

Mehrere westliche Regierungen verdächtigen den Iran, unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms heimlich an der Entwicklung einer Atombombe zu arbeiten. Teheran weist dies zurück. Die Urananreicherung auf 20 Prozent steht im Mittelpunkt des Atomkonflikts der UN-Vetomächte und Deutschlands mit dem Iran. Es wird befürchtet, dass Teheran mit einer Anreicherung auf 80 bis 90 Prozent später waffenfähiges Uran produzieren kann.

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