Historiker Hobsbawm ist tot

Historiker Hobsbawm ist tot
Der vielfach ausgezeichnete Paradelinke verband sein Leben lang Politik und Geschichtswissenschaft. Am Montag verstarb er mit 95 Jahren.

Eric J. Hobsbawm, einer der führenden Historiker des 20. Jahrhunderts, ist am Montag 95-jährig nach langer Krankheit gestorben. Der Wissenschafter und deklarierte Marxist integrierte Wirtschaftsgeschichte, Sozialgeschichte, politische Geschichte und Kulturgeschichte zu komplexen Überblickswerken.

"Gefährliche Zeiten" heißt seine Autobiografie, in der er sein Leben mit dem Geschehen des 20. Jahrhunderts verknüpft. Tatsächlich blickte der marxistische Historiker auf ein bewegtes Leben zurück: Von der Geburt in Ägypten über die Jugend in Wien und Berlin - bis er vor den Nationalsozialisten nach England flüchtete. Nach dem Studium der Geschichte an der University of Cambridge nahm er 1947 seine Lehrtätigkeit am Birkbeck College an der Universität London auf.

Sein Leben lang verband er Politik und Geschichtswissenschaft: "Der Historiker muss genau unterschieden zwischen seiner Funktion als Wissenschafter und als politisch Aktiver, das bedeutet aber nicht, dass er gänzlich parteilos, sozusagen frei schwebende Intelligenz ist. Das kann er nicht sein",  sagte er 2008.

Viel geehrt

Zu Hobsbawms Standardwerken zählen "Europäische Revolution 1789 - 1848" (1962), "Die Blütezeit des Kapitals 1848 - 1875" (1977), "Das imperiale Zeitalter 1875-1914" (1989), "Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts" (1995) und "Das Gesicht des 21. Jahrhunderts" (2000).

Hobsbawm erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Preise, unter anderen den " Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch 1997", den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 1999 und den Ernst-Bloch-Preis 2000 und die Ehrenmedaille der Stadt Wien in Gold (2003) oder den Bochumer Historikerpreis 2008. Hobsbawms Verbundenheit mit Österreich und Wien drückte sich in regelmäßigen Besuchen aus - sei es als Teilnehmer internationaler Tagungen, sei es als Gast bei den "Wiener Vorlesungen" - und durch Kontakte zu österreichischen und Wiener Zeithistorikern.

Auch von offizieller Seite wurde Hobsbawm in Wien geehrt: 2008 wurde er Ehrendoktor der Universität Wien, und die Stadt Wien ernannte ihn zum Ehrenbürger.

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