Herr Florian will ins Frauengefängnis

Herr Florian will ins Frauengefängnis
Er wurde vom Richter als Herr Florian verurteilt und will unbedingt als Sabine ins Frauengefängnis. Jetzt prüft die Justiz.

Sabine alias Florian steht vor einem Problem: Der Mann, der eine Frau sein will, wurde Dienstagabend am OLG Graz rechtskräftig zu einer Haftstrafe von 15 Monaten verurteilt, plus zwei Monate aus dem Widerruf einer bedingt ausgesprochenen Strafe.

Als Michelle-Double hatte sie, pardon er, einen Betrug gesetzt, demnach zwei Discobetreiber im Unklaren gelassen, dass sie nicht das deutsche Schlagersternchen Michelle ("Dein Püppchen tanzt nicht mehr") vermitteln, sondern selbst in Frauenkleidern auftreten und singen wollte.

Personenstandsregister

Mit der Geschlechtsumwandlung hat es bisher angeblich nur teilweise geklappt, Stimme und Haut sind aber schon sehr weiblich. Aber im Personenstandsregister steht noch Herr Florian. Wo also wird der 28 Jahre alte Oberösterreicher seine Haft verbüßen müssen? Im Männer- oder im Frauengefängnis?

Karl Drexler, der Chef der Vollzugsdirektion, erklärt im Gespräch mit dem KURIER, dass solche Fälle sehr selten seien und man sich dazu nicht allzu oft den Kopf zerbrechen müsse. "Wir werden sehr individuell entscheiden."

Mehrere Faktoren spielen bei der Prüfung eine Rolle: Wie weit empfinde sich jemand als Mann oder als Frau, was sagten Ärzte und Psychologen dazu. "Es ist nicht zwangsläufig nach den primären Geschlechtsmerkmalen zu entscheiden. Wir hatten in der Schwarzau (Frauengefängnis, Anm.) schon Damen mit sehr tiefer Stimme", sagt der Vollzugschef.

Keine Diskriminierung

Auf europäischer Ebene werde die sehr individuelle Vorgangsweise goutiert, "wie man mit solchen Leuten umgehen sollte". Denn man solle sie mit ihren Empfindungen nicht diskriminieren.

Noch hat die transsexuelle Künstlerin - sie nennt sich Natascha Moreno - Zeit, darüber nachzudenken. Sie strebt nämlich eine Wiederaufnahme des Verfahrens an und muss noch nicht in den Knast. "Ich habe neue Beweise für meine Unschuld", flötet sie ins Telefon.

"Echte Michelle"

Im Künstlervertrag mit den beiden Discos stehe explizit nichts von Michelle. "Um 2200 Euro hätte man die echte Michelle auch nie gekriegt", argumentiert ihr Verteidiger Karl Wampl. "Die hätte 10.000 bis 15.000 Euro für 30 Minuten verlangt."

Herr Florian wählte für seine Auftritte als Double ein günstiges Zeitfenster, ließ Autogrammkarten und Plakate drucken. Die deutsche Michelle hatte ihre Karriere beendet und einen Hundefrisiersalon eröffnet. Mittlerweile ist die Sängerin wieder im Geschäft, mit neuer Frisur und neuen Liedern.

Singen hinter Gittern

Platzt die Hoffnung auf eine gefängnislose Zukunft, muss Natascha Moreno wohl bald wieder hinter Gittern singen, auf welcher Abteilung auch immer. Das Erstgericht in Klagenfurt wird zu entscheiden haben. Dort könnte Herr Florian entsprechende Anträge auf die Art der Haftunterbringung stellen. Zuletzt war der vorbestrafte Oberösterreicher zur Verbüßung einer Strafe im Männergefängnis in Ried, Oberösterreich, eingesessen. Es soll dort suboptimal gelaufen sein.

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