Giftkrimi: "Oma war ein Versuchskaninchen"

Giftkrimi: "Oma war ein Versuchskaninchen"
Die Polin habe geübt, wie man Arsen un­bemerkt verabreicht, glaubt der Enkel einer von Bogumila W. ge­pflegten Frau.

Hat die Pflegerin Bogumila W., die zwei Pensionisten mit Arsen vergiftet haben soll, vorher an einer 87-jährigen Frau geübt? Das vermutet zumindest deren Enkel, der nun Klarheit will und die Exhumierung der Leiche seiner Großmutter verlangt.

Die 51-jährige Polin, die seit März in U-Haft sitzt und alles leugnet, betreute in den Jahren 2010 und 2011 zuerst den 68-jährigen Wiener Herbert Ableidinger und dann den 62-jährigen Nieder­österreicher Alois F. Sie wohnte bei den Männern, kochte für sie, bekam Autos, eine Eigentumswohnung und andere Werte überschrieben, dann bauten die Männer rapide ab und starben.

Arsen

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Gerichtsmediziner Christian Reiter konnte nach den (erst unter medialem Druck von der Staatsanwaltschaft angeordneten) Exhumierungen der Leichen in beiden Fällen hohe Arsen-Dosen nachweisen, Bogu­mila W. droht eine Anklage wegen Doppelmordes.

Die Polin hat auch noch andere Personen betreut, darunter die 87-jährige Anna M. aus Maria Enzersdorf. Diese sei ihre erste Pflegeperson gewesen, ließ die Verdächtige bei einer Befragung wissen. Sie habe drei Monate bei ihr gewohnt, für sie gekocht und dafür 800 Euro im Monat bekommen.

Der Enkelsohn von Frau M. erzählt im KURIER-Gespräch, dass die Oma damals noch bei guter Gesundheit, mobil und nie im Spital gewesen sei. "Bis diese Dame aufgetaucht ist, ab dem Zeitpunkt ging es rapide bergab." Die Oma kam mit blutigem Erbrechen ins Krankenhaus, bald darauf war sie tot.

Ausprobiert

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Der Enkelsohn von Anna M. sagt, seine Oma sei gesund gewesen

"Wahrscheinlich hat die Oma als Versuchs­kaninchen gedient", glaubt der Enkel. Bogumila W. könnte "ausprobiert" haben, wie viel Gift sie unbemerkt verabreichen kann "und wie lange es dauert, bis das greift". Wenn man die Krankengeschichte studiert – die inzwischen auch von Gerichtsmediziner Reiter unter die Lupe genommen wird – und alle übrigen Umstände bedenkt, dränge sich dieser Verdacht geradezu auf, sagt der Enkel. Ein schrecklicher Gedanke, der die Familie nicht mehr loslässt. Sie will nun Klarheit, hat aber den Eindruck, dass die Sache bei der Justiz "einschläft". Der Enkelsohn, der am Freitag auch bei Peter Resetarits im ORFauftritt, verlangt eine Exhumierung: "Das ist unser Ziel."

Abhandengekommen ist im Haushalt der 87-jährigen Frau M. in Maria Enzersdorf übrigens nichts. Was nicht zwingend für Bogumila W. spricht. Es könnte auch bedeuten, dass sie die "Übungsphase" nicht gefährden und erst nach erfolgreichem ersten Versuch bei den nachfolgenden Männern etwas für sich herausschlagen wollte.

TV-TIPP: Ein Fall für Resetarits, Freitag, 21.20 Uhr, ORF 2

Chronologie: Die drei Toten und ihre Pflegerin

Herbert Ableidinger war 68 Jahre alt und bei guter Gesundheit, als er Ende 2009 Bogumila W., 51, kennenlernte. W. zog rasch bei ihm ein. Bald darauf setzte sein körperlicher Verfall ein. In dieser Zeit überschrieb ihr Ableidinger seine Wohnung in der Breitenfurter Straße. Ärzte berichteten, dass er in einem miserablen Zustand ins Spital kam. Er starb am 14. Oktober 2010, laut Obduktion an einer Magenblutung. Sein Mercedes war weg, das Bankkonto abgeräumt, das Mobilheim samt Kleingarten im Burgenland war verkauft worden.

Im Dezember 2010 kümmerte sich die Polin um Alois F., 61, in Niederösterreich. Auch er schwärmte so wie Ableidinger von W., als ob sie die Frau fürs Leben wäre. Er starb am 14. Februar 2011. Offizielle Todesursache: Schimmelpilz-Infektion. Die Staatsanwaltschaft Krems ließ später eine alte Gewebeprobe von Ableidinger analysieren. Als im März dieses Jahres das Ergebnis vorlag, erließ sie Haftbefehl. W. lebte da bereits bei einem dritten Mann, einem 81-Jährigen.

Kurz nach ihrer Verhaftung ordnete die Justiz die Exhumierung beider Männer an. In den Überresten wurde Arsen festgestellt. Derzeit prüft die Justiz einen möglichen dritten Todesfall, den von Frau M.

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