Geld, Macht, Politik: Frank Stronach intim

Geld, Macht, Politik: Frank Stronach intim
Der mystische Magna-Milliardär will mit 80 in Österreichs Politik mitmischen. Mission, Übermut oder Marotte? Psychogramm eines "Wahrheitsbesitzers".

Egozentrisch, schrullig, machtverliebt könnte man frank und frei als persönlichen ESM (eigentlich: Europäischer Stabilitätsmechanismus) deuten, quasi als seelischen Rettungsschirm eines bald 80-jährigen "Steirerbuam", der das Nichts, aus dem er kam, stets mit dem Alles bekämpfte, das er sich kaufte.

Doch die kargen Jahre in Kleinsemmering und Weiz lasten als unsichtbarer "Strohsack" des kleinen Franzi auch noch am reinseidenen Anzug des großen Uncle Fränk. Als Lehrling bei Elin, wo der Spross eines kommunistischen "Hacklers" Werkzeugmacher wurde, hat er sich (erzählen Jugend- freunde) schon als "Strizzi" und "Schlawiner" bewährt, "der Regeln übertrat, wenn er ein Ziel vor Augen hatte. Der Fleischer hatte seinen Bernhardiner draußen angebunden. ,Stroxi’ ging rein, behauptete wimmernd, der Hund hätte ihn gebissen – und prompt bekam er eine Wurstsemmel als Entschädigung" (das deutsche Magazin Capital zitiert Engelbert Gepp, 2009).

Stronachs Mutter galt zu Franks Kindertagen gar als Koschpel-Liesl (Koschpeln sind Essensabfälle), weil sie mit einem Leiterwagerl bei Gasthäusern um Futterreste fürs Hausschwein bettelte.

So was prägt. Und macht hart. Niemand durfte Franz wegen seines Nachnamens hänseln, niemand schaffte es, ihn beim Fußball (ATUS Weiz) umzunieten. Er habe jedes Foul weggesteckt, berichten die letzten noch lebenden Augenzeugen: Man sah immer schon, sagen sie, "der will ganz nach oben".

Reich ins Heim

Als Stronach 1961 erstmals wieder nach Hause kam – als gemachter Mann, der’s "drüben", in Kanada, buchstäblich vom Tellerwäscher zum Millionär gebracht hatte –, fuhr er im nagelneuen Pontiac Parisienne (mit hellroten Ledersitzen) bei Elin vor und winkte der staunenden Belegschaft huldvoll zu.

Die Insignien des Reichtums sind Stronach enorm wichtig. Sein einfacher Geschmack will von allem nur das Beste, das aber sofort.

So inspizierte er kurz vor einer Pressekonferenz, bei der dann hoch dotierte Ex-Politiker (wie Westenthaler, Grasser, Rudas oder Reichhold) eilfertig Zettel an die Gäste reichten, die Stehpulte auf der Terrasse des Turf-Tempels (Turf: Rennsport) "Racino" in Ebreichsdorf (NÖ). Die simplen Klappgestelle, die er da unter langen weißen Tüchern erspähte, erregten sein arges Missfallen: "Wia im Ostblock! Des is net unser Style! Des muass weg!"

Tags darauf standen zwei Dutzend klassische Kaffeehauskunstwerke aus Gusseisen und mit Marmorplatte da. Widerspruch zwecklos. Beppo Mauhart (80), Ex-ÖFB-Präsident, analysiert: "Ehrliche Ratgeber sind ihm fremd. Stronach braucht nur Bewunderer, die ihm sagen: Fränk, großartige Idee!"

Nachsatz: "Und da fällt er immer auf die Abzocker rein." Der deutsche Biograf von Stronach, Mappes-Niediek ("Let’s be Frank", campus, 2004) , spricht von "Palast-Eunuchen", der Starmanager Herbert Fechter (65), der zweieinhalb Jahre lang das Programm im Racino gestaltete (und dabei die Auslastung um gut 400 Prozent steigerte) von einer "Entou­rage aus Ja-Sagern".

Absurdestes Beispiel: Ein sportlicher Berater, der ihn absichtlich beim Tennis gewinnen ließ und danach in der Garderobe immer jene Summe zugesteckt bekam, die der Sieger mit sich trug.

Bizeps statt Prämie

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Was verführt den Multimilliardär im goldenen Spätherbst seines luxuriösen Lebens, noch in die Politik zu streben?

Fechter, in grundgütiger Genauigkeit: "Ein alter, reicher Mann, der sich Macht und Liebe kauft." Erstaunlich nur: Stronach hat zeitlebens "die Politiker" verachtet und verhöhnt. Freilich schuldet er ihnen sein finanzielles Überleben.

1989 schrieb Magna 224 Millionen Verlust, die Aktie sank um 95 Prozent. Frank drohte der Totalverlust von Fabriken, Häusern, Pferden.

Da "richtete" es ihm das spätere Magna-Vorstandsmitglied Ed Lumley (72), ein Ex-Handelsminister Kanadas, per Anruf bei der Bank.

Das Geld, das Stronach in den Fußball pumpte, hat, so Autor Mappes-Niediek, "nicht Qualität, sondern Korruption gekauft". Bei sinnlosen Transfers bereicherte sich manch ein Unterläufel. Dafür blieb Stronach Frenkie Schinkels (49) 2006 die versprochene Prämie fürs Double schuldig: "Es geht da eh guat bei mir! Dann zeigte er mir seinen Bizeps und lachte mich an: ,Wos sogst? Super, göll?""

Franz Strohsack: Amerikanische Karriere

Kindheit und Jugend Franz Strohsack kommt am 6. September 1932 im steirischen Kleinsemmering als Sohn des kommunistischen Elin-Angestellten Toni Adelmann und der Heimarbeiterin Liesl Strohsack zur Welt. Nach Volks- und Hauptschule absolviert er eine Lehre als Werkzeugmacher in Weiz.

Pionierphase Nach einem "Wanderjahr" als Maschinist in Bern, wo er auch beim Amateur-Klub "FC Helvetia" im linken Mittelfeld kickt, kehrt er kurz nach Weiz zurück und wandert 1954 nach Kanada aus, wo er Bälle auf Golfplätzen aufklaubt und als Tellerwäscher einer Spitalsküche jobbt. Mit 25 mietet er mit seinem Jugendfreund Toni Czapka eine Garage in Toronto und schafft 1959 den Durchbruch (Großauftrag von "GM").

Milliarden-Erfolg Seine "amerikanische Karriere" wird Mitte der 1960er mit dem Weltkonzern Magna gekrönt (siehe li.).

Familie Verheiratet mit Elfriede, eine Tochter (Belinda, *1966), ein Sohn (Andrew, *1968).

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