GB: Skandalblatt ist ab heute Altpapier

Medienzar Murdoch zog die Notbremse: Sein Skandalblatt "News of the World" erscheint heute zum letzten Mal.

Für sieben Millionen britische Leser gehört sie zum Sonntag wie das Roastbeef und der Yorkshire Pudding. Heute ist damit Schluss. Das Boulevardblatt News of the World, gehörig zur Mediengruppe des australischen Medientycoons Richard Murdoch, ist nach 168 Jahren zum letzten Mal erschienen.

Murdoch zog damit die Notbremse unter den Medienskandal, der nicht nur die Zeitung und die britische Politik erschütterte, sondern vor allem den gesamten Medien-Konzern des Magnaten gefährdet. News of the World -Journalisten hatten auf der Jagd nach Sensationsgeschichten mehr als 4000 Personen mittels Privatdetektiven und dem Hacken von Mobiltelefonen ausspioniert. Was die Briten am meisten empörte: Nicht nur Prominente wurden so verfolgt, sondern auch Angehörige von Verbrechens- und Terroropfern.

In aller Eile berief Premier David Cameron eine unabhängige Kommission ein, die dem Skandal neben den polizeilichen Ermittlungen auf den Grund gehen soll. Auch ihn rückt der Skandal in ein schiefes Licht: Sein früherer Pressesprecher soll als einstiger Chefredakteur des Skandalblattes für die üblen Machenschaften der News of the World verantwortlich gewesen sein.

Mediendeal

Doch damit nicht genug: Cameron wollte dem dank seines Medienimperiums in Großbritannien politisch extrem einflussreichen Murdoch offenbar auch bei einem riesigen Mediendeal entgegenkommen.

Murdoch plant seit Monaten die völlige Übernahme des britischen Bezahlsenders BSkyB ; doch Wirtschaftsminister Vince Cable legte sich gegen den Abschluss quer. Daraufhin entzog Premier Cameron dem widerspenstigen Minister die Agenden und übertrug sie dem Kulturministerium, das den Deal durchwinken sollte. Alles schien auf Schiene - bis diese Woche der News of the World -Skandal hochging. Der knallharte Geschäftsmann Murdoch zögerte nicht und gab Befehl, seinen "Goldesel" zu schlachten - das Blatt galt als hochprofitabel - um so noch größerem Imageschaden vorzubeugen und den Deal doch noch durchzubringen.

Der konservative Medienzar Murdoch pflegt in London enge politische Kontakte mit allen Seiten, die seiner Geschäftsentwicklung dienlich sind. So unterhielt er lange beste Beziehungen zum früheren Premier Tony Blair, ehe Murdoch im Vorjahr demonstrativ zu den Konservativen umschwenkte. In den USA, wo er den ultra-konservativen TV-Sender Fox besitzt ist seine politische Botschaft klar: Sein Konzern spendete der Republikanischen Gouverneurs-Vereinigung im Vorjahr eine Million Dollar.

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