Fritz Neugebauers Entscheidungswoche

Fritz Neugebauers Entscheidungswoche
Neugebauer kämpft um höhere Gehälter und entscheidet, ob er erneut als Beamtengewerkschafts-Chef antritt.

Fritz Neugebauer (ÖVP) greift bei seinem Vorsitz als Zweiter Nationalratspräsident mitunter zu Methoden, die früher im Klassenzimmer gang und gäbe waren.

SPÖ-Abgeordnete Sabine Oberhauser erzählt gerne folgende Schnurre: Als der BZÖ-Abgeordnete Gerald Grosz während einer Debatte wieder einmal eine Verbalinjurie hinaus plärrte, rief Neugebauer den Abgeordneten kurz zu sich. Die Debatte ging weiter, Grosz ging zu seinem Platz zurück. Doch ehe dann ein neuer Abgeordneter ans Pult kam, sagte Neugebauer in ernstem Ton: "Bevor der nächste Redner dran kommt, hat uns der Abgeordnete Grosz etwas zu sagen." Daraufhin Grosz zum überraschten Publikum: "Ich bedaure die Wörter ,Mörder des Bauernstandes'. Und weil eine Reihe von Abgeordneten so tat, als hätte sie die Entschuldigung nicht verstanden, musste Grosz den Satz gleich noch einmal wiederholen. Oberhauser: "Das war in diesem Fall die richtige Art, um zu zeigen, was im Plenum einfach zu viel ist. Neugebauer hat eine brillante Vorsitzführung."

Neugebauer, früher Pflichtschullehrer-Gewerkschafter und seit 1997 Chef der Beamtengewerkschaft (GÖD), trifft Mitte dieser Woche eine wichtige Entscheidung. Er berät mit seinen Funktionären in der Fraktion der Christgewerkschafter (FCG), ob er noch einmal für den Gewerkschaftsvorsitz kandidiert. In diesem Fall wäre ihm die Wiederwahl am 8. November beim GÖD-Bundeskongress für weitere fünf Jahre sicher. Dagegen spricht Neugebauers Alter. Er wurde kürzlich 67 Jahre alt.

Überraschung

Er selbst sagt, die Frage seiner Kandidatur sei nicht entschieden. "Man wird alles rechtzeitig erfahren, Überraschungen nicht ausgeschlossen." Gewerkschaftsinsider und Funktionäre würde es jedenfalls überraschen, träte der Mann, dessen trockener Humor geschätzt wird, den Rückzug an.

Im Gegenteil, Vertreter aus Neugebauers Fraktion und auch sozialdemokratische Funktionäre wollen, dass der Parade-Interessenvertreter und Routinier, der der Politik schon oft das Leben schwer gemacht hat, weiter an der Spitze bleibt.

Aufforderung

Hans Freiler, einer von Neugebauers Stellvertretern aus der FCG: "Ich wäre sehr dafür, dass er wieder kandidiert." Peter Korecky von der roten Fraktion ist noch deutlicher: "Seine Erfahrung und sein politisches Standing sind unbezahlbar." Auch von Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek ist nichts Negatives zu hören. Sie schätzt vor allem Neugebauers Handschlagqualität und lobt die zuletzt mit der GÖD verhandelte umfangreiche Dienstrechtsnovelle. "Er ist hart in der Sache, aber immer sehr korrekt im persönlichen Umgang."

Für den Nationalrat tritt Neugebauer bei der nächsten Wahl (2013) nicht mehr an. Deshalb gehen Insider von folgender Variante aus: Er wird noch einmal GÖD-Chef und zieht sich zurück, wenn er aus dem Nationalrat ausscheidet.

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