Friso: Mitleid der Älteren, Kritik der Jungen
Die Nachricht erschütterte die Niederländer im Innersten: „50 Minuten Herzstillstand – Hirnschaden bei Prinz Friso“. Im ganzen Land gab es keine Radiosendung, keine TV- oder Online-News ohne neueste Horror-Meldungen über den Zustand des zweitältesten Königssohnes.
„Bis jetzt waren viele Menschen nicht so schockiert“, erzählt Sjoerd de Fries, Amsterdamer Medienexperte gegenüber dem KURIER, „man wusste ja nichts Genaues.“ Nun aber, seit bekannt ist, dass dem Prinzen ein schwerer Hirnschaden gewiss ist, „setzt erst der Schmerz bei den Niederländern voll ein“. Vor allem fühlten die Menschen, sagt de Fries, mit Frisos Mutter, Königin Beatrix. Und natürlich mit dessen Frau und deren Kindern.
Die weitläufige Königsfamilie genießt in der Bevölkerung größten Respekt. Vom Königspaar über Thronfolger Willem-Alexander und dessen glamouröser Frau, Prinzessin Maxima, zu den anderen beiden Söhnen der Königin und deren Familien – sie alle gehören zum Leben der (meisten) Niederländer dazu wie Radfahren und Tulpen. „Die Monarchie wird überhaupt nicht infrage gestellt, sie ist fundamentaler Bestandteil des Systems“, so de Fries. Von einer Massenhysterie um den verunglückten Prinzen (siehe auch Seiten 14 und 22) sei deshalb nichts zu spüren. Was aber auch damit zu tun haben könnte, dass Friso in der Öffentlichkeit sehr viel weniger präsent war als der um ein Jahr ältere Thronfolger Willem-Alexander.
Freilich: Die jüngere Generation übt auch leise Kritik an der „überzogenen“ Trauer – wäre das Opfer kein Prinz, würde man längst zur Tagesordnung übergehen.
„Unziemliche Liaison“
Schlagzeilen hatte der 43-Jährige vor allem mit seiner Hochzeit (2004) gemacht: Regierung und Parlament verweigerten die Zustimmung zur Heirat mit der Bügerlichen Mabel Wisse Smit, die angeblich früher mit einer berüchtigten Unterweltgröße zusammengelebt haben soll.
Doch die Menschen goutierten an der unziemlichen Liaison, dass Friso so treu zur Liebsten stand und dafür sogar von der Thronfolge ausgeschlossen wurde. Sein Familienglück blieb privat. Seit dem Lawinen-Unglück ist er aber das einzige Thema. Premierminister Rutte brach am Freitag seinen Skiurlaub ab.
-
Hauptartikel
-
Hintergrund
-
Hintergrund
Kommentare