Frau Wulff provoziert die Deutschen
Warum tut sie ihm das an?," fragt die Bild-Zeitung. Christian Wulff hätte es nicht verdient, dass seine junge Frau über Eheprobleme spricht und darüber klagt, dass sie ihre Bedürfnisse unterdrücken musste und nach den Terminplänen ihres Mannes gelebt hat. Die Stimmung kippt gegen Bettina Wulff, seit vor einer Woche bekannt wurde, dass sie gegen die Gerüchte, sie hätte eine Vergangenheit im Rotlichtmilieu, jetzt gerichtlich ankämpft. Gleichzeitig wurde der Erscheinungstermin ihres Buches "Jenseits des Protokolls" vorverlegt. In Stern, Brigitte, Gala und Bunte erschienen Exklusiv-Interviews der 38-Jährigen, in denen sie unter anderem sagt: "Ich werfe meinem Mann manchmal vor, dass er mich ein großes Stück auch in die Rolle gedrängt hat. Und wenn ich es im Nachhinein betrachte, rächt sich dies auch in der Beziehung." Sie erwähnt auch, dass sie sich bei seinem Rücktritt bewusst von ihrem Mann entfernt hingestellt habe. Weil sie allen zeigen wollte, dass sie eine eigenständige Frau sei und nicht mit ihm in einen Topf geworfen werden wolle.
Erstaunliche Worte für die Frau eines Spitzenpolitikers, die ganz Deutschland wissen lässt, dass sie sich als Paar therapeutische Hilfe geholt haben.
Shitstorm
Das kam am Donnerstag nicht gut an. "Meine Güte, ist das alles peinlich", stand in einem Kommentar auf Spiegel-Online: Oder: "Wieso geht man, wenn man mit dem ständigen Druck der Öffentlichkeit nicht klarkommt, jetzt provokant in die Öffentlichkeit?" Oder: "Liebe Familie Wulff, genießen Sie Ihren Ehrensold und verschonen Sie uns mit Ihrer Vita." Oder: Es wirke als "sei ihr die Ehe mit Christian Wulff inzwischen peinlich, keineswegs aber die öffentliche Aufmerksamkeit, die sie aufgrund dieser Ehe genießt".
Bettina Wulff und ihr Verlag erlebten einen Shitstorm: Sie wurden mit bösen Kommentaren und Bemerkungen überschüttet. Bei Amazon wurde das Buch nur mit 1,5 von 5 Sternen bewertet, die negativen bis bösen Kommentare stehen auf der Produktseite. "Dass Bettina Wulff sich die Kampagne organisiert, beschädigt das Bundespräsidentenamt weiter", wurde getwittert. Auch Fachleute schütteln den Kopf: So erklärte der PR-Berater und Sozialwissenschaftler Klaus Kocks, dass die ehemalige First Lady trotz einschlägigen Studiums keine Ahnung von PR hätte. Ihre öffentlichen Äußerungen seien "peinlich eitle PR-Kaspereien", das Buch sei eine "professionelle Tragödie".
Nur die Feministin Alice Schwarzer verteidigt Bettina Wulff: "Das ist doch auch mal schön, dass hier eine, die mit größtmöglicher Wucht gehetzt und verleumdet wurde, mit größtmöglicher Wucht zurückschlägt."
-
Hauptartikel
-
Hintergrund
-
Hintergrund
Kommentare