Finanz schaut beim Poker-Betrug zu

Finanz schaut beim Poker-Betrug zu
Nach dem Millionen-Coup: Die Spieler rufen bisher noch vergeblich nach mehr staatlicher Kontrolle.

Der bei der Poker-EM in Baden (NÖ) aufgedeckte Millionenbetrug beim Online-Poker, bei dem ein Deutscher offenbar die Karten seiner Gegner mit einem Trojaner ausspionieren konnte, wird in Österreich keine Folgen haben. Obwohl auch bei dem noch größeren Betrugsfall rund um den Pokeranbieter Full Tilt Tausende Österreicher um ihr Geld betrogen worden sind (Schätzungen sprechen von bis zu zehn Millionen Euro) , sieht man im Finanzministerium noch immer keinen Handlungsbedarf.

"Alles außer win2day (von den Lotterien, Anm.) ist illegal. Was wenige wissen: Auch als Mitspieler macht man sich strafbar", heißt es im zuständigen Finanzstaatssekretariat. Bisher wurde allerdings noch kein einziger Spieler bestraft, gibt man zu. Selbst unter den Pokerspielern wird der Ruf nach staatlichem Eingreifen immer lauter, kommt es bereits fast wöchentlich zu zumindest kleineren Betrugsfällen.

Der einzige offizielle Anbieter win2day bietet meist nur kleine Turniere. Bei den in Österreich illegalen Anbietern, wie etwa Pokerstars, geht es dagegen um Millionen. In Italien oder Frankreich wurde der Markt staatlich reguliert. Dort gibt es von allen großen Anbietern eigene Seiten. "Hierzulande will das derzeit niemand anfassen, weil gerade die Casinolizenzen ausgeschrieben werden", berichtet ein Insider. "Das sind die gleichen, die ihre Pokerplattformen haben und da will man sich nicht anlegen."

Karten statt Porno

Beim Onlinepoker ist noch das ganz große Geld zu verdienen. Studien zufolge hat Poker Pornografie längst als größte Einnahmequelle im Datennetz überholt. Bei großen Anbietern gibt es keine Zeit am Tag, wo weniger als 100.000 Leute gleichzeitig zocken. Vielfach ist die rechtliche Lage unklar, die meisten Seiten haben ihren Sitz auf Inseln oder in US-Indianerreservaten, wo Klagen von Spielern wenig aussichtsreich sind. Zudem schleusen die Spieler ihre Gewinne über verwinkelte Kanäle ins Land.

So lief der mutmaßliche Betrug

Nachdem der KURIER-Bericht über den bei der Poker-EM in Baden geplatzte (mutmaßliche) Millionenbetrug auf allen deutschsprachigen Poker-Internetseiten zitiert wurde, brechen immer mehr Pokerprofis ihr Schweigen. Wie berichtet, soll der Münchner Maximilian A. zahlreiche Spieler um Millionen gebracht haben. Der Schmäh lief laut Opfern so ab: Maximilian A. erschlich sich bei großen Pokerturnieren die Freundschaft anderer Spieler und besuchte auch einige in ihren Wohnungen. Dabei spielte er in unbeobachteten Momenten mittels USB-Stick seinen Trojaner (Spionage-Software, Anm.) auf die Computer-Festplatte der Gegner. Von daheim aus spielte er dann gegen die Pokerprofis Spiele, bei denen man mit rund 50.000 Euro am Tisch sitzen muss. Über seine Software konnte er deren Karten sehen und gewann so Unsummen. A. wurde als neuer Star gefeiert, nun platzte die Bombe. Allein eine Poker-Wohngemeinschaft in London soll an ihn zwei Millionen Dollar verloren haben. Der Schaden könnte die zweistellige Millionengrenze sprengen. A. drohen zehn Jahre Haft.

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