Fast zu cool für das Weiße Haus

Fast zu cool für das Weiße Haus
Mit Sketches und Gesangseinlagen zieht Obama bei den jungen Wählern davon. Die Romneys wirken dagegen altbacken.

Wenn sich Politiker Ausflüge auf das eisglatte Parkett der Coolness wagen, wird ganz schnell die Grenze zur Peinlichkeit übertreten. Nicht so bei den Obamas, die den Wettlauf um die Gunst der jungen Wählerschaft weit spielender meistern als die oft angestaubt wirkenden Romneys. Das hat der US-Präsident diese Woche erneut gezeigt: Er trat bei der Late-Night-Show des Komik-Stars Jimmy Fallon auf, wo er „Slow Jams" zum Besten gab.

Mit 70er-Jahre-Soul unterlegt, werden in der Show Nachrichten verlesen, was üblicherweise für kreischende Lacher sorgt. Besonders, wenn der Studiogast Barack Obama heißt und das Publikum aus Studenten besteht. Vor den Leuten der University of North Carolina trug der Präsident eine Kongressinitiative zur Verringerung der Zinsen von Studentendarlehen vor – eine gemähte Wiese für den Demokraten. Wenn Amerikaner ihre Unis verlassen, sind sie meist hoch verschuldet. Obama tröstete: „Ich steckte auch in euren Schuhen."

Musikalisch

Fast zu cool für das Weiße Haus

Der Präsident greift gerne mal zum Mikrofon, zuletzt während einer Blues-Night im Weißen Haus, Seite an Seite mit B.B. King und Mick Jagger. Und wenn Obama „Let’s Stay Together“ vor laufenden Kameras anstimmt, gehen die YouTube-Videos in rasender Geschwindigkeit um die Welt. Den Ritterschlag der Coolness aber gab der Rolling Stone: Die Musikzeitschrift hievte den Präsidenten im April zum wiederholten Mal auf das Cover. Auch First Lady Michelle steht dem in nichts nach: Sie hatte etwa einen Gastauftritt in der Jugendsendung iCarly. Sie zeigt sich gerne beim Sporteln mit Jugendlichen oder beim Shoppen mit ihren Teenager-Töchtern.

 

Hinkend hinterher

Während man den Demokraten nachsagt, sie hätten ihre letzte Präsidentschaftswahl bei Facebook gewonnen, kommen die Republikaner bei der „Generation Digital“ nicht vom Fleck. Sie reagieren auf die Studenten-Offensive Obamas mit trockenen Wirtschaftszahlen und müssen sich erst einmal darauf konzentrieren, den Rechtsruck im Wahlkampf bei Frauen und Schwarzen wieder auszubügeln.

Der Streit zwischen Mitt Romneys Frau Ann und einer Demokratin darüber, dass Hausfrauen auch arbeiten, hat nicht gerade dazu beigetragen, ihr Image zu modernisieren. Die Umfragen bestätigen das: Bei den jungen Wählern, bei denen Coolness ein Faktor ist, kann Romney Obama nicht das Wasser reichen.

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