Experte bestätigt Irans Atomprogramm

Experte bestätigt Irans Atomprogramm
Teheran beherrsche die Urananreicherung und könne zündfähige Nuklear-Sprengköpfe herstellen, sagt ein iranischer Nuklear-Experte.

Zwei Wochen vor Beginn der nächsten Atomverhandlungen mit Teheran sorgen zwei iranische Nuklear-Experten für Aufsehen. Beide sagen, dass das Atomprogramm ihres Landes nicht mehr zu stoppen sei.

Als Erster preschte der Ex-Sprecher der iranischen Atom-Verhandlungsdelegation, Hossein Mousavian, mit einem Gastkommentar im Boston Globe vor – in dem er als erster iranischer Funktionär die Existenz eines militärischen Atomprogramms bestätigte. Der Wissenschaftler, der derzeit an der Uni Princeton forscht, glaubt, dass weder Sanktionen noch ein Militärschlag oder verdeckte Operationen das Nuklearprogramm der Mullahs aufhalten könnten. Der Iran, so Mousavian, beherrsche die Urananreicherung und habe seit 2002 "break-out capability". So bezeichnet man die Fähigkeit, zündfähige Nuklear-Sprengköpfe herzustellen.

Neun Jahre gelogen?

Stimmen die Angaben, hätte der Iran bereits vor neun Jahren Möglichkeiten gehabt, die ihm US-Geheimdienste bis zuletzt nicht zutrauten – und er hätte die Weltgemeinschaft neun Jahre lang belogen. Immerhin beteuerte das Land entgegen aller Einschätzungen der UN-Atombehörde IAEO stets, dass sein Atomprogramm rein zivilen Zwecken diene.

Ob militärisch oder doch nur zivil – dass das Atomprogramm nicht mehr aufzuhalten sei, stellte auch Alaeddin Boroujerdi klar. Der Chef des Außen- und Sicherheitspolitischen Ausschusses des iranischen Parlaments wies Berichte zurück, sein Land habe die Uran-Anreicherung zurückgefahren. "Der Iran ist Mitglied im Welt-Atomclub". Die USA und andere westliche Länder müssten früher oder später die "nuklearen Realitäten der Islamischen Republik anerkennen".

Militärschlag

Warum die Experten gerade jetzt an die Öffentlichkeit gehen, ist unklar. Beobachtern zufolge wollen sie den Iran als verantwortungsbewusst darstellen und so der Debatte über einen israelischen Militärschlag den Wind aus den Segeln nehmen.

Dieser rückt derzeit in weitere Ferne. Laut Jerusalem Post, die sich auf hochrangige Militärs beruft, erwägt Israels Regierung, einen Angriff nicht vor 2013 zu starten. Grund: Man wolle zunächst die Ergebnisse der Atomgespräche Mitte April abwarten. Zudem gebe es Hinweise, dass die Sanktionen "Früchte tragen".

Dennoch bleibt die Drohkulisse aufrecht. Israels Premier Netanyahu sagte gestern, dass die Sanktionen nicht ausreichten. Er verglich die Wehrlosigkeit der Juden gegenüber den Nazis mit der Bedrohung durch eine iranische Atombombe. "Es ist unsere Pflicht, die schändlichen Absichten unserer Feinde zu durchkreuzen."

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