SJ-Chefin Herr: "Nicht von heute auf morgen alles verstaatlichen"

Deutscher Juso für Kollektivierung von Firmen - "Wirtschaft nicht demokratisch", moniert auch österreichische EU-Kandidatin.

Julia Herr ist nicht nur Chefin der Sozialistischen Jugend (SJ), die 26-Jährige kandidiert für die SPÖ auch auf Platz 6 bei der EU-Wahl (mit dem ein Einzug ins EU-Parlament schwierig wird).

Im KURIER-Talk mit Herausgeber Helmut Brandstätter nimmt sie auch Stellung zu den jüngsten Kollektivierungs-Ideen des deutschen Jungsozialisten-Chefs Kevin Kühnert. Der Juso hatte in der Wochenzeitung Die Zeit die Kollektivierung von Großunternehmen wie dem Automobilkonzern BMW gefordert.

"Wirtschaftssystem nicht demokratisch"

Herr sagt dazu: „Ich glaube, das ist eine Forderung, die langfristig ist. Wir werden nicht von heute auf morgen alles verstaatlichen. Es geht grundsätzlich darum, dass wir derzeit in einem Wirtschaftssystem leben, das nicht demokratisch funktioniert. Es arbeiten ganz viele Menschen gemeinsam daran, dass man Wertschöpfung und Gewinne erzielt. Nur diese werden dann nicht auf alle verteilt, sondern die Gewinne landen in den Händen einiger weniger.“

Gefragt zum Thema Löhne und Kollektivverträge und einem von der SJ georteten „kapitalistischen Ausbeutungsprozess durch Minderung von Einkommen“ sagt Herr: „Prinzipiell würde ich die Situation so analysieren: Wir leben schon in einem Wirtschaftssystem, das ganz klar die Profite von einigen wenigen über das Interesse der Bevölkerung stellt.“

Herr wolle die EU und Brüssel „auf den Kopf stellen“ – sowohl strukturell als auch politisch. Die Angst vor dem sozialen Abstieg würde in Österreich und ganz Europa die Wähler den Rechtspopulisten in die Arme treiben. Das Thema Nummer eins sei bei den Jungen derzeit Umweltschutz. Auch hier sieht Herr die Wirtschaft hauptverantwortlich für die „Ausbeutung“ des Ökosystems.

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