Erstes Treffen von Chinas Vize und Obama

Erstes Treffen von Chinas Vize und Obama
Chinas Vizepräsident Xi Jinping, der 2013 die Führung übernehmen soll, absolviert seinen "Antrittsbesuch" im Weißen Haus.

Es war ein Treffen jenseits aller Routine: Barack Obama empfing am Dienstag den chinesischen Vizepräsidenten Xi Jinping im Weißen Haus – jenen Mann, der im nächsten Jahr die Führung der aufstrebenden Supermacht mit ihren 1,3 Milliarden Menschen übernehmen soll und in dessen Amtszeit sie womöglich die Vereinigten Staaten als größte Wirtschaftsmacht der Welt überflügeln könnte.

Abseits aller diplomatischen Höflichkeitsfloskeln hatte der US-Präsident mit dem spannenden Gast aus Peking jede Menge Kontroversielles zu besprechen: Protestierende Exil-Tibeter vor dem Weißen Haus erinnerten an Chinas hartes Vorgehen in den Tibeter-Gebieten. Am Montag hatte sich dort erneut ein tibetischer Mönch aus Protest selbst verbrannt.

Militärpräsenz

Die USA werfen Peking auch vor, den Yuan künstlich niedrig zu halten, um die eigenen Exporte anzukurbeln. Zugleich werde der Zugang zum chinesischen Markt erschwert. Peking wiederum ist verärgert über die steigende Militärpräsenz der USA im pazifischen Raum.

Doch eigentliches Ziel des Treffens war es, die persönliche Chemie zwischen Obama und Xi zu testen. Die beiden hochgewachsenen Politiker konnten aneinander Maß nehmen. Denn obwohl Xi seit Jahren zum neuen starken Mann Chinas aufgebaut wird, ist er für den Westen noch schwer einzuschätzen.

Der 58-Jährige entstammt dem sogenannten KP-Adel. Sein Vater kämpfte an der Seite Mao Zedongs, stieg zum Vize-Premier auf und schaffte ein Comeback nach Jahren der Ächtung. Während der Kulturrevolution wurde sein 15-jähriger Sohn aufs Land geschickt, wo er in einer der traditionellen Höhlenwohnungen in den Löss-Gebieten der Provinz Shaanxi lebte.

Weil sein Vater in Ungnade gefallen war, musste Xi seinen Antrag auf Aufnahme in die KP zehn Mal wiederholen, ehe er Mitglied wurde. Doch dann kletterte er nach seinem Studium der Chemie in Peking rasch die politische Karriere-Leiter nach oben. Dazu machte er den üblichen Umweg über mehrere Provinzen.

Im Oktober 2007 wurde Xi Mitglied des Ständigen Ausschusses des KP-Politbüros, im Jahr darauf Vizepräsident Chinas, 2010 dann Vize-Vorsitzender der Zentralen Militärkommission – alles sorgfältig choreografierte Schritte auf dem Weg zur Spitze. Es gilt als fix, dass Xi im Herbst Hu Jintao als Parteichef, im März 2013 dann als Staatspräsident ablösen wird.

Machtwechsel in China sind meist von internen Machtkämpfen und großer Nervosität begleitet. So ist es bezeichnend, dass Amtsinhaber Hu ursprünglich einen anderen Nachfolger auserkoren hatte, sein nach wie vor mächtiger Vorgänger Jang Zemin aber seinen Schützling Xi durchsetzte. Der hält sich in der heiklen Phase des Übergangs mit Grundsatzaussagen über mögliche neue Weichenstellungen zurück.

Hollywood

Auch über Xis private Interessen ist wenig bekannt. Angeblich schaut er sich gerne Hollywood-Filme über den Zweiten Weltkrieg an. Für Glamour sorgt seine zweite Frau Peng Liyuan. Die 49-jährige Generalmajorin ist Star einer Sängertruppe der Volksbefreiungsarmee und oft im Fernsehen zu sehen. Ihre gemeinsame 19-jährige Tochter studiert inkognito an der US-Elite-Uni Harvard.

Xi dürfte einen Sinn für medial wirksames Auftreten haben. Im Zuge seiner US-Reise trifft er nicht nur die Spitzen der amerikanischen Politik, sondern auch jenen Bauern im Bundesstaat Iowa, den er 1985 auf einer Studienreise kennengelernt hatte.

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