Erotik-Bestseller: Sie weiß, was Frauen wollen

Erotik-Bestseller: Sie weiß, was Frauen wollen
"Shades of Grey" wurde häufiger verkauft als Dan Browns "Da Vinci Code" und erscheint am 7. Juli auf Deutsch. KURIER-Kolumnistin Gabriele Kuhn sprach mit Autorin E. L. James.

Rein literarisch betrachtet, ist die Erotik-Trilogie "Shades of Grey" kein Höhepunkt. Da wird halt gezüngelt, gekommen, gestöhnt und gepeitscht. Und doch ist der britischen Autorin E. L. James (alias Erika Mitchell-Leonard) damit etwas gelungen, von dem andere Schreiber nur träumen. Ein Zufallstreffer. Mit dem Plot vom Geschäftsmann, der eine jungfräuliche Studentin sexuell unterwirft, wurde James überraschend zur Buchmillionärin.

Die Britin mit chilenischen Wurzeln – sie lebt mit Ehemann Niall Leonard und zwei Teenagern in einem kleinen Haus – könnte sich von ihrem frischen Geld jetzt nicht nur mehrere Prada-Täschchen kaufen, sondern auch eine Villa am Meer. Oder diamantbesetzte Handschellen. Kolportiert wird, dass sie sich bisher nur ein neues Auto gegönnt hat. Einen Volkswagen.

Inzwischen läuft der Erfolg weiter: Die Trilogie rangiert auf den ersten Plätzen britischer und US-amerikanischer Bestseller-Listen – und hat damit Harry Potter oder Dan Browns "Da Vinci Code" überholt. Am 9. Juli erscheint "Shades of Grey", Teil 1, auf Deutsch (Einen Kommentar zur Trilogie lesen Sie hier). Dazu kommen Übersetzungsrechte in 37 Ländern – und Hollywood mischt auch schon mit.

Kostprobe gefällig? "Ich liege splitternackt auf dem Bett, an Händen und Füßen mit Ledermanschetten an die Bettpfosten gefesselt. Er beugt sich vor und lässt die Gertenspitze langsam über meine Stirn, meine Nase und meine halb geöffneten Lippen gleiten. Dann schiebt er sie mir in den Mund, so dass ich den Geschmack des weichen, glatten Leders auf der Zunge habe. ,Saug", befiehlt er mit sanfter Stimme."

"The Book"

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Frauen zwischen 30 und 55 lieben das. Angeblich. Laut Umfrage der New York Posthat das Gros der Leserinnen die Trilogie in weniger als zehn Tagen verschlungen. In den USA sprechen viele Damen nur mehr von "The Book".

Doch wie darf man sich eine Frau mit derart reger Fantasie vorstellen? 1987 hat Erika ihren Niall geheiratet – der so wie sie in der TV-Branche arbeitete. Man lebt in der Vorstadt. Bilder und TV-Interviews zeigen eine Frau, die aussieht, als würde sie gerne kochen und essen. Ihr Dekolleté ist so üppig wie der Schmuck, den sie trägt. Die Haare sind dicht und schwarz. Schön? So richtig schön ist sie nicht. Herb, vielleicht. Und sie wirkt manchmal etwas reserviert.

Nur wenn sie über ihre Bücher spricht, wird sie nachdrücklich. Es scheint ihr ein Anliegen zu sein, alles ins rechte Licht zu rücken. Nein, vulgäre Sprache mag sie eigentlich nicht. Eine Liebesgeschichte sei das doch – eine Romanze! Inspirieren hätte sie sich von den Twilight-Büchern lassen. Die liebt sie, die hat sie gelesen.

Irgendwann begann sich der Plot in ihrem Kopf zu verselbstständigen – James schuf ihre eigene Interpretation des Edward-Bella-Epos. Fan-Fiction erst, dann kam der Vertrag mit einem kleinen Verlag. Man konnte ihr Werk als eBook kaufen. Oder als "Book on demand". Ein bisschen Mundpropaganda – der Rest ist Geschichte.

Sex-Kolumnistin fragt Sexbuch-Autorin

Erotik-Bestseller: Sie weiß, was Frauen wollen

Gabriele Kuhn: Wie erklären Sie sich den Erfolg ? Ich habe das Gefühl, Frauen haben auf Ihr Buch gewartet.

E.L. James: Ich kann mir das selbst nicht erklären und bin sehr überrascht von den Reaktionen auf meine Bücher. Ich hätte mir diesen Erfolg nie träumen lassen. Mein einziger Wunsch war, meine Bücher in einer Buchhandlung zu sehen, nachdem sie als eBook und "Book on demand" erhältlich waren.

Wie hat sich Ihr Leben seit Ihrem Nummer-1-Hit eigentlich verändert?

Ich reise viel mehr!

Als Sexkolumnistin weiß ich, dass manche vermuten, die Autorin ist, was sie schreibt. Wie ist Ihre Erfahrung – haben Sie viele Liebesbriefe von Männern bekommen?

Ich habe keinen einzigen Liebesbrief von männlichen Fans bekommen! Stattdessen viele nette Mails von Leserinnen und ein paar von Männern. Aber keine Liebesbriefe! Ich denke, viele Leser vermuten, dass ich in die BDSM-Szene gehöre – ich lasse sie ruhig weiter spekulieren.

Was trieb Sie beim Verfassen Ihrer Trilogie an?

Ich wollte eine leidenschaftliche Liebesgeschichte schreiben – das war die Motivation. Ich wollte auch mit der Idee spielen und spekulieren, was passieren würde, wenn man jemanden trifft, der BDSM mag, aber man selbst nicht.

Wie reagieren Freunde und Familie auf den Erfolg?

Alle unterstützen mich sehr – und sind auch überrascht.

Wie geht ’s weiter – gibt es Pläne für eine neue erotische Geschichte?

Ja, ich möchte meine erste Geschichte neu schreiben – aber ich habe auch Pläne für einen Thriller und weitere Erotik-Bücher. Dafür brauche ich allerdings Zeit!

Weiterführende Links

Liebesromanze: Inklusive Peitsche

Es kommt! Am 9. Juli 2012 wird der erste Band "Shades of Grey – Geheimes Verlangen" bei Goldmann auf Deutsch erscheinen. Band zwei ("Shades of Grey – Gefährliche Liebe") folgt am 8. Oktober 2012, Band drei ("Shades of Grey – Befreite Lust") am 14. Januar 2013. Alle drei Bände werden als Printausgabe, als eBook und als Hörbuch angeboten.

Blog & Facebook Wer zu Shades of Grey auf dem Laufenden bleiben möchte, kann hier schmökern: www.shadesofgreybuecher.wordpress.com Auf Facebook gibt es eine Fanseite.

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