Entführungsalarm am Millstätter See

War es ein schlechter Scherz oder eine "Geschichte im Rausch"? Ein Unbekannter hatte Mittwochabend im Jugendcamp "Royal X" in Seeboden am Millstätter See die neunjährige Elena aus Villach im Eingangsbereich bedrängt. Der anfängliche Entführungsalarm konnte Donnerstagnachmittag relativiert werden.

Ein Unbekannter hätte das Mädchen am Handgelenk gepackt, ihm eine Schlaufe herumgelegt und sei dann weggerannt. Der Mann sei etwa 30 Jahre alt gewesen und hätte nackenlange, schwarze Haare gehabt. Bekleidet wäre er mit gelber Hose, weißem T-Shirt und Sonnenbrille. Diesen Vorfall erzählte die Neunjährige gleich danach einer Betreuerin. Diese schlug Alarm. Eine sofort eingeleitete Fahndung der Polizei in der Nacht blieb jedoch erfolglos.

Nach Hause

Philipp Gruber, 44, Geschäftsführer des Jugendcamps: "Das Mädchen war mit der Gruppe beim Beachvolleyball und ist dann offenbar kurz weggegangen." Das Kind habe aber weder verschreckt noch verängstigt oder verstört gewirkt. Es habe auch nicht geweint, erzählt Gruber. "Sie war erstaunlich gefasst und wollte im Camp bleiben."

Schreien und weglaufen hätte sie sich in diesem Augenblick nicht getraut, hatte Elena erklärt. Sie und ihre elfjährige Schwester, die sich seit Sonntag beim Sport- und Actioncamp ein Zimmer geteilt hatten, wurden von der Mutter noch Mittwochnacht abgeholt.

Der Vorfall soll im Eingangsbereich passiert sein. "Von diesem Bereich ist auf der Videoüberwachung nichts zu sehen", bedauert Gruber. Und es gibt auch keinen Zeugen für den Übergriff. Obwohl bereits jetzt die ganze Nacht ein Wachdienst patrouilliert, will Gruber die Security noch verstärken.

Es gab auch Anfragen besorgter Eltern. Allerdings: "Wir sind ja kein Gefängnis."

Donnerstagnachmittag wurde das Mädchen nochmals in Beisein einer Polizistin und ihrer Mutter befragt. Danach stellte sich die Sache anders dar. "Es war keine Entführung", erklärte Polizeisprecher Rainer Dionisio. "Tatsächlich ist ein Unbekannter zu dem Mädchen gekommen. Er hat nach Alkohol gerochen, ihr die Schlaufe ums Handgelenk gelegt, hat sich umgedreht und ist gegangen."

Es sei keine Gewalt im Spiel gewesen. Die Sache sei an sich nicht strafbar, aber: "Wir fahnden weiter nach ihm", betonte Dionisio. "Wir wollen wissen, was er sich dabei gedacht hat."