Ennstal will Problembären loswerden

Ennstal will Problembären loswerden
Der Braunbär "KJ262" reißt weiter Schafe. Krampfhaft werden Lösungen gesucht. Den Bauern reißt die Geduld.

Die Stimmung unter elf betroffenen Schafbauern ist gereizt. Nahezu täglich finden sie in den Almgebieten über Donnersbachwald Kadaver von Tieren, die der Braunbär mit dem Code "KJ262" gerissen hat. Dabei sind noch längst nicht alle Weidegebiete auf 1000 Hektar abgesucht.

35 von 450 Schafen verendeten bisher qualvoll. "Der Bär tötet aus Jagdtrieb, nicht aus Hunger", beschreibt Christian Sulzbacher von der Bezirksbehörde Liezen. Lokalaugenschein des KURIER bei zwei Schafzüchtern. "Von uns aus gehört der Bär erschossen", befindet Karl Grießebner aus Moosheim. Alle 50 Meter habe ich Kadaver gefunden. Das ist doch nicht normal. Der Bär reißt den Tieren die Bäuche auf, frisst aber nichts."

Reinhold Reith aus Niederöblarn fordert rasche Lösungen: "Betäuben und abtransportieren – wohin auch immer. Ich sehe nicht ein, dass wir Bauern mit unserer Almbewirtschaftung nachgeben müssen. Die Wiesen im Tal sind gemäht, woher soll das Futter kommen?"

Ein Großteil der Schafe wurde abgetrieben. Mittwochabend wurde in Irdning eine Krisensitzung abgehalten. Bärenanwalt Jörg Rauer hatte keinen leichten Stand. Der Wildbiologe verdeutlichte: Abschießen sei ein absolutes No-go. Auch von einer Betäubung hält er nichts. "Wer würde diesen Bären schon haben wollen?" In einem Gehege könne das Tier, das seit Jahren in der freien Wildbahn lebt, nicht gehalten werden.

Noch mehr tote Tiere

Amtstierarzt Robert Gruber meinte, es käme einem Lottosechser gleich, wenn man dem Bären mit dem Betäubungsgewehr so nahe käme, dass man ihn auch wirklich gut treffe. Er überlegt, wir man das Raubtier vergrämen könnte. Lärm machen wird etwa überlegt. "Die Zahl der gerissenen Schafe wird sich noch erhöhen."

Im Ennstal schaut man gespannt zur Landesregierung nach Graz. FPÖ-Landesrat Gerhard Kurzmann ist für den Artenschutz zuständig und putzt sich ab. Er warte auf das Gutachten des Bärenanwalts. Seine Empfehlungen seien umzusetzen.
Mit 100 bis 200 Euro will man die Bauern pro Schaf abspeisen. Dabei ist allein ein prämiertes Zuchttier 3000 Euro wert.

Agrarlandesrat Hans Seitinger, ÖVP, ist für Narkotisieren und Abtransport: "Am besten nach Slowenien in eines der Gehege." Der Landwirtschaft entstehe enormer Schaden. "Für Touristen auf Wanderwegen ist der Bär auch ein schreckliches Szenario."
Zwei russische Gäste wandern im betroffenen Gebiet. "Endlich passiert etwas", befindet Natalie in der Abgeschiedenheit von Donnersbachwald.

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