Elsners Urlaub provoziert die Justiz

Elsners Urlaub provoziert die Justiz
Während das Gericht Elsner für prozessfähig befindet, fährt der Ex-Bawag-Chef zur Kur nach Tirol. Holt ihn die Polizei zum Prozess?

Helmut Elsner spaziert über den Graben, frühstückt im Café Schwarzenberg, reist ins Salzkammergut und verbringt das Wochenende im noblen Spa-Hotel Waldhof am Fuschlsee, was sich bis ins Wiener "Landl" herumspricht. Dort ist auch noch das vor wenigen Wochen zufällig geschossene Foto in Erinnerung, das den haftunfähigen Ex-Bawag-Chef um 2.30 Uhr Früh beim Tanzen in der Eden Bar zeigt.

Stellt man sich so einen schwer Herzkranken vor, der angeblich nicht verhandlungsfähig ist und daher keine zwei, drei Stunden lang als Angeklagter bei der Neuauflage des Bawag-Prozesses erscheinen kann?

Gutachten

Die Geduld des Richters Christian Böhm scheint nun ausgereizt zu sein. Am Montag verkündete er in der Verhandlung, dass der von ihm mit einem Gutachten beauftragte AKH-Internist Prof. Günter Steurer dem 77-Jährigen sehr wohl Verhandlungsfähigkeit attestiert. Damit hat Elsner am Dienstag nach Pfingsten auf der Anklagebank Platz zu nehmen.

Dieser wurde von seiner Frau Ruth aber just an diesem Montag nach dem Zwischenstopp in Fuschl zur mehrwöchigen Erholungskur in eine Reha-Klinik nach Tirol chauffiert. Der Kardiologe Prof. Kurt Huber vom Wilhelminenspital hatte wegen der Verschlechterung des Gesundheitszustandes (ein Bypass soll verschlossen sein) dazu geraten und vor jeglicher Aufregung gewarnt. Elsners Anwalt Jürgen Stephan Mertens erklärte gegenüber dem KURIER, Elsner werde die Kur wegen des Gerichtstermins nicht unterbrechen.

Gerichtssprecher Christian Gneist sagt, es liege in der Hand des Richters, den Beschuldigten durch die Exekutive vorführen zu lassen. Woher auch immer. In seiner Ladung wurde Elsner bereits vorgewarnt, dass ihm das im Fall des ungerechtfertigten Ausbleibens blüht.

Elsner versucht inzwischen, das Gutachten von Steurer durch eine Anzeige wegen Befangenheit gegen den Internisten auszuhebeln. Dieser habe bereits mehrfach über ihn befunden, ohne auf das aktuelle Krankheitsbild einzugehen. Außerdem verfüge er über kein neurologisches Fachwissen.

Allerdings ist Elsner auch schon mit seinem Befangenheitsantrag gegen Richter Böhm abgeblitzt.

Vollzugstauglich?

Auch an einer anderen Front wird es für den Ex-Bawag-Chef schön langsam eng. Die Kontrolle seiner vorläufigen Haftuntauglichkeit (Elsner wurde im Juli 2011 als Todkranker aus dem Gefängnis entlassen) ist nun abgeschlossen. Das Gutachten des Kardiologen liegt bereits länger vor und ist dem Vernehmen nach für Elsner nicht so günstig.

Nun hat auch Psychiater Heinz Pfolz seine neurologische Begutachtung abgeschlossen. Elsner hat zwei Wochen Zeit, dazu Stellung zu nehmen, dann wird der neue Beschluss der zuständigen Richterin Sonja Höpler-Salat erwartet. Und dieser könnte die Wiederherstellung der Vollzugstauglichkeit erklären. Damit müsste der 77-Jährige den Rest seiner Haftzeit absitzen. Fünfeinhalb Jahre sind regulär noch offen, sofern Elsner nicht ein Teil bedingt nachgesehen wird.

Flöttl und die "Hasardeure" Hauptdarsteller im neu aufgerollten Bawag-Prozess war am Montag – auch wenn ihm der abwesende Elsner die Show stahl – Investmentbanker Wolfgang Flöttl. Der Spekulant wurde zu den sogenannten Unibonds befragt, das waren die nach US-Universitäten benannten Wertpapierveranlagungen, mit denen die Bawag-Verluste durch neue Spekulationen ausgeglichen werden sollten. Laut Flöttl war es das Ziel, die Verluste in fünf bis sechs Jahren zurückzugewinnen. Doch dazu brauche man "Hasardeure", sagte Flöttl. Ab Dienstag beginnen die Einvernahmen der Zeugen. Für 13. Juni ist Elsner-Nachfolger Johann Zwettler in den Zeugenstand geladen.

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