Dubai: Prozess gegen Arzt erneut vertagt

Dubai: Prozess gegen Arzt erneut vertagt
Gespräche über die temporäre Ausreise des angeklagten Mediziners laufen. Heimische Beamte sollen vor Ort vermitteln.

Der oberösterreichische Mediziner Eugen Adelsmayr, 52, wird vom Schicksal gebeutelt. Am Mittwoch endete die dritte Verhandlung vor einem Gericht in Dubai wegen "geplanten Mordes" ergebnislos. Und aus Bad Ischl, seiner Heimat, kommen erschütternde Nachrichten: "Bei meiner Frau wurde eine bösartige Krankheit diagnostiziert. Ich muss jetzt dringend heim", sagt er. Hohe politische Vertreter verhandeln nun hinter den Kulissen, ob und wie Adelsmayr für begrenzte Zeit seine Frau in Österreich besuchen kann.

Der Reihe nach: Die Dubaier Justiz klagte den Intensivmediziner an, weil er einen Patienten im Jahr 2009 falsch behandelt und ihm Hilfe vorenthalten haben soll. Strafrahmen: drei Jahre Haft bis zu Todesstrafe. Der 52-Jährige streitet alles ab und vermutet, dass eine Intrige eines Ex-Kollegen dahintersteckt.

Dem Arzt droht ein Endlosverfahren. Am Mittwoch wurde der Prozess zum dritten Mal vertagt (auf 25. September). Der banale Grund: Die Zeugenbank war leer geblieben. Die fünf Zeugen der Anklage - allesamt Ex-Kollegen - schwänzten den Prozess, obwohl ihr Arbeitsplatz, das Rashid Hospital, nur fünf Gehminuten entfernt liegt. "Die Maske", sagt Adelsmayr, "ist nun ab." Er spricht von einer Farce. "Dass alle fünf nicht erscheinen, ist sehr komisch." Der Oberösterreicher vermutet eine akkordierte Aktion der Gesundheitsbehörde hinter dem kollektiven Fernbleiben. Abseits des Juristischen hat der Fall auch eine tragische Wende genommen. "Für mich zählt jetzt jede Minute", erzählt Adelsmayr. Vor drei Wochen diagnostizierten Ärzte bei seiner Ehefrau eine schwere Krankheit. "Ich will für kurze Zeit heim zu ihr."

„Humanitärer Notfall“

Im Hintergrund bemühen sich hohe politische Kreise, Adelsmayr eine temporäre Ausreise zu ermöglichen. Bundespräsident Heinz Fischer und Außenminister Michael Spindelegger erklärten den 52-Jährigen "zu einem humanitären Notfall". Direkte Kontakte mit dem Dubaier Kabinett gab es bereits - mit Erfolg. Unter Auflagen könnte der Mediziner seinen konfiszierten Pass zurückbekommen. Konkret spießt es sich an einer Frage: Wer garantiert den Dubaier Behörden, dass der Mordverdächtige zurückkehrt? "Ich bin doch nicht blöd, haue ab und lasse mich ein Leben lang von Interpol jagen", beteuert Adelsmayr. Seine "Verpflichtungserklärung" reicht aber nicht. Die Dubaier Behörden verlangen, dass sich die Republik verpflichtet, Adelsmayr im Fall der Fälle auszuliefern. Das ist rechtlich ausgeschlossen, weil Österreich keine Staatsbürger an Drittländer ausliefert. "Wir können so eine Verpflichtung nicht eingehen", erklärt Peter Launsky-Tieffenthal, Sprecher des Außenministeriums. "Wir versuchen, dieses Hindernis aus dem Weg zu räumen." Das Außenministerium entsendet deshalb nun zwei hochrangige Beamte, die vor Ort vermitteln sollen.

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