Dubai-Arzt: Rückkehr mit Zweifeln im Gepäck

Dubai-Arzt: Rückkehr mit Zweifeln im Gepäck
Eugen Adelsmayr kehrt nach Dubai zurück, um sich den Vorwürfen zu stellen. Er hofft, danach wieder heimreisen zu dürfen.

Katrin, der Hausberg der Bad Ischler, ist in dichte Wolken gehüllt. Kurz blinzelt die Sonne durch die graue Decke. Eugen Adelsmayr (52) genießt die kühlen Temperaturen und die raren Sonnenstrahlen auf seiner Terrasse. Hund Abu holt sich Streicheleinheiten ab. "Ich tanke hier Kraft", erzählt der Arzt.

Es ist der vorletzte Tag in der Bad Ischler Idylle. Der vorletzte Tag bei seiner schwer kranken Frau, für die er sich derzeit aufopfert, bevor der Mediziner am 14. Oktober nach Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) zurückreist. Viele raten dem Anästhesisten davon ab. Anrufer, Briefeschreiber, seine Mutter: "Viele sagen mir, ich soll hier bleiben.", erzählt er. "Aber ich werde das durchziehen, und meine Familie unterstützt mich dabei."

Am Sonntag, 9 Uhr Ortszeit, muss der Mediziner vor den Dubai Courts zur nächsten Prozessrunde erscheinen. Die Staatsanwaltschaft bezichtigt ihn, im Jahr 2009 einem Patienten Hilfe vorenthalten und ihn falsch behandelt zu haben. Eine Verurteilung wegen geplanten Mordes brächte ihn zumindest drei Jahre ins Gefängnis, im schlimmsten Fall die Todesstrafe, die der Staatsanwalt fordert. Adelsmayr nennt die Anklage "absurd".

Temporäre Ausreise

Dubai-Arzt: Rückkehr mit Zweifeln im Gepäck

Lange haben Politiker und Diplomaten für eine temporäre Ausreise des Arztes gekämpft, damit er seine inzwischen schwer erkrankte Frau besuchen kann. Die Dubaier Behörden verzichteten zuletzt sogar auf die lange geforderte Garantie, den Oberösterreicher wieder auszuliefern, und händigten ihm seinen konfiszierten Pass aus. Seit 28. September ist er nun in Österreich. Versorgt seine kranke Frau, kocht, putzt - Verschnaufpausen sind die Ausnahme.

Niemand kann ihn zu einer Rückkehr zwingen. Niemand wird ihn in Österreich verfolgen. Und viele hätten Verständnis, wenn er seine Heimat einem fragwürdigen Gerichtsprozess, an dessen Ende die Todesstrafe stehen könnte, vorzieht. "Ich habe mein Wort gegeben. Und es geht mir um Gerechtigkeit", sagt Adelsmayr. Dennoch wird er mit Zweifeln im Gepäck nach Dubai reisen. Darf er, wie es ihm zugesagt wurde, nach dem Prozess wieder heimreisen? Oder droht ihm gar die U-Haft? "An meiner Motivation", sagt Adelsmayr, "ändert dies nichts".

Unterstützung

Außenminister Michael Spindelegger sagte ihm persönlich die volle konsularische Unterstützung zu. Die Rechtshilfe-Chefin des Außenministeriums, Elisabeth Ellison-Kramer, wird ihn zum Prozess begleiten. Abseits davon bekommt Adelsmayr viel Zuspruch. Ein Wildfremder schenkte ihm eine hölzerne Marienstatue, zig Briefe landeten in seinem Postkasten, ein Anrufer bot ihm gar an, direkt mit einem Emir zu verhandeln.

Der Bad Ischler hat keine schlechten Karten vor Gericht. "Die bisherigen Zeugen haben mich nicht belastet." Am Sonntag sind jener Arzt, der laut Adelsmayr die "Intrige" eingefädelt und die Anzeige erstattet hat, und eine Krankenschwester am Wort. "Ich habe gehört, dass auf die Zeugin Druck ausgeübt wird. Das bereitet mir Kopfzerbrechen", sagt der 52-Jährige. Erst später kommen seine Zeugen, er selbst und Gutachter zu Wort.

Läuft alles nach Plan, dann wird er am kommenden Dienstag bis zum nächsten Gerichtstermin heimkehren. Langsam wird das Geld knapp. Adelsmayr ist suspendiert, hat kein Einkommen, jedoch immense Ausgaben. "Ein paar Monate geht das noch." Dennoch bereitet er sich "gedanklich auf einen neuen Job vor". Ob dieser in Dubai sein wird, steht in den Sternen. "Es hängt alles vom Gesundheitszustand meiner Frau ab."

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