Dubai-Arzt für 20 Tage ein freier Mann

Dubai-Arzt für 20 Tage ein freier Mann
Der in Dubai wegen Mordes angeklagte Arzt darf aus humanitären Gründen heim, um seine kranke Frau zu besuchen.

Er hütet ihn wie seinen Augapfel. "Ich hab' meinen Pass zurück", jubelt Eugen Adelsmayr. Jetzt "darf er mir nur nicht gestohlen werden".

Der Anästhesist aus Bad Ischl (OÖ), der seit Juli in Dubai wegen Mordes vor Gericht steht, ist seit Dienstagvormittag ein freier Mann. Zumindest vorerst: Bis zur nächsten Prozessrunde am 16. Oktober darf der 52-Jährige die Vereinigten Arabischen Emirate verlassen, um seine schwer kranke Frau in Bad Ischl zu besuchen. Der temporären Ausreise aus humanitären Gründen ging ein diplomatisches Tauziehen voraus.
"Endlich hab' ich Zeit, um mich um meine Frau zu kümmern." Seit Wochen hat Adelsmayr dafür gekämpft.

Der Arzt geriet nach dem Tod eines Patienten im Jahr 2009 ins Visier der Justiz. Ein Ex-Kollege hatte den leitenden Anästhesisten angeschwärzt. Obwohl ihn eine Experten-Kommission freisprach, erhob der Staatsanwalt Anklage wegen geplanten Mordes. Der Strafrahmen reicht von drei Jahren unbedingter Haft bis zur (vom Staatsanwalt geforderten) Todesstrafe. Der Hauptvorwurf: Adelsmayr soll per Order untersagt haben, einen querschnittgelähmten Patienten mit Hirnschäden zu reanimieren.

"Pass abholen?"

Dubai-Arzt für 20 Tage ein freier Mann

Der 52-Jährige stritt dies vehement ab, stand am Sonntag zum dritten Mal in einem Gerichtssaal der Dubai Courts und musste vor neun Wochen einen schweren Schicksalsschlag wegstecken. Seine Frau erhielt eine schlimme Diagnose. "Ich will heim, um meine schwer kranke Frau zu besuchen", erklärte der Bad Ischler. Am Dienstagvormittag läutete Adelsmayrs Handy: "Wollen Sie sich Ihren Pass abholen?"; "Dafür hab' ich sicher Zeit", antwortete Adelsmayr.

Die Frohbotschaft am Telefon überbrachte Elisabeth Ellison-Kramer, die Rechtshilfe-Chefin im Außenministerium. Sie vermittelt zum zweiten Mal in Dubai - diesmal mit Erfolg. Nach einem finalen Gespräch mit dem Kabinettschef des stellvertretenden Emirs händigte der Oberstaatsanwalt ihr und dem österreichischen Botschafter den konfiszierten Pass des Arztes aus.

Der heikle Justizfall beschäftigte hohe politische Kreise: Der Bundespräsident erklärte ihn zu einem "humanitären Notfall"; Außenminister Michael Spindelegger führte am Rande der UN-Konferenz in New York ein "gutes Gespräch" mit seinem Pendant aus dem Wüstenstaat. Spindelegger verkündete auch am Dienstag die Heimkehr des Mediziners.

Keine Bürgschaft

Die Dubaier Behörden rückten nun von ihrer Bedingung ab. Sie hatten eine Garantie verlangt, wonach Österreich den Mordverdächtigen wieder ausliefern müsse. Der Deal platzte - Österreich darf eine solche Bürgschaft nicht eingehen. Den Durchbruch erzielte man mit einer sehr vagen Formulierung: Österreich, heißt es sinngemäß, setze sich für eine Rückkehr Adelsmayrs ein. "Es gab großes Verständnis für die humanitäre Situation", sagt Peter Launsky-Tieffenthal, Sprecher des Außenministeriums. Und es sei vorstellbar, dass Adelsmayr zukünftig nur mehr während der Verhandlungen in Dubai anwesend sein muss.
Eine persönliche Rückkehr-Garantie hat Adelsmayr bereits vor Wochen bei den Behörden hinterlegt. "Ich werde mich dem Prozess stellen", sagt er. Die Chancen für einen Freispruch stehen nach den ersten Zeugenaussagen gut.

Am Mittwoch um 5.45 Uhr soll der Oberösterreicher in Wien ankommen. "Wir warten seit Wochen darauf. Wir sind alle aus dem Häuschen", freut sich sein Sohn Gabriel. Seit Wochen kümmern sich er und sein Bruder Tassilo um die kranke Mutter. "Ich freu' mich, dass ich zu meiner Frau darf und die beiden entlasten kann", sagt ihr Vater. Adelsmayrs Freude ist aber auch getrübt: "Meine Frau musste heute ins Spital. Wir werden nicht gemeinsam zu Hause sein."

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