DSK: Zuhälterei und Korruptionsverdacht

DSK: Zuhälterei und Korruptionsverdacht
Dominique Strauss-Kahn wurde gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt, steht aber in Frankreich unter Polizeiaufsicht.

Die Karriere des 62-jährigen ehemaligen IWF-Chefs ist irreparabel zerstört, sein Ruf als "verlässlicher Typ" und als Mensch ruiniert. Und trotzdem trauern ihm viele Franzosen nach, weil er immer noch als "Retter Frankreichs" gesehen wird. Viele hätten ihm zugetraut, dass er als möglicher Präsident der Linken die Wirtschaft auf Vordermann hätte bringen können.

Montagabend wurde gegen den Wirtschaftsprofessor nach einer neuerlichen stundenlangen Befragung durch Staatsanwälte in Lille vorläufige Anklage wegen organisierter Zuhälterei und Beihilfe zur Veruntreuung von Firmengeldern erhoben, weil er an gesponserten Sexpartys in Lille, Paris, Brüssel und Washington teilgenommen hatte. Der Verdacht der Korruption steht im Raum.

Nach französischem Recht bedeutet eine vorläufige Anklage, dass die Behörden annehmen, dass eine Straftat begangen wurde. Diese Regelung soll ihnen mehr Zeit für die Ermittlungen geben.

Strauss-Kahn bestreitet gar nicht, an den Sexpartys teilgenommen zu haben. Er will allerdings nicht gewusst haben, dass seine dubiosen Freunde, die meisten Geschäftsleute oder höhere Angestellte, dazu Prostituierte angeheuert und bezahlt haben. Nach Einschätzungen der Ermittler könnte er von veruntreuten Firmengeldern profitiert haben. Auch die Nummer zwei der nordfranzösischen Polizei soll an den Partys teilgenommen haben und steht im Visier der Justiz.

Kein Kontakt

Der belgische Geschäftsmann Dominique Alderweireld wird der Zuhälterei verdächtigt. Seine Freundin Beatrice Legrain soll eine Schlüsselrolle im Luxus-Prostitutionsring gespielt haben.
Strauss-Kahn musste 100.000 € Kaution hinterlegen und wurde unter strengen Auflagen auf freien Fuß gesetzt. Er darf mit den anderen Verdächtigen keinen Kontakt mehr aufnehmen.

Schwer vorstellbar, dass Strauss-Kahn noch häufig zu Vorträgen eingeladen wird. In Cambridge wurde er von Studenten ausgebuht, die schrien „wir sind alle Kindermädchen“. In New York hat er ein Zivilverfahren wegen der Vergewaltigungsvorwürfe, das viel Geld kosten könnte. In Frankreich stehen auf Beteiligung an Zuhälterei bis zu 20 Jahre Haft.

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